Allianz gegen Verbauung der alpinen Landschaft

Gegen die zunehmende Verbauung und Versiegelung der Landschaft in den Alpen gehen Alpenverein, WWF und Naturfreunde Österreich jetzt gemeinsam vor. Sie haben dafür die „Allianz für die Seele der Alpen“ gebildet.

Nur mehr sieben Prozent der Fläche in Österreich sind naturbelassen oder wenig erschlossen, mehr als die Hälfte davon in Tirol. Das zeigt eine aktuelle Landschaftsanalyse. Während in Tirol und Vorarlberg noch knapp ein Viertel der Landesfläche weitgehend naturbelassen und unerschlossen ist, sind alpine Freiräume in der Steiermark, in Ober- und Niederösterreich bereits äußerst selten.

Nutzen ohne Zerstörung

Die noch vorhandenen naturbelassenen Gebiete müsse man besonders schützen. Ingrid Hayek, Vizepräsidentin des Österreichischen Alpenvereins erklärte bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Innsbruck, dass man die Gebiete auch nützen könne, ohne sie zu zerstören anhand eines Beispiels: „Ein Museum darf ich betreten, aber ich darf natürlich nicht die Gemälde von der Wand nehmen und abhauen. Das heißt, es hat einen Wert für die Menschen, wenn ich etwas davon habe, ohne es zu zerstören“, so Hayek.

Allianz vor Berg

ÖAV/Norbert Freudenthaler

21 Fußballfelder werden täglich verbaut

Nur knapp 40 Prozent der in Österreich noch vorhandenen unangetasteten alpinen Freiräume seien im Rahmen bestehender Naturschutzgesetze vor „großtechnischer Erschließung“ und Bebauung rechtlich geschützt. Die restlichen 60 Prozent seien akut gefährdet, warnte die Allianz. „Täglich wird im Schnitt eine Fläche in der Größe von 21 Fußballfeldern bebaut“, erklärte Hanna Simons, stellvertretende Geschäftsführerin des WWF Österreich.

17 Großprojekte

Die Allianz findet die naturbelassenen Gebiete zu wenig geschützt. So seien österreichweit in genau diesen Räumen 17 Großprojekte geplant, die meisten davon in Tirol. Die Allianz nannte unter anderem Skigebietsverbindungen zwischen Kappl und St. Anton bzw. Ischgl, eine weitere zwischen dem Kaunertal und dem Langtauferertal sowie Pitz- und Ötztal, erwähnt werden auch Kraftwerkbauten im Malfontal oder an der Oberen Isel.

„Bei Fortschreiten dieser Verplanungen und Durchführung der Projekte wird dieser Raum immer kleiner, wodurch der Naturhaushalt gestört wird, die Ökosystemleistungen auch reduziert werden usw.“, fasst Leopold Füreder von den Naturfreunden Tirol zusammen.

Forderung für mehr Ruheräume

Die Allianz will sich gemeinsam für den Erhalt dieser alpinen Freiräume einsetzen. „Wir wollen erreichen, dass diese Freiräume geschützt werden vor besonders störenden Eingriffen durch Infrastruktur, öffentliche Straßen, Skigebiete, Kraftwerke. Dass diese Räume als Ruheräume für Mensch und Natur erhalten bleiben“, sagt Hanna Simons, Geschäftsführerin des WWF Österreich.

Ausreichende Gesetze und Regelungen dazu gäbe es bereits. Mit der neu gegründeten Allianz wolle man aber dafür sorgen, dass diese auch umgesetzt und von den Politikern eingehalten werden, heißt es von den drei Organisationen. Die Forderungen richten sich besonders an die Landeshauptleute und den künftigen Umweltminister.

Grüne wollen Dialog mit Organisationen

Nach dem Vorstoß der Allianz der Umweltschutzorganisationen meldeten sich auch die Tiroler Grünen zu Wort und warnten in einer Aussendung vor einem „umweltpolitischen Gau“ nach der Tiroler Landtagswahl im Februar 2018. „Es droht ein Rückfall in eine Zeit, in der die Wirtschaft ohne Rücksicht auf die Natur einfach darüber gefahren ist“, sagte der grüne Klubobmann Gebi Mair. Tirol brauche daher die von Naturschutzlandesrätin LHStv. Ingrid Felipe (Grüne) bereits mehrmals geforderte Nachdenkpause und den Dialog mit jenen Organisationen, die der Natur ihre Stimme leihen.