Missbrauch: TSV durchforstet Heimprotokolle

Im Zuge der Missbrauchsvorwürfe von Nicola Werdenigg hat der Tiroler Skiverband (TSV) die Sitzungsprotokolle der Skihauptschule Neustift aus den 1970er Jahren untersucht. Dabei sei in zwei Protokollen von einem „Vorfall“ die Rede, so TSV-Präsident Werner Margreiter.

Der TSV war damals Träger der Skihauptschule Neustift. TSV-Präsident Margreiter erklärte im ORF-Interview, dass es im Jahr 1976 insgesamt 13 Hauptvorstandssitzungen gegeben habe, in zwei Protokollen sei davon die Rede, dass es „einen Vorfall gegeben habe“. Um welchen Vorfall es sich gehandelt hat bzw. wer den Vorfall ausgelöst hat, sei aus den Protokollen nicht herauszulesen gewesen.

Heimleiterehepaar kündigte 1976

Nach Schulschluss 1976 habe das Heimleiterehepaar gekündigt. Für September 1976 wurde ein neuer Heimleiter gesucht. Margreiter kündigte gegenüber dem ORF an, dass man noch einmal alle Protokolle genauestens durchlesen wolle und schauen werde, wer an den Sitzungen teilgenommen hat. Viele der damals Anwesenden seien bereits verstorben. Im Anschluss werde man gemeinsam mit Land Tirol und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) beraten, wie man weiter vorgehen werde.

„Sind es den Betroffenen schuldig“

„Es sind über 40 Jahre vergangen. Wir sind es allen schuldig, dass wir das jetzt aufarbeiten“, so Margreiter. Allerdings sei es die Frage, wie weit man damit kommen werde: „Denn wenn es keine weiteren Zeugenaussagen bzw. Betroffene gibt, die darüber berichten wollen, wird es schwierig, aus den eher vage gehaltenen Protokollen etwas herauszulesen“, so Margreiter.

Laut der Tageszeitung „Der Standard“ (Dienstag-Ausgabe) würden sich Zeitzeugen daran erinnern, „dass der Heimleiter schnell entfernt werden musste“. Der Sohn eines damals hohen Sportfunktionärs soll von den Vorfällen betroffen gewesen sein.

Ob der ÖSV von den Vorfällen in Neustift etwas wusste, wollte Präsident Peter Schröcksnadel im ZIB2-Interview am Montag nicht beantworten. „Das kann ich nicht sagen“, meinte er. Denn der ÖSV habe „keinen Zugriff“ auf die Landesverbände. „Aber wir haben heute einen Beschluss gefasst, dass wir die Landesverbände auffordern, auch in dieser Richtung tätig zu werden“, so Schröcksnadel. Man sei an einer Aufklärung zwar interessiert, aber die Vorwürfe würden eigentlich nicht den ÖSV betreffen, da die Sportler erst im Alter von 16, 17 oder noch später zum Skiverband kommen würden - mehr dazu in Schröcksnadel will doch nicht klagen.

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