Wöchentlich hauen Teenager ab

Woche für Woche verschwinden in Südtirol drei bis vier Jugendliche: Einfach in den nächstbesten Zug steigen, einfach mit Freunden losdüsen. Meistens gibt es eine Vorgeschichte, in der die Eltern wenig präsent waren.

Manchmal geschieht das Abhauen aus Jux und Langeweile oder wegen der Lust, die eigenen Grenzen auszuloten. Die Jugendlichen bleiben in der Regel wenige Tage verschwunden, die Polizei sucht trotzdem intensiv nach ihnen.

Weggehen ist einfacher

Dieser Bus bringt mich weg. Weg von lästigen Verpflichtungen und dem Stress zuhause. Weggehen ist manchmal einfacher als bleiben. Die Probleme sind manchmal größer als die Jugendlichen. Dabei sind die Eltern weiter weg von ihren Kindern als sie denken, erklärt die Psychotherapeutin Manuela Schaiter aus Bruneck. Es würde an der grundlegenden Kommunikation fehlen, die Eltern sollten wissen mit wem und wohin ihre Kinder unterwegs sind, auch innerlich unterwegs.

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Psychotherapeutin Manuela Schaiter

Heute sind die Ausreisser nicht mehr 16 sondern zwischen elf und zwölf Jahren alt. Die Jugendlichen gehören den unterschiedlichsten sozialen Schichten an, alle Sprachgruppen und alle Ethnien sind vertreten. Niemand leidet unter finanzieller Not, aber alle leiden unter Vernachlässigung, sagt etwa Stefano Mamani von der Staatspolizei in Bozen.

Notfallplan tritt in Kraft

Es werden nicht gleich Suchhunde und Helikopter bei jedem verschwundenen Jugendlichen losgeschickt. Ernst genommen wird das Verschwinden aber doch. Es tritt sofort eine Art Notfallplan in Kraft. Das Regierungskomissariat in Bozen wird umgehend informiert und eine eigene Abteilung in Rom wird verständigt. Aus welchem Grund auch immer eine Person verschwunden ist, die Suche dauert so lange an bis diese gefunden wird. So soll verhindert werden, dass Fälle in Vergessenheit geraten oder die Dringlichkeit nicht mehr gesehen wird. Nach drei Tagen gibt es ernsthaften Grund zur Sorge, ist die Erfahrung der Ermittler.

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Stefano Mamani, Staatspolizei Bozen

Das Verschwinden sollte sofort gemeldet werden. Ein Anruf bei der Polizei reicht, so Stefano Mamani. Die Fahnder brauchen ein Foto und Informationen zu Freunden und Gewohnheiten.

Es braucht echte Kommunikation

Die Eltern würden zwischen Desinteresse an den Kindern und hysterischer Kontrolle schwanken, so Manuela Schaiter. Kinder bräuchten echte Kommunikation und echte Nähe, einfache aber klare Regeln und das Gefühl von Sicherheit und Rückhalt.