Fast jeder Dritte nicht mehr Kirchenmitglied

Knapp zwei Drittel der Tiroler sind noch Mitglied in der katholischen Kirche, mit fallender Tendenz. Auch im vergangenen Jahr gab es bedeutend mehr Aus- als Eintritte. Gut bewährt hat sich laut Diözese das Beratungsangebot für Ausgetretene.

Mehr als 380.000 Katholikinnen und Katholiken waren bei der Diözese Innsbruck am Ende des Jahres gemeldet. Die Diözese Innsbruck verzeichnete auch 2017 wieder einen Rückgang bei den Austritten. Um 2,4 Prozent weniger Menschen haben sich, im Gegensatz zum Vorjahr, gegen die Kirche entschieden. Nur 36 Mal wurde der Austritt aus der Kirche übrigens widerrufen und es gibt auch 36 Menschen, die im vergangenen Jahr zum katholischen Glauben konvertiert sind.

In den 63 Tiroler Pfarren der Diözese Salzburg sieht die Situation anders aus: Rund 1.300 Menschen haben hier der Kirche den Rücken gekehrt, die Zahl der Austritte ist im Vergleich zum Vorjahr leicht angestiegen. Aber auch in Salzburg steigt die Zahl der Wiedereintritte. Über 130.000 Tirolerinnen und Tiroler schicken ihren Kirchenbeitrag nach Salzburg.

Junge Eltern treten am häufigsten wieder ein

Besonders Menschen zwischen 21 und 40 Jahren treten laut Diözese Innsbruck nach dem Austritt wieder in die Kirche ein. Die Diözese sieht dahinter ganz einfache Gründe. In diesem Alter würden oftmals Familien gegründet, es werde geheiratet und die Kinder sollen getauft werden. Außerdem habe sich die finanzielle Situation in diesem Altersabschnitt bei vielen Menschen eingependelt, heißt es seitens der Diözese. Die Türen bei einem Wiedereintritt in die Kirche würden immer offen stehen, oftmals distanziere man sich eben nur kurzfristig von der katholischen Kirche. Ein Wiedereintritt sei deshalb mindestens genau so leicht wie der Austritt, sagt der neue Innsbrucker Bischof Hermann Glettler.

Vielen fällt der Austritt offenbar nicht leicht

Wer noch mit seinem Kirchenaustritt hadert, kann sich seit einem Jahr von Pfarrer Wolfgang Meixner beraten lassen. Er fungiert als „neutraler Ansprechpartner für Ausgetretene“ und eruiert verschiedene Austrittsgründe. In Gesprächen, E-Mails oder Telefonaten versucht der Pfarrer herauszufinden, warum Menschen aus der Kirche austreten wollen. Ein Austritt bedeute nicht immer einen Glaubensabfall, sondern er stehe oft auch für das Auseinandersetzen mit dem Glauben an sich, sagt der interimistische Generalvikar der Diözese Innsbruck, Roland Buemberger, im Gespräch mit dem ORF Tirol. Deshalb seien die Gesprächsstunden mit Pfarrer Meixner gefragt.

Die Kommunikation der Kirche müsse ausgebaut werden und die Austrittsgründe ernst genommen werden, sagt Pfarrer Wolfgang Meixner. 110 Personen seien 2017 mit ihm ins Gespräch getreten. Der Schritt, aus der Kirche auszutreten, würde vielen nicht leicht fallen, deshalb ist es für Meixner umso wichtiger aufzuzeigen, wie die Kirchenbeiträge eingesetzt werden. Jeder Kirchenaustritt sei es wert, genauer hinzuschauen.

Kirchenbeiträge decken Grundkosten der Seelsorge

Mit den Kirchenbeitragsgeldern werden die regelmäßigen Gehaltszahlungen an Priester und kirchliche Angestellte finanziert. Auch Einrichtungen wie zum Beispiel die Telefonseelsorge oder Priesterseminare werden durch die Beiträge unterstützt. Neu ist 2018, dass die Beitragszahlungen direkt an das Finanzamt gemeldet werden, denn der Kirchenbeitrag ist bis 400 Euro steuerlich absetzbar. Die Zahlungsbestätigung muss also nicht mehr aufgehoben werden, sagt Finanzkammerdirektor Markus Köck.

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