Gutes Honigjahr aber drohende Völkerverluste

Viele Tiroler Imker gehen heuer mit gemischten Gefühlen in die Winterpause. Zwar brachte das Jahr in vielen Landesteilen volle Honigtöpfe, doch Varroamilbe und Faulbrut setzen den Völkern zu. Das Bienenjahr ist deshalb längst nicht gelaufen.

Vor 30 Jahren hatten Imker hierzulande noch ein angenehmes Leben. Im Juli wurde geschleudert, dann wurden die Völker mit Winterfutter versorgt und von September bis März wurden die Arbeiten am Bienenstand eingestellt. Völkerverluste gab es nur in extrem kalten und langen Wintern. Mittlerweile hat sich der Imkeralltag allerdings massiv verändert und die Imkerei ist fast zu einem Ganzjahresjob geworden.

Bienen, Varroa, Faulbrut

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Die Varroamilben entwickeln sich im Bienenstock mit der Bienenbrut mit. Sie stechen wie Zecken die Bienen an und begünstigen zudem die Übertragung von tödlichen Viruserkrankungen.

Milbe aus Asien eingeschleppt

Vor rund dreißig Jahren wurde die Varroamilbe - Varroa destructor - mit Bienenvölkern aus dem asiatischen Raum in Europa eingeschleppt. Während die östliche Biene mit dieser Milbe in einer Art Symbiose lebt, ist ihr die bei uns heimische westliche Honigbiene hilflos ausgeliefert. Nur durch das Zutun des Imkers kann ein Bienenvolk überleben. Es gibt hierzulande kein einziges Bienenvolk, das varroafrei ist.

Die Behandlung der Völker ist per Gesetz nur mit natürlichen Säuren, wie Ameisensäure, erlaubt. Auch durch regelmäßige Brutentnahmen kann die Zahl der Milben im Volk reduziert werden. Chemische Keulen sind mittlerweile längst verboten und verpönt. Wird auf die aufwendige Behandlung der Völker im Spätsommer verzichtet, kommen die Völker nicht über den Winter, warnt Reinhard Hetzenauer, Präsident der Tiroler Imker, seine Zunft.

Varroa begünstigt gefährliche Viren

Die Varroamilbe legt ihre Eier in die Brutwaben der Bienen. Dort entwickeln sie sich mit den Jungbienen mit und stechen diese häufig noch vor dem Schlüpfen an. Im Herbst erreicht die Zahl der Milben in einem Bienenvolk ihren Höchststand. Gelingt es nicht, diesen zu reduzieren, kann das Volk innerhalb weniger Wochen daran verenden. Mit Grund dafür ist, dass die Varroamilbe die Verbreitung des Flügeldeformationsvirus im Bienenvolk extrem begünstigt. Dieses Virus hat zur Folge, dass Jungbienen mit verkrüppelten Flügeln auf die Welt kommen.

Bienen, Varroa, Faulbrut

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Behandelt wird gegen die Varroamilbe mit organischen Säuren und ätherischen Ölen. Gifte sind verboten und verpönt.

Milder Winter, späte Tracht

Im vergangenen Bienenjahr hielten sich die Völkerausfälle durch die Varroamilbe österreichweit in Grenzen. Heuer melden allerdings viele Imker erhöhten Varroadruck. Eine der Hauptursachen dafür ist laut Hetzenauer der vergangene milde Winter und das langanhaltende Nahrungsangebot für die Bienen heuer im Sommer. Teilweise bis Ende Juli trugen die Immen Waldhonig ein. Viele Imker haben deshalb später geschleudert als sonst und konnten deshalb auch erst später mit der Varroabehandlung beginnen.

Ungewaschene Honiggläser sind Gefahr

Eine weitere Bedrohung für die heimischen Bienenvölker ist die hochansteckende und auch meldepflichtige Faulbrut. In Tirol ist sie in den letzten Jahren wieder häufiger aufgetreten. Ganze Gebiete mussten daraufhin vom Veterinäramt des Landes zur Sperrzone erklärt werden. Die Sanierung der betroffenen Völker ist immens aufwendig und ein Kraftakt für die Imker.

Bei der Faulbrut handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung der Bienenbrut. Die extrem resistenten und langlebigen Faulbrutsporen - für den Menschen übrigens völlig harmlos - übertragen die Krankheit und finden sich unter anderem im Honig. Vor allem bei Importhonigen, aber auch ganz generell sei es wichtig, dass keine unausgewaschenen Honiggläser in den Containern landen, bittet Hetzenauer auch die Bevölkerung um Unterstützung. Vor allem im Herbst, wenn alles verblüht ist, suchen die Bienen auch auf Recyclinghöfen nach Nahrung für ihren Nachwuchs.

Bienen, Varroa, Faulbrut

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Eine fadenziehende Masse in den Waben ist Indiz für die Faulbrut. Befallene Völker zu sanieren ist enorm aufwendig. Die Faulbrutsporen sind extrem resistent, aber für den Menschen völlig unbedenklich.

Ab sofort Meldepflicht für jeden Imker

Die Imkerei erfährt derzeit einen regelrechten Boom. Dieser scheint auch im kommenden Jahr anzuhalten. Die Jungimkerkurse waren heuer alle ausgebucht und auch für das kommende Jahr gibt es bereits zahlreiche Anmeldungen, so Hetzenauer. Leider seien diese Kurse derzeit noch nicht verpflichtend, obwohl erfolgreiches Imkern doch viel Fachwissen und verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren erfordert.

Seit heuer neu ist allerdings die Meldepflicht. Jeder, der schon Bienen hält oder mit der Imkerei beginnt, muss sich noch heuer beim Amtstierarzt in den Bezirkshauptmannschaften registrieren - Für Imker besteht künftig Meldepflicht. Die Daten fließen bei der Statistik Austria ein und sind beispielsweise beim Ausbruch der Faulbrut von Nutzen, da umliegende Imker rascher erhoben und informiert werden können. Ebenso gibt es künftig verlässliche Zahlen über die Anzahl der Bienenvölker in Österreich und auch über das Ausmaß von Verlusten über den Winter.

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