Millionenschaden durch Unwetter

Die neuerlichen Unwetter in der Nacht auf Montag haben in den Bezirken Landeck und Innsbruck einen Millionenschaden angerichtet. Im Sellrain- und Paznauntal wurden Dutzende Häuser zumindest teilweise zerstört. Tausende Helfer sind im Einsatz, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen.

Der Bürgermeister von Sellrain, Norbert Jordan, sagte Montagfrüh gegenüber dem ORF Tirol, die Lage sei furchtbar, Häuser wie das Schulhaus und das Gemeindeamt seien eingemurt, Gebäude weggerissen. Um sich in Sicherheit zu bringen, seien Bewohner in der Nacht von ihren Häusern in den Wald gelaufen. Dort wurden sie von der Feuerwehr dann in Sicherheit gebracht. Es sei eine „volle“ Katastrophe. Der Seigesbach habe die Melach aus ihren Ufern gedrückt, mehrere Häuser seien jetzt unbewohnbar.

Die Sellraintalstraße ist von Kematen bis Gries im Sellrain nicht befahrbar und gesperrt. Die Brücke in Sellrain Richtung Oberperfuß ist ebenfalls gesperrt, am Freitag sollte sie wieder geöffnet werden. Sellrain ist vorerst nur über das Ötztal erreichbar.

Laut dem Landesgeologen Gunther Heißel sei die Straße auch an einigen Stellen von der Melach mitgerissen worden. Schule und Kindergarten bleiben in Sellrain am Montag geschlossen, auch das Handynetz brach teilweise zusammen.

Autos davongeschwommen

Das Rote Kreuz richtete kurz nach Mitternacht in Oberperfuss eine Versorgungsstelle für in Sicherheit gebrachte Personen ein. Dort wurden am Montagmorgen 23 Menschen betreut. Monika Larcher vom Roten Kreuz erklärte, die Leute seien in das Feuerwehrhaus nach Oberperfuss gekommen. Dort seien sie mit frischer Kleidung, Speisen und Getränken versorgt worden. Gesundheitlich gehe es den Menschen gut, sie würden dort von einem Kriseninterventionsteam betreut werden. Ein Helfer vom Roten Kreuz berichtete, viele hätten ihre Existenz verloren. Tiere seien umgekommen und Autos davongeschwommen.

Günther Obojes vom Roten Kreuz sagte, teilweise würden Leute von sich aus kommen und freie Ferienwohnungen oder Ferienhäuser anbieten. Auch bei den Hotels helfe man in solchen Situationen gerne mit. Das Bundesheer wurde angefordert, man braucht das Heer in Sellrain, um die Straßen und Gebäude frei zu bekommen und um Tiere auszufliegen. Derzeit ist ein Expertenteam unterwegs, um alle Brücken in Sellrain und der Umgebung zu überprüfen. Das Land sagte den Betroffenen in Sellrain und See rasche Hilfe zu - mehr dazu in Land sagt Betroffenen Unterstützung zu.

Weit über 100-jähriger Hochwassermarke

Die Melach drohte in der Nacht mehrfach über die Ufer zu treten, so auch zwischen Kematen und Sellrain bzw. direkt bei Kematen im Bereich der dortigen Tankstelle. Ein Blick auf den von der TIWAG betriebenen Melach-Pegel am westlichen Ortsende von Kematen zeigt, dass die Melach die hundertjährige Hochwassermarke kurzzeitig um mindestens 40 Zentimeter überschritt, wobei dieser automatisch ermittelte Wert von Experten noch überprüft werden muss.

See: Zwei Bäche richteten Verwüstungen an

Laut Auskunft von Bürgermeister Anton Mallaun mussten rund 100 Menschen in der Nacht in Sicherheit gebracht werden. Laut Mallaun sollen mindestens 20 Gebäude betroffen sein. Ein Gebäude ist total beschädigt, weitere zum Teil schwer. Ein Bach hatte ein für Hochwasser vorgesehenes Becken zum Übergehen gebracht, ein Damm sei daraufhin gebrochen. Außerdem wurde eine Brücke, die zu einem Weiler führt, weggerissen.

In See hofft man, dass die Brücke bis Dienstag provisorisch funktionsfähig gemacht werden kann, damit die Bewohner nicht länger eingeschlossen sind. Weil mit herkömmlichem Werkzeug in See im Augenblick nichts zu bewirken sei, wurden mehrere Bagger angefordert. Derzeit tagen die Einsatzkräfte, um die weitere Vorgangsweise zu koordinieren.

Laut dem Landesgeologen Gunther Heißel seien in See der Schallerbach und ein weiterer Bach fast flussartig vom Hang heruntergestürzt. Sie hätten Hänge angerissen und den darunterliegenden Siedlungsteil von See mehr oder weniger verwüstet. Je nach den weiteren Niederschlägen seien die Arbeiten nach den Unwettern schwierig oder gar nicht möglich, sagte Heißel Montagfrüh.

Probleme in vielen Landesteilen

Probleme und Straßensperren gibt es nicht nur im Sellrain, sondern auch bei Inzing, Hatting, Polling und im Stubaital zudem im Oberland bei Tösens, im Paznaun, wo die B188 gesperrt werden musste, und am Reschenpass. Auch aus dem Unterland bei Pill wurden Probleme gemeldet, hier musste die B171 gesperrt werden. Auch wurden in den genannten Bereichen durch die Unwetter zahlreiche Keller überflutet. Seit den Abendstunden standen und stehen zahlreiche Feuerwehren im Einsatz. Auch in Neustift im Stubaital mussten wegen Murenabgängen zwei Häuser evakuiert werden.

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