Rechnungshof-Kritik an Kleinschulen

Der Rechnungshof (RH) hat die Anzahl an Kleinschulen in Tirol bemängelt, vor allem im Bereich der Volksschulen. So verfügten im Schuljahr 2015/16 in Tirol 185 Pflichtschulen über weniger Schüler, als es die allgemeinen Errichtungsvoraussetzungen vorsahen.

In Vorarlberg traf das auf 51 Schulen zu, ging aus einem am Freitag erschienen RH-Bericht hervor. Ob die Voraussetzungen für den Fortbestand dieser Schulen vorlagen, sei nicht belegt, kritisierte der RH, der die Standortstruktur der allgemeinbildenden Pflichtschulen in Tirol und Vorarlberg in den Schuljahren 2011/2012 bis 2015/16 untersucht hatte. Der Rechnungshof empfahl daher sowohl Tirol als auch Vorarlberg, die Voraussetzungen zu prüfen und gegebenenfalls die Schulen aufzulassen.

Standortstruktur sollte optimiert werden

Ungeachtet der Stilllegung bzw. Auflassung von elf Schulen in Tirol und drei in Vorarlberg, würden weiterhin Pflichtschulen mit nur sehr wenigen Schülern geführt werden, im Extremfall Volksschulen mit drei Schülern in Tirol bzw. sieben in Vorarlberg, bemängelte der RH. Mit Ausnahme der Volksschulen in Vorarlberg, die einen geringfügigen Anstieg der Schülerzahl aufwiesen, verzeichneten alle allgemeinbildenden Pflichtschulen in beiden Ländern Rückgänge an Schülern. Die stärkste diesbezügliche Abnahme wiesen mit rund 21 Prozent die Polytechnischen Schulen in Tirol auf. Der RH empfahl beiden Ländern, die „Standortstruktur zu optimieren“.

Das Land Tirol wies in seiner Stellungnahme an den RH darauf hin, dass die Landesregierung eine Optimierung der Standortstruktur anstrebe und mit Beschluss vom 20. Juni 2017 die Auflassung bzw. Stilllegung von elf Volksschulen genehmigt bzw. angeordnet habe.

Kritik an langsamer Umsetzung

Aufgrund einer Entschließung des Tiroler Landtags vom März 2015 erarbeitete Tirol das „Entwicklungskonzept Kleinschulen“, das sich jedoch nur auf Volksschulen bezog. Darin war zunächst die ehestmögliche Auflassung von Schulen mit bis zu sechs Schülern vorgesehen. In der Folge sollten auch Schulen mit weniger als 20 Schülern aufgelassen werden. Der RH bezeichnete den Entwurf als „einen ersten Schritt zur Optimierung“, er bemängelte jedoch, dass das Konzept zur Zeit der Überprüfung Ende 2016 noch nicht beschlossen war, obwohl die Umsetzung im Schuljahr 2015/2016 hätte beginnen sollen.

Palfrader gegen pauschale Ausdünnung

Nach der Kritik des Rechnungshofs an der Anzahl an Kleinschulen in Tirol sprach sich Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) gegen eine pauschale Ausdünnung und Zentralisierung der Bildungsstandorte aus. Trotzdem werde man sich „gewissen Effizienzsteigerungen im Schulinfrastrukturbereich nicht verschließen“, teilte die Landesrätin am Freitag gegenüber der APA mit.

Seitens des Rechnungshofes dürfe aber nicht verkannt werden, wie wichtig eine funktionierende engmaschige Bildungsstruktur bis in die ländlichen Regionen sei. Deshalb dürften Optimierungen nicht automatisch Schulschließungen bedeuten, betonte Palfrader. Sie wolle durch die Bildung von Clustern Schließungen verhindern.