Zungenschrittmacher gegen Schnarchen

Erstmals in Österreich sind an der Innsbrucker Klinik drei Männern Zungenschrittmacher eingesetzt worden. Der Schrittmacher soll Patienten helfen, die unter Schnarchen mit Atemaussetzern leiden.

„Die Implantate stimulieren den Bewegungsnerv der Zunge“, erklärte der Leiter der Innsbrucker HNO-Abteilung, Herbert Riechelmann am Mittwoch in Innsbruck. An der Klinik wurden heuer bereits drei derartige Eingriffe durchgeführt, die in Österreich Neuland bedeuteten.

Weltweit bisher 400-mal durchgeführt

„Weltweit wurde diese Behandlung bereits etwa 400-mal durchgeführt“, erläuterte Riechelmann. Die Zungenschrittmacher, die auch „Atemwegsstimulatoren“ genannt werden, wurden im August drei männlichen Patienten implantiert. Sie seien mit einem Herzschrittmacher vergleichbar und hätten in etwa die Größe einer Streichholzschachtel. Sie werden unter dem Schlüsselbein eingesetzt, erfassen die Atembewegungen und geben kleine Impulse an den Hypoglossus-Nerv in der Zunge ab. Dieser verhindert, dass die Zunge zurückfällt und die Atemwege blockiert.

Herbert Riechelmann

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Herbert Riechelmann

„Eigentlich ist das ein neurologisches Problem“, verdeutlichte Riechelmann. Patienten mit einem schweren, obstruktiven Schlafapnoesyndrom leiden unter Atemaussetzern, da die Spannung der Muskulatur der oberen Atemwege im Schlaf nachlässt. Dadurch verengt sich der Luftweg. Derartige Implantate stellten eine „sehr, sehr effektive Behandlung“ dar, sagte der HNO-Leiter. Damit könne das Schnarchen praktisch vollständig verhindert werden.

Nerv muss bei Operation „aufgedröselt“ werden

Der Eingriff dauere rund drei Stunden und sei unter anderem deswegen komplex, weil die Zungennerven zunächst „aufgedröselt“ werden müssten. Der Experte ging davon aus, dass künftig rund 15 derartige Eingriffe pro Jahr in Innsbruck durchgeführt werden können.

Zungenschrittmacher

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Zungenschrittmacher

Die Lebensdauer der Batterie des Zungenschrittmachers betrage in etwa zehn Jahre, meinte Riechelmann. Dann muss der Schrittmacher getauscht werden. Das Gerät werde von den Patienten beim Schlafengehen ein- und in der Früh wieder ausgeschaltet.

Meist klassische Therapie ausreichend

Die Behandlung und die Auswahl der Patienten passiert in enger Zusammenarbeit mit dem Schlaflabor der Neurologie. Mit diesem Implantat könne nämlich nur eine kleine Gruppe von Patienten behandelt werden. In den meisten Fällen einer obstruktiven Schlafapnoe sind nämlich klassische Therapien etwa mit einer Atemmaske und anderen HNO-Eingriffen möglich, sagte Birgit Högl, Leiterin des Schlaflabors an der Innsbrucker Klinik.

Von 16. bis 20. September findet in Innsbruck ein HNO-Kongress mit 600 Experten zu Innovationen und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen statt. Dort wird der Zungenschrittmacher ebenfalls Thema sein.