Südtirol: Eine Prüfung - Zwei Sprachen

Seit 40 Jahren gibt es in Südtirol die Zweisprachigkeitsprüfung. Der „patentino“, wie die Südtiroler sagen, ist Voraussetzung für einen Job im Öffentlichen Dienst. Nach Reformen wird der Sprachnachweis jetzt internationaler angelegt.

Die Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfungen haben sich in den vergangenen 40 Jahren geändert: Seit 2014 sehen die Prüfungen aller vier Niveaus einen Verständnistest sowie eine schriftliche und eine mündliche Prüfung vor. Die drei Teilprüfungen müssen von den Kandidaten innerhalb eines Tages abgelegt werden. Zu Spitzenzeiten bewältigen 16.000 Kandidaten die Prüfung pro Jahr.

Prüfling Prüfer Zweisprachigkeitsprüfung

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Mehr als 232.000 haben die Prüfung seit 1977 bestanden

Die Zweisprachigkeitsprüfung hat 1977 für Ordnung gesorgt, vorher hatte jedes Amt eine eigene Methode. In den Anfangsjahren war bei der Prüfung vor allem eine Übersetzung gefragt. Karl Rainer kann sich noch gut erinnern. Der ehemalige Spitzenbeamte hat als einer der ersten im Sommer 1977 an der Zweisprachigkeitsprüfung teilgenommen. "In der Bevölkerung hat sich für die Prüfung rasch der Begriff „patentino“ durchgesetzt. So wie heute hat der „patentino" auch damals bei einigen für ordentlich Kopfzerbrechen gesorgt“, erklärte Rainer.

Karl Rainer ehemaliger Spitzenbeamter

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Karl Rainer war vor 40 Jahren einer der ersten Prüflinge

Pfeiler der Autonomie

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat daran erinnert, dass die Zweisprachigkeitsprüfung eine der wichtigen Säulen der Autonomie sei. „Sie ist es, die es jeder Bürgerin und jedem Bürger ermöglicht, das eigene Recht auf den Gebrauch der Muttersprache im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung auszuüben“, so der Landeshauptmann, und das „sei ein ganz wesentliches Recht im Rahmen unserer Autonomie“.

Prüfungsraum Zweisprachigkeitsprüfung

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Die Entwicklung des „patentino“ geht weiter

Mittlerweile ist der Zweisprachigkeitsnachweis ein international anerkanntes Sprachzertifikat. Die Landesdienststelle für Zwei- und Dreisprachigkeitsprüfungen hat angekündigt, sich bald von den bisherigen Sprachniveaus A, B, C und D zu verabschieden und nur noch die international bekannten Zertifikatsnamen C1, B2, B1 und A2 verwenden zu wollen. Auch der Grad der Digitalisierung im Kontakt mit den Bürgern wird weiter ausgebaut, um die Abläufe zu beschleunigen und nutzerfreundlicher zu gestalten.