Anklagen nach Strahlenunfall an alter Chemie

Nach dem Strahlenunfall an der Innsbrucker Universität im Jahr 2013 hat die Staatsanwaltschaft nun gegen zwei Mitarbeiter Anklage erhoben. Ihnen wird vorgeworfen, bei der Verpackung und Verschickung des radioaktiven Stoffes „Americium“ fahrlässig gehandelt zu haben.

Die Staatsanwaltschaft hat einen Strafantrag gegen einen Innsbrucker Professor und seine Angestellte eingebracht.

Vorschriften nicht beachtet

Den beiden wird vorgeworfen, dass sie im April 2013 laut Staatsanwaltschaft „bei der Verpackung des radioaktiven Stoffes „Americium“ für den Versand nach Seibersdorf fahrlässig entgegen einschlägiger Vorschriften, ohne Verwendung einer Absaughaube oder einer geschlossenen Kammer mit Unterdruck , die Ampulle mit dem Stoff geöffnet hätten, und nach Beendigung des Verpackungsvorgangs keine ausreichenden Kontaminationsmessungen durchgeführt und so ein kontaminiertes Versandstück nach Seibersdorf geschickt hätten, wodurch es zu radioaktiven Kontaminationen sowohl in einer Lagerhalle in Seibersdorf als auch im Gebäude der Alten Chemie in Innsbruck gekommen sei.“ Für die Beseitigung der Kontaminationen seien Kosten von mehreren hunderttausend Euro angefallen, so die Staatsanwaltschaft.

Versiegelte Halle in Seibersdorf

Nuclear Engineering Seibersdorf GmbH

In Seibersdorf wurde eine Halle kontaminiert.

Die beiden müssen sich laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Hansjörg Mayr wegen „des Vergehens des fahrlässigen, unerlaubten Umgangs mit Kernmaterial, radioaktiven Stoffen und Strahleneinrichtungen“ verantworten. Es drohen Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren. Bei dem Unfall im Mai 2013 war radioaktive Strahlung ausgetreten. Die beiden Mitarbeiter wurden dabei einer erhöhten Strahlendosis von Americium 241 ausgesetzt - mehr dazu in Strahlenunfall: Kriminalamt ermittelt.

Weitere Verstrahlungen waren die Folge

Untersuchungsergebnisse ergaben daraufhin im August, dass es zum Strahlenunfall in der Nuclear Engineering Seibersdorf GmbH (NES) im Bezirk Baden Anfang Mai wegen eines nicht korrekt etikettierten Behälters von der Universität Innsbruck gekommen war. In Seibersdorf waren am 3. Mai zwei Mitarbeiter beim Entsorgen von radioaktivem Müll einer erhöhten Strahlung ausgesetzt gewesen - mehr dazu in Seibersdorf: Radioaktiver Zwischenfall.

Nachnutzung noch nicht restlos geklärt

Das Gebäude der alten Chemie gehört der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Sie will noch im Sommer mit den Abbrucharbeiten beginnen, die etwa fünf Monate dauern werden. Anschließend soll Instituts- und Seminargebäude mit Hörsälen und Büros errichtet werden. Laut BIG laufen derzeit Gespräche und Verhandlungen zur Finanzierung. Sobald das Ministerium die Planung und den Bau freigibt, folge ein Architektenwettbewerb. Wer in das neue Gebäude einziehen soll, stehe noch nicht fest. Mit dem Neubau wolle die Univerisität Innsbruck aber externe Anmietungen in der Stadt auflösen.