Schule daheim: Homeschooling in Südtirol

In Italien gibt es eine Bildungspflicht, aber keine Schulpflicht. Das heißt: Schule kann auch daheim erfolgen. Einige Familien in Südtirol machen davon Gebrauch. So wie die Familie Thaler aus Reinswald im Sarntal.

Der siebenjährige Sebastian drückte bis heuer im Winter ganz regulär die Schulbank, jetzt wird er zu Hause von seiner Mutter und teilweise auch von seinem Vater unterrichtet. Dem Kind ging es nicht gut in der Schule, deshalb haben es die Eltern herausgenommen.

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Der Vater als Lernpartner

Bildungs- nicht Schulpflicht

In Italien, also auch in Südtirol, ist das ohne größerer Schwierigkeiten möglich. Um Kinder zu Hause unterrichten zu können, muss die örtliche Schuldirektion über dieses Vorhaben informiert werden. Dabei muss garantiert werden, dass die Eltern über die „technischen und ökonomischen Möglichkeiten“ verfügen, die Kinder selber zu unterrichten. Das heißt, die Eltern brauchen einen entsprechenden Bildungsgrad und müssen einen „Unterrichtsplan“ vorlegen, der die maßgeblichen Inhalte der Schulstufe des Kindes berücksichtigt. Oder es muss nachgewiesen werden, dass ein Privatlehrer eingestellt ist.

Im Fall von Sebastian gibt es keinen Privatlehrer, aber ein ganzes Lehrerkollegium, bestehend aus Mama, Papa und Opa. Jeder bringt dem Buben bei, was ihm am meisten liegt.

Unterricht am Küchentisch

Deutsch, Mathematik und Italienisch werden von Mama am Küchentisch unterrichtet. Materialien hat sich die Familie in der Schule besorgt, auch alternative Lernmethoden werden verwendet.

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Mama macht Mathe, Deutsch und Italienisch

Mit dem Vater gibt es angewandten Unterricht. Sigmund Thaler ist Mechatroniker und so für alles Technische zuständig. Gemeinsam bauen Vater und Sohn etwa eine Seilbahn, angetrieben von einer Bohrmaschine. Der Großvater, selbst pensionierter Lehrer, ist für alle Fragen seiner Enkel da. Er spielt mit Sebastian und seinen beiden kleineren Brüdern Schach und trägt Mitverantwortung, dass die Buben „etwas lernen“. Sebastian macht auch ganz eigenständig Aufgaben in seinem Zimmer.

Die Thalers sind keine Homeschooling-Fundamentalisten. Ihr zweitgeborener Sohn wird im Herbst einschulen, ganz normal in der Dorfschule.

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Ob Zuhause oder in der Schule: Für die Kleinen ist noch nichts entschieden

Und auch Sebastian muss sich nicht auf Dauer festlegen. Ihm bleibe die Wahl, welche Schule für ihn am besten sei. Am Ende, so sagen die Thalers, gehe es doch nur darum, dass jeder glücklich wird. Sebastians Weg ist der ohne regulären Schulbesuch.