Italien jagt nach 100 Millionen Euro im Lotto

Italien fiebert der Lottoziehung am Samstag entgegegen: Über 100 Millionen Euro liegen im Jackpot. Während Spieler einen Traumgewinn vor Augen haben, warnen Verbraucherschützer vor der Illusion der großen Gewinnchance.

Genau 100.900.000 Euro liegen derzeit im Jackpot des staatlichen italienischen „SuperEnalotto“. Am Samstagabend wird der Mega-Jackpot ausgespielt. Auch in Südtirols Annahmestellen klingeln die Kassen. Im ganzen Land wird in diesen Tagen gespielt wie verrückt. Shala Astrit ist einer der wenigen, die offen darüber sprechen. Der Hausmeister aus Meran spielt drei bis vier Mal im Monat Lotto und setzt jeweils zehn Euro. Der gebürtige Albaner träumt vom Mega-Gewinn am Wochenende, der sprichwörtliche Sechser im Lotto würde sein Leben wesentlich verändern: „Ich würde Häuser kaufen, das Geld für mich arbeiten lassen. Mit 100 Millionen Euro könnte ich einfach ein schöneres Leben haben.“

Ein Mann füllt in der Lottoannahmestelle seinen Schein aus, im Hintergrund ist der Jackpot zu sehen: 100.900.000 Euro

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Der 100 Millionen und 900.000 Euro schwere Jackpot ist verlockend.

Bei Rekordgewinnen steigt Suchtgefahr

Fünf Mal wurde in den letzten zehn Jahren im italienischen Lotto die 100-Millionen-Euro-Marke überschritten. Doch wenn diese magische Grenze geknackt wird, steigt die Spielsuchtgefahr. Die Verbraucherschützer warnen, dass viele Menschen viel zu viel Geld verbrennen würden. In Südtirol gibt die Durchschnittsfamilie 2.725 Euro im Jahr für Glücksspiel aus. Sie bezahlt mehr für Rubbellose, Lottoscheine oder fürs Online-Glückspiel als für Möbel, Kleidung oder Gesundheit. Bis zu 7.000 Südtiroler gelten als spielsüchtig.

Insgesamt wurden in der Region Trentino-Südtirol im Jahr 2017 mehr als 1,2 Milliarden Euro bei legalem Glücksspiel eingesetzt. Lotto rangiert auf Platz zwei der Beliebtheitsskala, dabei liegt die Chance, sechs Richtige zwischen 1 und 90 zu tippen, bei 1 zu 622.614.630. Noch lieber als zum Lottotippschein greifen die Italiener zu Rubbellosen, von denen allein in Südtirol im Jahr 2016 150.000 Stück verkauft wurden - mehr dazu in Südtiroler verzocken hunderte Millionen.

Jemand kreuz auf einem SuperEnalotto-Schein Zahlen an

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In Südtirol gibt eine Familie 2.725 Euro pro Jahr für Glücksspiel aus.

Gespielt wird kräftig, bestätigt auch Federico Cavalieri, Angestellter einer Meraner Tabaktrafik. Vor allem wenn der Jackpot die 60-Millionen-Euro-Marke überschreitet, merke er einen deutlichen Anstieg von Kunden. Aber obwohl er tagtäglich im Geschäft stehe und Scheine verkaufe, habe er noch keinen Kunden den großen Gewinn machen sehen. „Kleinere Gewinne gibt es öfters, so zehn bis 15 Euro. Zwei, drei Mal im Monat sind es vielleicht 500 Euro. Die Million, die hat hier noch keiner geknackt,“ erzählt Cavalieri.

Chance auf den Lotto-Sechser verschwindend

Auch Gunde Bauhofer von der Südtiroler Verbraucherzentrale rechnet vor, wie gering die Wahrscheinlichkeit auf einen Lotto-Sechser sind. Sie hat dazu einen Vergleich mit dem ehemals größten Fußballstadion der Welt, dem Maracanà-Stadion in Brasilien. „Wäre dieses Stadion mit lauter gelben Tennisbällen gefüllt, und ein einziger Tennisball wäre rot. Sie bekämen die Aufgabe, in einem Versuch den roten Ball herauszufischen. Das ist Ihre Chance auf den Hauptgewinn im Lotto.“ Die Verbraucherschützer warnen davor, dass das Glückspiel zum sozialen Problem wird, nicht allein aufgrund von Abhängigkeitserkrankungen, sondern auch weil es die Lebenshaltungskosten aus dem Ruder laufen lasse.

Dennoch wird kräftig gezockt, die Menschen träumen weiter. Shala Astrit wird am Samstag Abend seine Zahlen gleich bei der Ziehung kontrollieren.

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