Urlaubsabbau: Unruhe bei Swarovski-Mitarbeitern

Viele Swarovski-Mitarbeiter am Standort Wattens sind aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung beunruhigt. Auch der Betriebsrat kritisiert in der aktuellen Mitarbeiterzeitung den Auslagerungskurs des Unternehmens.

In einem offenen Brief, der anonym der Redaktion des ORF Tirol zugestellt wurde, machen Mitarbeiter auf ihre Sorgen aufmerksam. Es werde zunehmend ausgelagert, und das gefährde Produktionsarbeitsplätze am Standort in Wattens, heißt es. Mitarbeiter seien zudem in den Urlaub geschickt worden, viele Produktionsabteilungen würden von 27. Oktober bis 4. November stillstehen. Zudem rechnen die Mitarbeiter mit Kurzarbeit, und der geplante Produktionsneubau könnte gar nicht erst fertiggestellt werden, wird spekuliert.

Das führe dazu, dass die Belegschaft von Existenzängsten geplagt und die Stimmung so schlecht wie schon lange nicht sei, heißt es in dem Schreiben. Untermauert wird dieses Schreiben von einem Artikel des Betriebsratsvorsitzenden Ernst Daberto, der in der aktuellen Mitarbeiterzeitung ebenfalls die offenbar offensive Auslagerungspolitik des Kristallunternehmens kritisiert.

Kunden bestellen weniger, dafür öfter

Seitens der Firma Swarovski beruft man sich auf laufende Optimierungsprozesse, die aufgrund stark veränderter Kundenwünsche notwendig seien. Statt großer Mengen würden immer häufiger neue Kollektionen in kleineren Stückzahlen in Auftrag gegeben. Die Effekte rückläufiger Volumina, die in Wattens zu spüren seien, stünden jedoch in keinem Zusammenhang mit Verlagerungen an Produktionsstandorte im Ausland.

Um die Auftragsschwankungen wirtschaftlich abfedern zu können, wurden die Fenstertage genutzt, um Urlaubsrückstände abzubauen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Unternehmens.

Neue Produktion ab 2019 in Betrieb

Um kleinere Aufträge rascher und effizienter zu erfüllen, werde derzeit am Standort Wattens in eine neue Produktionsinfrastruktur investiert, heißt es. Auf einer Fläche von 36.000 Quadratmetern entstehe direkt auf dem Swarovski-Werksgelände ein neues Kristallschleifzentrum, ein Produktentwicklungs- und Innovationszentrum sowie eine Manufaktur. Die Manufaktur geht im April 2018, die Kristallfabrik der Zukunft ab Herbst 2019 in Betrieb. Das 2015 in Betrieb genommene Werk in Serbien diene dabei mit rund 600 Mitarbeitern als verlängerte Werkbank der Produktion in Wattens.

Kurzarbeit nicht geplant

Auf Nachfrage von ORF Tirol hieß es seitens des Unternehmens, dass Kurzarbeit derzeit nicht geplant sei. Trotz des wirtschaftlichen Drucks am Standort Wattens gehe man davon aus, dass der Geschäftsbereich Kristall im heurigen Jahr insgesamt wachsen werde.

In Tirol beschäftigt die Swarovski Gruppe aktuell 6.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon alleine 4.800 am Standort Wattens. Man sei damit der größte private Arbeitgeber.

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