Brenner-Archiv öffnet Online-Schatzkiste

Auf LiteraturTirol.at bietet das Brenner-Archiv der Universität Innsbruck ab sofort umfangreiches Material zur Tiroler und Südtiroler Literaturgeschichte. Auch ein Veranstaltungskalender, ein Autorenlexikon und eine Literaturlandkarte sind abrufbar.

Aufbauend auf jahrzehntelange Grundlagenforschung bietet das Brenner-Archiv mit dem neuen Onlineportal einen umfangreichen Blick auf das Literaturgeschehen in Tirol und Südtirol - sowohl historisch als auch aktuell. Ein Onlineautorenlexikon gibt einen Überblick auf rund 900 Tiroler Autorinnen und Autoren aus Vergangenheit und Gegenwart inklusive Biografien, Fotos und Texten. Eine weitere Säule der neuen Plattform sind die seit 2002 gesammelten Rezensionen aus dem Magazin „LiLit - Literatur im Lichthof“ mit Lektüretipps und Besprechungen zu Neuerscheinungen.

Horvath-Text erzürnte Hinterhornbacher

Eine Literaturlandkarte zeigt das Literaturland Tirol sowie Autoren - sowohl nationale als auch internationale - und deren Bezug zu Orten in Tirol. „Manchmal ist es nur ein Urlaub, manchmal sind es Schreibaufenthalte. Manchmal ist es Flucht, und manchmal sind persönliche Verbindungen der Grund, warum Menschen hier schreiben und wohnen oder eben auch nur durchreisen“, sagt Christine Riccabona vom Brenner-Archiv. So erfährt man etwa, dass Ödon von Horvath wiederholt in Hinterhornbach Urlaub gemacht hat und auch zwei Prosatexte über den Ort verfasst hat. Worüber allerdings einer die Hinterhornbacher dermaßen erzürnte, dass sie das Bauernhaus, in dem er wohnte, mit Kuhmist beschmierten.

Weitaus wohlwollender haben wohl die Innsbrucker die Art und Weise aufgenommen, wie Hans Christian Andersen ihre Stadt in seinem Reisebuch „Eines Dichters Bazar“ beschrieben hat: „Die Luft war ganz rosenrot, die Berge im Schnee glichen schimmernden Silberwolken, und während der rote Abendschein verschwand und die Luft in immer reinerem Blau sich löste, lag im Tal die Nacht, die Lichter der Stadt glitzerten, als sei ein Sternenhimmel unter uns.“

Frau schaut auf Bildschirm

ORF/Hammer

Der Veranstaltungskalender mit einem Überblick über tirolweite Literaturveranstaltungen

Die Plattform bietet auch einen Literatur-Veranstaltungskalender für Tirol, der vom Literaturhaus am Inn ständig aktualisiert wird. LiteraturTirol.at solle eine dynamische Seite sein, wo ständig etwas Neues zu finden sein werde, sagt Riccabona. Man wolle auch ein Fenster zur Literaturszene sein und auf einer kommentierten Linkseite zu Literaturmagazinen und -veranstaltern, aber auch zu Büchereien und Archiven verweisen. Das neue Portal wurde durch Förderungen der Länder Tirol und Südtirol, der Stadt Innsbruck und des Wissenschaftsfonds (FWF) ermöglicht.

Korrespondenzen mit Celan, Kraus und Rilke

Das Brenner-Archiv ist ein Forschungsinstitut der Universität Innsbruck. Es wurde im Jahr 1964 durch einen Vertrag zwischen der Republik Österreich und dem Herausgeber der Kulturzeitschrift „Der Brenner“, Ludwig von Ficker, gegründet. Dessen Redaktionsarchiv beinhaltete unter anderem einen beträchtlichen Teil des Nachlasses von Georg Trakl sowie umfangreiche Korrespondenz Von Fickers mit Literaten, Philosophen und Künstlern wie Paul Celan, Martin Heidegger, Karl Kraus und Rainer Maria Rilke. Mittlerweile beinhaltet das Brenner-Archiv rund 260 Nachlässe und Sammlungen, rund 30.000 Bücher und historische und aktuelle Zeitschriften.

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Natalie Wander, tirol.ORF.at