Weitere Gesteinsabbrüche im Valsertal

Nach dem gewaltigen Felssturz am Heiligen Abend in Vals (Bezirk Innsbruck-Land) bleiben 150 Personen weiter eingeschlossen. Nach wie vor brechen Gestein und Geröll vom Berg ab. Drei Häuser bleiben evakuiert. Eine Versorgung ist über den Luftweg möglich.

Landesgeologe Gunther Heißel hat sich bei einem weiteren Hubschrauberflug Dienstagfrüh ein aktuelles Bild von der Situation gemacht. Seit Montagnachmittag seien weitere Stein und Geröllmassen ins Tal gedonnert, so Heißel. In der betroffenen Felswand haben sich neue Risse gebildet und bestehende vergrößert, sodass weiterhin mit einem jederzeitigen Abgang von kleinerem und größerem Felsmaterial zu rechnen ist. Beim Felssturz an Heiligabend sind bereits mehrere 10.000 Kubikmeter Gestein abgebrochen.

Vals Felssturz

zeitungsfoto.at

Die Valserstraße wurde bis zu 50 Meter hoch verschüttet

Weg soll am Mittwoch befahrbar sein

Mit zwölf Lkw-Fuhren Schotter soll am Dienstag noch der bisher nur für Einsatzfahrzeuge benutzbare Notweg zu den rund 70 im hinteren Talbereich abgeschnittenen Dorfbewohnern fertiggestellt werden. Ab Mittwoch soll der Weg dann befahrbar sein. Im Weiler Padaun harren noch 50 Betroffene aus, im Weiler Sand 30 Personen.

Für die Bewohner von Innervals im hinteren Talbereich bleibt die Lawinenlage relevanter als die Folgen des Felssturzes. Die Zufahrt gilt als nicht lawinensicher. Es liege an der Lawinenkommission, die jeweils tages- und wetterbedingten Entscheidungen zu treffen, sagte Heißel.

Die Konsequenz aus den Erkenntnissen, die vom Hubschrauber aus gewonnen wurden, ist das Aufrechterhalten der Sperrzone im Bereich der Abzweigung nach Padaun. Die davon betroffenen drei Wohnhäuser müssen bis auf Weiteres evakuiert blieben.

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Sperre musste erweitert werden

Im Laufe des Montagvormittags habe sich die Situation verschärft. Die Sperre musste deswegen erweitert werden, so Bürgermeister Klaus Ungerank.

Am Heiligen Abend um 18.17 Uhr brach ein Teil des Bergs ab, der sich im Bereich Niederwiesle befindet. Die ganze Nacht krachte und donnerte weiteres Material Richtung Tal. Gesteinsmassen, Bäume, Schutt und Schlamm verlegten die Valserstraße auf einer Breite von 150 Metern und einer Höhe von 50 Metern. Auch der Valserbach wurde verlegt.

Evakuierung von mehreren Gebäuden

Der gefährdete Bereich „Tummelers Sand“ wurde großräumig evakuiert. Die Evakuierungen wurden um 20.40 Uhr abgeschlossen. Zwölf Häuser und 36 Personen sind von dieser Maßnahme betroffen. Einige Bewohner seien bei Freunden und Bekannten untergekommen, so Ungerank gegenüber dem ORF Tirol am Montag, einige wurden in einem Gasthaus untergebracht.

Nachdem die Einsatzkräfte am Montag getagt hatten, wurde klar: Für die Sicherheit der Bevölkerung herrscht „Gefahr im Verzug“. Große Felsbrocken seien sichtbar in Bewegung, so Landesgeologe Heißel, man sehe immer wieder Staubfahnen wegen laufender Abbrüche. Heißel spricht sogar von einem der größten Felsstürze der vergangenen 20 bis 30 Jahre.

Felssturz Vals

zeitungsfoto.at

Laufend bricht sicht- und hörbar weiteres Material ab

Felssturz Vals

Johann Gatt/privat

Der Felssturz erreichte fast besiedeltes Gebiet

Aufgrund der Straßensperre sind derzeit 70 bis 80 Personen, die im Talinneren leben, von der Außenwelt abgeschnitten. Nun werde versucht, eine Ersatzstraße - einen Forstweg auf der anderen Talseite - zu aktivieren - mehr dazu in Notweg soll bis Mittwochfrüh fertig sein. Am Mittwoch wird Schnee erwartet, damit gebe es wieder kein Entkommen für jene, die im Talinnersten wohnen.

Die Stimmung unter den Eingeschlossenen sei nach diesem Ereignis dennoch gut, sagte der Gemeindesekretär von Vals, Johann Gatt, der selbst im abgeschlossenen Teil lebt: „Die Leute nehmen das eher ruhig auf. Sie sind natürlich interessiert, wie es jetzt weitergeht. Aber sonst hält sich die Aufregung in Grenzen.“

Felssturz Vals

Johann Gatt/privat

Auf der anderen Talseite ist der Schnee aufgrund des Felssturzes heute dunkel gefärbt

Einige Kinder passierten kurz zuvor Unglücksstelle

Von einem Weihnachtswunder am Heiligen Abend sprechen dennoch einige im Tal. Wenige Minuten vor dem Felssturz waren mehrere Familien mit ihren Kindern am Weg zurück von der Christmette, sie passierten die Unglücksstelle. Wie durch ein Wunder blieben sie und auch andere Bewohner des Tals unverletzt.

Felssturz Verkettung mehrerer Umstände

Der vom Felssturz in Vals betroffene Berghang ist als gefährlich bekannt gewesen. Zum Schutz der nun verschütteten Landesstraße seien deshalb Maßnahmen bereits relativ weit in der Planung gewesen, sagte Landesgeologe Gunther Heißel - mehr dazu in Felssturz Verkettung mehrerer Umstände.