Missbrauch: Skiverband geht von vier Fällen aus

Der Tiroler Skiverband (TSV) hat sich am Dienstagabend mit den bekanntgewordenen Missbrauchsvorwürfen im Nachwuchssport beschäftigt. Nach bisherigem Wissensstand stecke jedenfalls „kein System dahinter“, heißt es.

Laut Auskunft des Landes habe man es mit vier Fällen zu tun, die aufgeklärt werden müssen, sagte TSV-Präsident Werner Margreiter der APA nach der Sitzung. Zwei würden die ehemalige Skihauptschule Neustift, nunmehr Ski-Mittelschule Neustift, betreffen und zwei weitere das Skigymnasium Stams. In Sachen Skihauptschule Neustift habe der TSV inzwischen rund 100 Protokolle aus Skiverbands-Sitzungen von 1969 bis 1977 durchforstet. Dabei sei man auf einen Bericht mit einem Vermerk über einen nicht näher angeführten „Vorfall“ gestoßen.

Einstige Zuständigkeiten in Neustift unklar

In Zusammenhang mit der Schule in Neustift waren von ehemaligen Schülern und Eltern unter anderem Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen Heimleiter geäußert worden. Dieser bestritt die Anschuldigen. Auf die Frage, ob er sich Schülern sexuell genähert habe, antwortete der Mann der Tageszeitung „Der Standard“: „Dazu sage ich nichts.“ - mehr dazu in Neustifter Ex-Heimleiter lebt in Vorarlberg.

Margreiter führte erneut aus, dass aus den Sitzungsprotokollen hervorgehe, dass das Heimleiter-Ehepaar im Herbst 1976 kurz vor Schulbeginn gekündigt hatte. Daraufhin sei die Stelle offensichtlich ausgeschrieben worden, worauf sich drei Bewerber gemeldet hätten. Ein Bewerber sei dann aufgrund eines „Vorfalls“ zurückgestellt worden, Näheres würde sich aus den Protokollen nicht ergeben.

Die Protokolle der damaligen Schulleitung würden dem TSV hingegen nicht zur Verfügung stehen, so der Präsident. Die damaligen Zuständigkeiten bzw. Kompetenzen blieben weiter unklar. Der Tiroler Skiverband sei zwar Mitinitiator der Schule gewesen, die Zusammenarbeit blieb aber bis heute auf den „Sport-fachlichen Bereich“ beschränkt.

Sportlandesrat für lückenlose Aufklärung

Indes tagte am Dienstag auch der „Verein Schülerheim Ski-Mittelschule Neustift“ im Landhaus. LHStv. und Sportlandesrat Josef Geisler (ÖVP) erklärte nach der Sitzung gegenüber der APA, dass man mit jedem in Kontakt treten werde, der zur Aufarbeitung der Fälle beitragen könne bzw. im Verdacht stehe, sich schuldig gemacht zu haben.

Überdies verwies Geisler auf bereits gezogene Konsequenzen sowie auf die eingesetzte Expertenkommission zur Untersuchung der Vorwürfe. Geisler betonte, dass die Vorwürfe jedenfalls nicht die vergangenen 20 Jahre betreffen würden. In der Schule werde „exzellente Arbeit“ geleistet. Der LHStv. verwies etwa auf einen neuen Schulcampus, der gerade in Neustift errichtet werde.

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