Grüne Tiwag-Aufsichtsrätin tritt zurück

Regula Imhof hat am Freitag ihren vorzeitigen Rücktritt als Aufsichtsrätin der Tiwag erklärt. Ihre Beweggründe erläuterte die Grüne Funktionärin in einem offenen Brief an die Landesregierung und den Aufsichtsrat der Tiwag.

Vor rund zwei Jahren wurde die gebürtige Schweizerin von den Grünen für den Posten als Tiwag-Aufsichtsrätin nominiert. Nun lege sie dieses Amt vorzeitig und mit sofortiger Wirkung zurück, weil Großinvestitionen mit Nachdruck vorangetrieben werden, ohne dass Risiko, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit ausreichend geprüft seien, formulierte Regula Imhof in ihrem offenen Brief die Gründe für diesen Schritt.

Entscheidungen gegen Willen der Bevölkerung

Politischer Einfluss unterbinde die Aufgaben des Aufsichtrats, Gesetze wie das Wasserrechtsgesetz, das Naturschutzgesetz oder die Wasserrahmenrichtlinie würden einseitig zu Gunsten von Projekten der Tiwag abgeändert und interpretiert werden, so Imhof weiter. Auch rechtliche Verfahren würden politisch beeinflusst werden. Zudem werde gegen den Willen und Beschlüsse der lokalen Bevölkerung vorgegangen, kritisierte Imhof in ihrem offenen Brief an die Landesregierung und den Aufsichtsrat der Tiwag .

Kein Termin bei Platter

Unter diesen Voraussetzungen sei es ihr unmöglich, weiter im Aufsichtsrat der Tiwag zu verbleiben, schrieb Imhof am Freitag in einer Aussendung. Schließlich sei mit der Funktion eine Mitverantwortung für den geschäftlichen Erfolg der Tiwag , sowie das Gesamt-Interesse der Tiroler Bevölkerung verbunden, so Imhof wörtlich. Leider habe sie auch nach mehreren Anfragen wochenlang keinen Termin bei Landeshauptmann Günther Platter als Vertreter des Alleineigentümers der Tiwag erhalten, betonte Imhof am Freitag, um ihre Beweggründe persönlich zu erläutern. Ihren Rücktritt habe sie am Freitag im Aufsichtsrat bekannt gegeben.

„Persönliche Entscheidung von Imhof“

Der Rücktritt von Frau Imhof als Mitglied des Aufsichtsrates der Tiwag sei ihre persönliche Entscheidung, die er zur Kenntnis nehme, sagte Landeshauptmann Günther Platter auf Anfrage von ORF Tirol.

Günther Platter Sommergespräch

ORF

Landeshauptmann Günther Platter

Für ihn stehe jedoch außer Frage, dass man den Ausbau der Wasserkraft – so wie im Arbeitsübereinkommen der Tiroler Landesregierung vereinbart – auch weiterhin konsequent vorantreibe, und das große Ziel, das Erreichen der Energieautonomie 2050 und die Energiewende, nicht aus den Augen verlieren werde, sagte Landeshauptmann Günther Platter in einer ersten Reaktion am Freitag.

„Eingefahrene Männer-Strukturen“

Er könne sich vorstellen, wie schwierig es sein muss, den großen Tanker Tiwag mit Aufsichtsratsvorsitzendem Ferdinand Eberle zu bewegen, kommentierte der Energiesprecher der Grünen, Hermann Weratschnig den Rücktritt von Imhof.

Hermann Weratschnig

Grüne

Hermann Weratschnig

Da gelte es, gegen jahrelang eingefahrene Männer-Strukturen anzukämpfen. In der Tiwag würden eine Reihe von personellen Änderungen anstehen, und in diesem Zusammenhang würden auch Funktionen im Aufsichtsrat neu zu besetzen sein. Man werde nun mit geeigneten Kandidaten Gespräche führen, wer die schwierige Aufgabe der Kontrolle des Tiwag-Vorstandes übernehmen kann, kündigte Weratschnig an.

WWF zeigt sich bestürzt

Mit großer Bestürzung reagierte am Freitag der WWF auf die Ankündigung von Regula Imhof. Wenn eine ausgemachte internationale Expertin wie Imhof, ihren Rückzug mit der mangelnden fachlichen Qualität, politischer Willkür und der Intransparenz bei Entscheidungen der Tiwag begründet, müssten doch bei Landeshauptmann Platter sämtliche Alarmglocken läuten", so Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol.

Seit 2013 Aufsichtsrätin

Regula Imhof war von 2007 bis 2013 Vize-Generalsekretärin der Alpenkonvention. Im Juni 2013 folgte die gebürtige Schweizerin, die als Biobäurin in Natters lebt, Hans-Peter Bock in den Tiwag-Aufsichtsrat nach, der vorher von der SPÖ entsendet worden war. Bei der Landwirtschaftskammerwahl kandidierte Regula Imhof für die Grünen auf Platz Zwei - mehr dazu in: Erstmals grüne Liste bei LK-Wahl.

Links: