Platter spricht von 30 Millionen Schaden

Der Schaden nach den jüngsten Unwettern in Tirol beträgt laut Landeshauptmann Günther Platter rund 30 Millionen Euro. 50 Prozent des Privatschadens sollen aus Mitteln des Katastrophenfonds übernommen werden. Straßen und die Geschiebesperre in See sollen rasch repariert werden.

Rund vier Millionen Euro der geplanten Beihilfe werde das Land Tirol als Soforthilfe ausbezahlen, sagte Platter. Dabei könne man auf Rücklagen zurückgreifen, die seit der Hochwasserkatastrophe 2005 gebildet wurden. Für die Wiederherstellung von Wohnungen und Eigenheimen werde außerdem ein Sonderförderungsprogramm im Rahmen der Wohnbauförderung und der einkommensunabhängigen Wohnhaussanierung aufgelegt.

Von einer „katastrophalen Situation“ und einem „wahrlich schrecklichen Anblick“ sprachen der Landeshauptmann und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bei einer Pressekonferenz nach ihrem Lokalaugenschein im Sellrain- und im Paznauntal. Finanzminister und Vizekanzler hätten den Betroffenen sofort Hilfe aus dem Katastrophenfonds zugesichert, sagte Mikl-Leitner. Sowohl der Landeshauptmann, als auch die Innenministerin zeigten sich angetan vom Einsatz der Helfer. „Rund 3.000 Menschen sind in den Gemeinden derzeit im Einsatz“, fügte Platter hinzu.

Sellraintalstraße länger nicht befahrbar

„An der Wiederherstellung der Straßenverbindungen wird mit Hochdruck gearbeitet“, versichert Straßenbau- und Katastrophenschutzreferent LHStv. Josef Geisler. Die Sellraintalstraße werde zwischen Kematen und Sellrain jedoch für längere Zeit nicht passierbar sein. Auch das gebrochene Geschiebebecken im Paznauntal soll möglichst rasch wieder aufgebaut werden, sagte Geisler.

Die in der Nacht auf Montag evakuierten Personen seinen großteils bei Freunden und Verwandten unterkommen. „Der Zustand der Häuser und Wohnungen muss nun genau bewertet werden. Erst wenn die Experten Entwarnung geben, können die Menschen wieder zurück in ihre Häuser. Sicherheit ist das oberste Gebot“, betonte der Landeshauptmann.

Spendenkonten:

  • Die Gemeinde See hat für Geschädigte bei der Raiffeisenbank Paznaun ein Spendenkonto eingerichtet:
    IBAN: AT89 3624 8000 0042 5090
  • Spendenkonto der Gemeinde Sellrain, Kennwort: Hochwasser Sellrain 2015: IBAN: AT44 3626 0000 0070 1805 BIC: RZTIAT22260
  • Spendenkonto Land Tirol bei der Hypo Tirol Bank, Kennwort: Land Tirol - Unwetterkatastrophe
    Kontonummer 200.000
    IBAN: AT18 5700 0000 0020 0000
    BIC: HYPTAT22

150 Soldaten in Sellrain

Neben 150 Soldaten helfen in Sellrain auch 150 Mann des Katastrophenzuges der Feuerwehr, die Feuerwehren aus Oberperfuss, Zirl, Kematen und Grinzens sowie etwa 150 Freiwillige. Dennoch wirkt die umfangreiche Hilfe angesichts der Schäden wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Viele Häuser sind im Keller und Erdgeschoß mit Schlamm gefüllt.

Große Betroffenheit und Verzweiflung herrschte bei denen, die am Dienstag zum ersten Mal zurück zu ihren Häusern konnten. Jetzt stellt sich die Frage, welche Häuser überhaupt noch zu sanieren sind und wie schnell die Menschen wieder hineinkönnen. Bei etwa fünf Häusern ist es fraglich, ob sie überhaupt wieder bewohnbar gemacht werden können.

