Teilzeit-Arbeit nach langem Krankenstand

180 Betroffene nehmen in Tirol nach einem langen Krankenstand eine „Wiedereingliederungs-Teilzeit“ in Anspruch. Wer über sechs Wochen ununterbrochen im Krankenstand war, kann mit dem Arbeitgeber eine solche vereinbaren.

Nach langer Krankheit ist es nicht immer möglich, sofort wieder Vollzeit in den alten Job zurückzukehren. Gudrun Seiwald, leitende Ärztin bei der Gebietskrankenkasse Tirol sagt, ein großer Teil betreffe Menschen nach psychischen Erkrankungen. Sie würden durch die Erkrankung für längere Zeit aus ihrem normalen Leben herauskatapultiert, „alles ist stressig, alles ist belastend“. Wenn sie voll in ihren Beruf einsteigen würden, würde sich die Spirale wieder zu drehen beginnen, „und das ganze Problem geht wieder von vorne los“. Wenn es die Möglichkeit gebe, mit halber Arbeitszeit zu beginnen und dann langsam zu steigern, sei das ein idealer Einstieg, so Seiwald.

depressive Frau vor Computer-Bildschirm Sujet Burnout

dpa/Oliver Berg

Betroffene müssen nicht gleich wieder 100 Prozent Leistung bringen

Vielfach nehmen auch Menschen, die an Krebs erkrankt sind oder Operationen an der Wirbelsäule hinter sich haben, die besondere Teilzeit in Anspruch. Oft sei es gerade nach langer Krankheit für die Betroffenen wichtig, möglichst bald wieder zu arbeiten, sagt Seiwald. Umgekehrt reduziert sich dadurch auch für Unternehmen die Krankenstandsdauer.

Vorteile für beide Seiten

Bernhard Achatz von der Wirtschaftskammer Tirol sieht für beide Seiten Vorteile. Der Arbeitnehmer müsse 50 oder 75 Prozent der Arbeitsleistung erbringen, „das heißt alle haben was davon“. Der Mitarbeiter habe wieder eine Beschäftigung und der Arbeitgeber zumindest in Teilzeit den Mitarbeiter zur Verfügung. Dadurch sei es ein viel leichterer Einstieg in die volle Arbeitszeit.

Damit die finanziellen Einbußen trotz reduziertem Stundenausmaß überbrückbar sind, gibt es von der Krankenkasse zusätzlich zum Gehalt ein sogenanntes Wiedereingliederungsgeld, das individuell ermittelt wird.