Führungswechsel in Tiroler SPÖ

Tirols SPÖ-Chef Ingo Mayr tritt zurück. Die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik wird für den Parteivorsitz kandidieren. Das ist das Ergebnis des Parteivorstandes am Montagnachmittag in Innsbruck.

Der scheidende SPÖ-Chef Ingo Mayr sagte bei der Pressekonferenz: „Blanik ist meine Wunschnachfolgerin.“ Blanik selbst ergänzte: „Ich kandidiere für den SPÖ-Vorsitz, bleibe aber Bürgermeisterin von Lienz.“ Der Parteitag soll am 22. Oktober in Zirl stattfinden. Mayr wird beim Parteitag nicht mehr kandidieren.

Blanik will neues Team aufbauen

Blanik will auch Spitzenkandidatin bei der Landtagswahl werden. Sie kündigte jedoch gleichzeitig an, nicht für eine mögliche Regierungsfunktion zur Verfügung zu stehen. Sie will, dass die SPÖ für die Landtagswahl neu aufgestellt wird. Ein neues Team mit jungen engagierten Menschen sei aufzubauen. Sie fügte hinzu: „Die gewählten Mandatare im Landtag machen gute Sacharbeit und werden dies bis zur Wahl weiter tun.“

Mayr, Blanik

zeitungsfoto.at

Blanik und Mayr bei der Pressekonferenz in Innsbruck

Bei der Pressekonferenz wurde weiters bekanntgegeben, dass Hasan Duran aus dem Bezirk Schwaz neuer Bundesrat der SPÖ wird, der bisherige Bundesrat Hans-Peter Bock aus Fliess rückt anstelle von Gabi Schiessling in den Landtag nach.

Disput um Landtagsmandat als Auslöser für Rücktritt

Mayr begründete seinen Schritt wie erwartet unter anderem damit, dass es für ihn „kurz- und mittelfristig“ nicht möglich gewesen sei, in den Landtag einzuziehen. Er führte aber auch an, dass im Falle seines Einzuges die „regionale Ausgewogenheit“ nicht mehr gegeben gewesen sei.

Der Roppener Bürgermeister und AMS-Betriebsratsvorsitzende Mayr wurde im Juni 2014 zum Tiroler SPÖ-Vorsitzenden gewählt. Seiner Wahl war das desaströse Abschneiden seiner Partei bei der Landtagswahl 2013 mit 13,72 Prozent und in der Folge der Wechsel in die Opposition vorangegangen. Mayr setzte auf eine „Zurück zu den Wurzeln“-Politik. Mit einer Parteireform sollte die SPÖ „jünger, weiblicher und linker“ werden.

Erschwerend war für Mayr, dass er nicht im Landtag vertreten war. Die roten Parteikollegen, die vor ihm auf der Landtagsliste gereiht sind, waren offenbar bis zuletzt nicht bereit, für ihren Chef Platz zu machen - mehr dazu in Schiessling geht, Mayr soll nachrücken

Blanik gilt als Wunschlösung von Parteichef Kern

Die gelernte Architektin und Lienzer Bürgermeisterin Blanik übernimmt die Partei in einer schwierigen Situation und soll ihr ein neues Fundament geben, um den Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Die 50-Jährige gilt als Wunschlösung von Bundesparteichef und Kanzler Christian Kern.

Blanik wurde schon des Öfteren für höhere Weihen in der SPÖ gehandelt - bis jetzt hat sie aber immer abgewunken. Zuletzt wurde sie etwa als mögliche Verkehrsministerin im Kabinett von Bundeskanzler Kern kolportiert. Das liegt vor allem an der guten Performance, die die gebürtige Osttirolerin nicht nur als Landtagsabgeordnete, sondern vor allem in ihrer Heimatstadt Lienz als Bürgermeisterin mehrfach unter Beweis gestellt hatte.

Blanik hat Bürgermeistersessel souverän verteidigt

Balnik hatte im Jahr 2011 den Bürgermeistersessel von Johannes Hibler (ÖVP) erobert. Ihr Amt konnte sie bei der Gemeinderatswahl im vergangenen Februar souverän verteidigen. Sie entschied die Bürgermeisterdirektwahl mit satten 62,34 Prozent der abgegebenen Stimmen klar für sich. Im Gemeinderat gewann sie drei Mandate dazu, die SPÖ hält in Lienz nun zehn von 21 Sitzen.

Mit ihr steht zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Tiroler SPÖ, die sich schließlich mit ihrer jüngsten Parteireform die Attribute „jünger, weiblicher und linker“ verpasst hatte. Blanik, die seit 2003 im Tiroler Landtag sitzt, gilt als fleißige, rhetorisch und fachlich versierte sowie mitunter angriffige Mandatarin. Nach der bei der vergangenen Landtagswahl eingefahrenen Niederlage trat sie auch parteiintern als kritische Stimme in Erscheinung. Unter anderem hatte sie damals den Rückzug von Gerhard Reheis als Klubobmann gefordert.

Blanik wurde am 30. Jänner 1966 in Lienz geboren. Die Mutter zweier Kinder lebt in einer Lebensgemeinschaft. Die Osttirolerin studierte an der Technischen Universität in Wien Architektur. Im Anschluss an das Studium übte sie viele Jahre den Beruf als Architektin aus. 2003 zog sie für die SPÖ in den Landtag ein. Von 2004 bis 2011 bekleidete sie das Amt der Vizebürgermeisterin in Lienz, ehe sie bei der Gemeinderatswahl 2011 den Bürgermeistersessel eroberte, den sie bis heute innehat.

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