Sellraintalstraße für längere Zeit unbefahrbar

Bürgermeister Norbert Jordan zeigte sich am Dienstag dankbar für die große Hilfsbereitschaft. Alles was helfen könne, sei da, ob privat, Feuerwehren oder Bergretter. Noch ist unklar, wie lange es dauert, bis die größten Schäden behoben sind. Sellrain ist mittlerweile für Anrainer von Oberperfuß her erreichbar, der restliche Verkehr muss über Ötz und das Kühtai ausweichen.

Psychische und physische Herausforderung

Nach See im Paznauntal wurden 100 Mann des Bundesheeres entsandt. Thomas Huter koordiniert den Einsatz des Heeres in See. In erster Linie werde man beim Ausräumen der Häuser helfen. Da sei Manneskraft gefragt, da man nicht mit Maschinen arbeiten könne. Im menschlich, psychischen Bereich sei es eine schwierige Aufgabe, aber die Soldaten würden sich bemühen, gute Arbeit zu leisten. Neben den Soldaten sind in See auch die Feuerwehren des Paznaun im Einsatz sowie viele Freiwillige.

Bundesheer-Soldaten im Einsatz

APA/BUNDESHEER/VZLT HÖRL

Aufräumarbeiten in See

Die Paznauntalstraße ist seit Dienstagmorgen wieder befahrbar. Laut Bürgermeister Anton Mallaun sind allerdings noch einige Gemeindestraßen verlegt: „Da wird gerade daran gearbeitet. Wir hoffen, dass im Laufe des Tages einige Bewohner wieder in ihre Häuser zurück können.“ Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden, sei derzeit noch nicht abschätzbar, so Mallaun am Dienstagmorgen.

Bundesheer-Soldaten im Einsatz

APA/BUNDESHEER/VZLT SCHWÄRZLER

Harte Handarbeit mit Schaufel

Heißel: „Steinschlag und Blockstürze möglich“

Entwarnung kann noch keine gegeben werden. Der Boden ist voll mit Wasser, wie es weitergeht hängt vom Niederschlag der nächsten Tage ab. Darüber hinaus könne es zu Folgeschäden kommen, schildert Landesgeologe Gunther Heißel: „Es kann sein, dass es zu Steinschlag und Blockstürzen kommt. Es muss nicht sein, aber die Wahrscheinlichkeit ist gegeben.“ Man könne nicht ausschließen, dass weitere Ortschaften evakuiert werden müssen, da die Situation angespannt sei, so Heißel, der nun mit seinem Team die betroffenen Gebiete genau beobachtet. Die Einsatzkräfte, die beim Aufräumen helfen, arbeiten teils unter Einsatz ihres Lebens.

Keine dienstrechtlichen Konsequenzen

Wer aufgrund von Naturereignissen nicht oder nicht pünktlich in die Arbeit kommen kann, der brauche keine dienstrechtlichen Konsequenzen zu fürchten, hieß es am Dienstag von der Gewerkschaft. Man müsse aber alles Zumutbare zur Schadensminderung unternehmen, um zur Arbeit zu kommen, und der Arbeitgeber sei über die Verhinderung unverzüglich zu informieren. Das Gleiche gelte für den Fall, dass Kindergarten oder Schule wegen des Unwetters geschlossen bleiben und Eltern die Kinderbetreuung übernehmen müssen, sagt Tirols ÖGB-Landesvorsitzender Otto Leist.

Krankenkasse will unbürokratisch helfen

Von der Tiroler Gebietskrankenkasse hieß es am Dienstag, man wolle die betroffene Bevölkerung und betroffene Betriebe unbürokratisch unterstützen, was etwa die Wiederausstellung verloren gegangener Rezepte, Heilbehelfe oder Heilmittel betreffe.

In der Nacht von Sonntag auf Montag haben schwere Unwetter große Schäden vor allem in Sellrain und in See im Paznaun angerichtet - mehr dazu in Unwetter zerstörte Dutzende Häuser . Das Land hat schnelle Hilfe für die Beschädigten zugesagt - mehr dazu in Land sagt Betroffenen Unterstützung zu .

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