Eklatante Unterschiede im Gesundheitswesen

Im österreichischen Gesundheitswesen gibt es zwischen den Bundesländern eklatante Unterschiede. Bei den Alpbacher Gesundheitsgesprächen lieferte die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher dafür belegbare Hinweise.

Schon bei den öffentlichen und privaten Gesundheitsausgaben pro Kopf und nach Bundesländern gibt es große Unterschiede. So betragen sie im Österreich-Durchschnitt pro Jahr 3.973 Euro. In Wien sind es 4.400 Euro, in Vorarlberg 4.020 Euro, in Kärnten 4.004 Euro. In Salzburg betragen die Gesundheitsausgaben pro Einwohner 4.105 Euro, in Niederösterreich 3.884 Euro, in Oberösterreich 3.738 Euro, in der Steiermark 3.834 Euro, in Tirol 3.870 Euro und im Burgenland schließlich 3.508 Euro.

Grafik zum Gesundheitswesen

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Das östlichste Bundesland ist das Schlusslicht bei den Absolutzahlen. Doch laut der Gesundheitsökonomin sollten die Ausgaben jeweils auch in einem gesamtwirtschaftlichen Kontext gesehen werden: „Unterschiede in der Wirtschaftskraft der Bundesländer führen dazu, dass - anteilig am Bruttoregionalprodukt - das Burgenland am meisten für Gesundheit ausgibt (12,7 Prozent), gefolgt von Kärnten (zwölf Prozent). In Tirol und Wien (9,2 Prozent) sind die anteiligen Ausgaben geringer.“

Unterstützung durch Philips

Die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher ist dabei, mit Unterstützung von Philips Österreich und teilweise der Forschungsförderungsgesellschaft, Indikatoren über Ausgaben, Leistungen und Resultate in Sachen Gesundheit zu identifizieren und zu analysieren. „Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme“ lautet der Titel.

Tiroler bleiben am längsten gesund

International werden Resultate im Gesundheitssystem oft mit der Lebenserwartung in sehr guter oder guter Gesundheit als Indikator angegeben. Sie beträgt im österreichischen Durchschnitt 66 Jahre. Das Burgenland schneidet mit 63 Jahren unter den Bundesländern am schlechtesten ab. In Kärnten sind es 67 Jahre, in Niederösterreich und in Oberösterreich je 66 Jahre, in Salzburg 70 Jahre, in der Steiermark 65, in Tirol 71, in Vorarlberg 69 und in Wien 65 Jahre.

Auch nach den Geschlechtern gibt es Unterschiede. Hofmarcher sagte: „Frauen in Tirol können erwarten, dass sie etwa zehn Jahre gesund länger leben als Frauen im Burgenland. In Wien, im Burgenland und in der Steiermark leben Männer länger gesund als Frauen.“ Jedoch sei die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich für Frauen um 4,8 Jahre höher.

Zusammenhänge unklar

Die Gesundheitsökonomin Maria Hofmarcher sagte bei der Pressekonferenz, dass man aus den Daten noch keine kausalen Schlüsse ziehen könne. „Wir hoffen aber, in Zukunft bestimmte Muster erkennen zu können.“ Wahrscheinlich sei es möglich, mit rund 15 Indikatoren ein aussagekräftiges Bild über Investitionen, deren Effekte und die Situation der Menschen im Gesundheitswesen zu geben - auch regional.

Ein Beispiel für einen Indikator über die Qualität der Gesundheitsversorgung insgesamt ist die „vermeidbare Sterblichkeit“ (Sterblichkeit vor der Lebenserwartung). So sterben in Österreich (Durchschnitt) 68 pro 100.000 Menschen vorzeitig. Im Burgenland sind es 71 pro 100.000, in Kärnten 62, in Niederösterreich 68, in Oberösterreich 63, in Salzburg 64, in der Steiermark 69, in Tirol 51 und in Vorarlberg 61. Wien schneidet mit 82 am schlechtesten ab. Die Ursachen seien unklar. Noch nicht einberechnet habe man die Patientenströme zwischen den Bundesländern, betonte Hofmarcher, wie das zum Beispiel zwischen dem Burgenland, Niederösterreich und Wien der Fall ist.

Kaum jemand hat Gesamtsystem im Blick

Hofmarcher sagt, das Gesundheitssystem in Österreich funktioniere oft auf regionaler Ebene - mehr oder weniger gut oder schlecht. „Wir haben seit Jahrzehnten eine zunehmende Dezentralisierung gehabt. Gleichzeitig haben wir stark fragmentierte Systeme.“ Im Hinblick auf die Arbeit bei anderen wissenschaftlichen Untersuchungen berichtete Hofmarcher, dass sich durch die Fragmentierung des Gesundheitswesens in Österreich offenbar kaum jemand wirklich verantwortlich für das Vorhandenseins eines Gesamtbildes fühle.

Bei Zufriedenheit geringere Unterschiede

Trotz aller Unterschiede sind die Österreicher offenbar relativ gleich zufrieden mit dem Gesundheitswesen. Im Bundesdurchschnitt sind 78 Prozent mit den Leistungen zufrieden (Burgenland: 79 Prozent; Kärnten: 80 Prozent; Niederösterreich: 79 Prozent; Oberösterreich: 75 Prozent; Salzburg: 81 Prozent; Steiermark: 78 Prozent; Tirol: 82 Prozent; Vorarlberg 79 Prozent; Wien: 76 Prozent).

Philips-Austria-Geschäftsführer Robert Körbler betonte, man wolle durch die Unterstützung der Studie der Gesundheitsökonomin einen Beitrag zu klarerer Sicht des Gesundheitswesens in Österreich leisten: „Die Studie soll Transparenz in die heimischen Gesundheitsstrukturen bringen, damit die richtigen Stellschrauben für künftige Innovationen erhoben werden können.“

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