„1. Mai“: Kritik am 12-Stunden-Tag

Arbeiterkammer, Gewerkschaft und die SPÖ nehmen den „Tag der Arbeit“ zum Anlass, die Pläne der Bundesregierung für einen 12-Stunden-Arbeitstag zu kritisieren. Das sei nicht familienfreundlich und erhöhe den Druck auf die Beschäftigten.

Tirols Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl (ÖVP) sagt: „Die Arbeitnehmer-Familien leben nicht, um zu arbeiten. Sondern sie arbeiten, um davon zu leben.“ Ein Zwölfstunden-Arbeitstag schränke die Weiterbildungsmöglichkeiten ein und er sei schlecht für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Überlange Arbeitszeiten würden krank machen, die Produktivität würde abnehmen und die Fehleranfälligkeit ohne ausreichende Pause sei erhöht, sagte Zangerl in einer Aussendung.

Plan im Koalitionsabkommen

Die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung hat im Koalitionsabkommen festgehalten, dass Unternehmen die Möglichkeit gegeben werden soll, die Arbeitszeiten flexibler zu gestalten. Konkret bedeutet das, dass Betriebe im Einvernehmen mit dem Betriebsrat - gibt es keinen in direkten Vereinbarungen mit den Arbeitnehmern - von den bisherigen Arbeitszeitregelungen abgehen können. Darunter fällt etwa die Anhebung der Höchstgrenze der Arbeitszeit auf zwölf Stunden täglich und 60 Stunden wöchentlich - mehr dazu in ÖVP-FPÖ-Einigung bei Zwölfstundentag (news.ORF.at, 6.12.2017)

SPÖ spricht von historischer Errungenschaft

Auch die SPÖ stellt die Diskussion um einen Zwölfstunden-Arbeitstag in den Mittelpunkt des 1. Mai. Tirols SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik meint, sie werde Angriffe auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht zulassen. Sie erinnert in einer Aussendung an das Motto der ersten Maikundgebungen im Jahr 1890. „acht Stunden Arbeit - acht Stunden Muße - acht Stunden Schlaf“, habe es damals geheißen. Seit 1918 sei der Acht-Stunden-Tag gesetzlich verankert. „Jetzt wird von Kurz und Strache versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen und unser Land mit der Einführung des 12-Stunden-Tags und der 60-Stunden-Woche wieder zurück ins tiefste 19. Jahrhundert zu katapultieren“, meinte Blanik in einer Aussendung.

ÖGB warnt vor Folgen

Ähnlich argumentiert Tirol ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth. "Wir lassen uns nicht zurück in die Vergangenheit katapultieren. Die derzeitige Regelung wurde von den Gewerkschaften hart erkämpft, jegliche Aufweichung wäre ein herber Rückschritt“, sagte Wohlgemuth. Der Vorschlag der Bundesregierung würde lediglich die Interessen der Industrie bedienen. Er vermisst die Familienfreundlichkeit des Plans und fragt, welcher Kindergarten zwölf Stunden lang geöffnet sei.