Wohin welche Wähler wechselten

Bei jeder Wahl wechseln Tausende Wähler die Partei, so auch bei dieser Landtagswahl in Tirol. Am meisten Wechselwähler hatte dabei naturgemäß die stimmenstärkste ÖVP zu verzeichnen, die viele ehemalige vorwärts-Wähler von der Landtagswahl 2013 zurückholte.

Vorwärts Tirol hatte sich schon bald nach der Landtagswahl 2013 aufgelöst und kandidierte diesmal nicht mehr. Von den rund 30.000 Wählern wechselte ein Drittel zur ÖVP. Diese verzeichnet in Summe auch ein Plus bei den Nichtwählern. 24.000 ÖVP-Wähler gingen dieses Mal zwar nicht zur Wahl, dafür gelang es, 32.000 zu mobilisieren - mehr dazu in der Wählerstromanalyse.

Wechselwähler

ORF

SPÖ holt viele Wähler von den Grünen

Rund 7.000 ehemalige SPÖ-Wähler gingen nicht zur Wahl. Dafür wechselten rund 9.000 Grün-Wähler dieses Mal zu den Sozialdemokraten. Und aus dem Lager der „sonstigen Parteien“ wie etwa die nicht mehr angetretenen Listen Gurgiser und Team Stronach entschieden sich diesmal 16 Prozent - rund 5.000 Wähler - für die SPÖ.

Die FPÖ lukrierte zusätzliche Wähler von der ÖVP (5.000 Stimmen), vor allem aber von den Nichtwählern und jenen, die 2013 Kleinstparteien die Stimme gegeben hatten. Die Blauen profitierten am meisten von den Stimmen aus dem Lager der „sonstigen“ Listen. Nennenswerte Verluste von rund 6.000 Stimmen hatte die FPÖ nur an die Wahlverweigerer.

NEOS fischte vor allem bei den Grünen

Bei diesen und bei ehemaligen vorwärts-Wählern konnten die Grünen punkten. Die Grünen konnten allerdings nur rund die Hälfte ihrer Wähler aus dem Jahr 2013 wieder mobilisieren. Die meisten Grün-Stimmen wanderten zur SPÖ (22 Prozent) und NEOS (elf Prozent).

Entsprechend holte sich das erstmals in den Landtag eingezogene NEOS am meisten Stimmen von den Grünen, gefolgt von ÖVP, vorwärts Tirol und Nichtwählern des Jahres 2013. Die Liste Fritz verlor am meisten Wähler an FPÖ und SPÖ. Zugewinne erzielte die Liste Fritz mit 5.000 Stimmen vor allem von den „Sonstigen“.

Grüne deutlich über Nationalratswahlergebnis

Im Vergleich zur Nationalratswahl 2017 konnten sich sowohl die ÖVP als auch die Grünen bei ihren Ergebnissen verbessern. SPÖ und FPÖ blieben bei der aktuellen Tiroler Landtagswahl hinter dem Bundesergebnis von 2017 - deren Anhänger blieben zu je mehr als einem Drittel zu Hause.

Experte Günther Ogris über die Wählerströme

Der Sozialforscher Günther Ogris vom SORA-Institut analysiert im ZIB2-Interview die Verschiebungen der Wählerstimmen im Vergleich zur Nationalratswahl 2017.

Während die Grünen bei der Nationalratswahl im Vorjahr in Tirol von zuvor 15,2 Prozent auf 4,5 Prozent einbrachen, konnten sie bei der Landtagswahl trotz Verlusten 10,7 Prozent der Wähler überzeugen. Das lag zu einem guten Teil daran, dass die Liste Pilz bei der Landtagswahl nicht antrat. Von ihr wanderten 6.000 Stimmen zu den Grünen. Die ÖVP verbesserte sich von 38,4 Prozent (NR-Wahl) auf nun 44,3 Prozent.

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