Bauern wollen Wolf notfalls schießen dürfen

Tirols Bauernvertreter mobilisieren erneut gegen den Wolf. Anlässlich der Wolfsrisse in Nachbarländern präsentierten Bauernbund und Landwirtschaftskammer einen „Aktionsplan Wolf“ mit vielen Forderungen, darunter auch die Abschussmöglichkeit.

Bauernbund und Landwirtschaftskammer fordern in der am Freitag präsentierten Position die Abschussmöglichkeit trotz Artenschutzes wo Prävention nicht möglich sei, und auch für Wölfe, die eine bestehende Schutzzone überwinden. Die Sicherheit der Menschen im Freien müsse gewährleistet sein, die Alm- und Weidehaltung sei zu schützen und ihr im Verhältnis zum Wolf der Vorrang einzuräumen.

Es bedürfe einer Folgenabschätzung zur Eignung Tirols als Wolfs-Lebensraum sowie eine Experteneinschätzung zur Frage, wo Präventionsmaßnahmen überhaupt möglich seien. Öffentliche Mittel und Geld, das von NGOs für den Schutz des Wolfes gesammelt würde, soll in die Schadensbegleichung fließen. Außerdem fordern die Bauern eine Umkehr der Beweispflicht von vermuteten Wolfsrissen weg vom Tierhalter hin zu den Behörden.

„Bauern wollen kein Wolfsfutter produzieren“

Zwar gebe es in Tirol derzeit keinen Wolf. Wenn sich ein Wolf aber angesiedelt habe, bekäme die Problematik schlagartig neue Virulenz, hieß es am Freitag in der Presseabteilung der Landwirtschaftskammer. Bei gerissenen Schafen sei das Hauptproblem nicht die finanzielle Abgeltung, sondern der ideelle Wert. „Die Bauern wollen nicht Wolfsfutter produzieren“, so Christina Manzl von der Landwirtschaftskammer. Ein Wolf reiße mit Lust bis zu zehn Schafe einer Herde, die Tiere würden verletzt liegen bleiben.

Almwirtschaft soll nicht gestört werden

Herdenschutz sei in Tirol mit der intensiven wirtschaftlichen Nutzung von Almen durch den Tourismus nicht möglich, denn Herdenschutzhunde würden dann auch Menschen angreifen. Zäune mit 1,1 Metern Höhe seien für Wölfe kein Hindernis. Tirol sei mit mehr als 2.000 bewirtschafteten Almen das Bundesland mit der höchsten Alpungsquote Österreichs. Die Almwirtschaft sei ein wesentlicher Aspekt der regionalen Wirtschaft.

In Südtirol hätten Wolfsrisse dazu geführt, dass Bauern auf vier früher bewirtschaftete Almen keine Tiere mehr auftreiben. Da der Wolf keine Landesgrenze kenne, so ÖVP-Nationalratsabgeordneter Hermann Gahr, drohe das auch in Tirol. Der Wolf verbreite und vermehre sich in Europa rasch.

Kontroverse über Gefahr für Menschen

Tirol sei ein sicheres Land, so Landwirtschaftskammerpräsident Josef Hechenberger, und „das soll es auch bleiben.“ Hechenberger unterstrich seine Forderung mit zwei Beispielen: Nahe Allentsteig in Niederösterreich habe ein Funktionär seinen Enkeln wegen des Wolfs den Schulweg durch den Wald verboten, eine slowenische Kellnerin habe ihm erzählt, dass sie in ihrer Heimat zu ihrer Sicherheit stets eine Pfeife mitführe.

Dass ein Wolf einen Menschen angreifen könnte, sei sehr unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, sagt Martin Janovsky, beim Land Tirol zuständig für die großen Raubtiere, also auch für Bären und Wölfe. Eine deutlich größere Gefahr sieht er allerdings bei der Begegnung zwischen einem Hund und einem Wolf - in diesem Fall würde wohl der Hund den Kürzeren ziehen. Das Thema Wolf sei eine Frage der gesellschaftlichen Akzeptanz, sagt Janovsky - mehr dazu in Die Rückkehr der Wölfe.

Zunehmend emotionalisierte Debatte

Bauernvertreter hatten schon 2017 eine „wolfsfreie Zone“ gefordert - mehr dazu in Die Angst vor dem Wolf im Alpenraum. In Salzburg wurde am Freitag ein Aktionsplan präsentiert - mehr dazu in - Land stellt Aktionsplan gegen Wölfe vor - der vom WWF begrüßt wurde. Salzburg beschreite damit erste Schritte in Richtung eines professionellen Wolfs-Managements, so der WWF.