Missbrauch: ÖSV will Details und Namen

Die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg hat in der „ZiB 2“ am Mittwoch zu ihren Missbrauchsvorwürfen und einem neuen Fall gesprochen, der erst rund zwölf Jahre zurückliegen soll. Der ÖSV bittet sie am Donnerstag erneut, Namen zu nennen.

Werdenigg bezweifelte im Interview, dass die Thematik nur ihre aktive Zeit betrifft. „Ich glaube nicht, dass es vorbei ist. Ich kenne selbst einen Fall aus 2005, der sogar an die Mannschaftsführung herangetragen wurde.“ Werdenigg sprach dabei den „Damenchef und einen noch höheren Funktionär“ an.

Hotline für Opfer

Das Land hat eine Hotline für Menschen eingerichtet, die Opfer von sexuellen Übergriffen oder sexueller Gewalt geworden sind - auch für jene, deren Erlebnis schon lange verjährt ist: 0512/58 37 57. office@kinder-jugend.tirol

Zudem berichtete Werdenigg, dass sie im Zuge ihres Outings Informationen über Aufnahmerituale erhalten habe. „Es gab ein Aufnahmeritual in diversen Ski-Umgebungen. Das war das Einschmieren der Genitalien mit Schuhpaste, und das war Gang und Gäbe. Wer das nicht mitgekriegt hat, hat es wahrscheinlich vergessen oder verdrängt.“

Werdenigg: Übergriffe keine Einzelfälle"

Nach den jüngsten Vorwürfen über sexuelle Übergriffe im Skisport bekräftigte die ehemalige Skiläuferin Nicola Werdenigg, dass es sich dabei nicht nur um Einzelfälle gehandelt habe.

Scharfe Dementis der Genannten

Damaliger Damenchef war Herbert Mandl. Dieser wurde am Donnerstag von der „Kleinen Zeitung“ (online) erreicht. Der von 2002 bis 2013 in dieser Funktion tätige Rennsportleiter der Damen dementierte dies heftig. „Ich kann nur über meine ganze Amtszeit als Damentrainer sagen, dass ich nie von sexuellen Übergriffen gehört habe oder Informationen darüber bekommen habe. Das weise ich auf das Schärfste zurück. Das ist überhaupt nicht denkbar!“

Der Leiter der Ski-Akademie in St. Christoph erzählte, dass es auch damals schon klare Richtlinien im Umgang mit den Damen gab. „Die Vorgabe der respektvollen Behandlung und die Warnung an alle, die Damen vorsichtig zu behandeln, das war schon in der Trainerausbildung und in Besprechungen immer Thema“, so Mandl.

Peter Schröcksnadel

GEPA/OEOC/Spiess

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel

ÖSV: „Kein Vorfall bekannt“

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) ersuchte am Donnerstag erneut Werdenigg um die Bekanntgabe von Details. Nach intensiven Recherchen über einen angeblichen sexuellen Übergriff im Jahr 2005 habe der ÖSV dies nicht bestätigen können, so ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel. Sowohl Herbert Mandl als auch Hans Pum haben schriftlich bestätigt, dass ihnen in kein derartiger Vorfall bekannt ist. „Ich nehme die Aussagen von Frau Werdenigg-Spieß sehr ernst, denn sollte es tatsächlich Vorfälle gegeben haben, von denen der Verband nichts erfahren hat, dann möchte ich dies geklärt wissen“, erklärte ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel in der Aussendung. „In unserer Größenordnung - 450 Aktive und rund 200 Trainer und Betreuer - kann man grundsätzlich nichts von vornherein ausschließen“, so der Präsident.

Werdenigg begrüßt, dass ÖSV tätig wird

Werdenigg begrüßte die vom ÖSV am Mittwoch angekündigten Maßnahmen, empfahl aber das Hinzuziehen von Psychologen und Beratern, die Fachleute sind. „Ich habe es jetzt bei mir selbst gemerkt. Mir sind bei einigen Geschichten, die mir andere Sportlerinnen und Sportler erzählt haben, die Tränen gekommen.“ Es geht Werdenigg weniger um ihre eigene „gut aufgearbeitete“ Geschichte, sondern um eine Enttabuisierung sexualisierter Gewalt. „Mir geht es nicht um den österreichischen Skiverband, sondern um sexualisierte Gewalt generell und vor allem, wenn Kinder davon betroffen sind“, sagte Werdenigg in der „ZiB 2“.

Links: