Freude und Enttäuschung nach Isel-Nominierung

Das Land hat am Dienstag die Ausweisung der gesamten Isel und eines Teils ihrer Zubringerbäche als Natura-2000-Gebiet beschlossen. Während sich Umweltschutz-Organisationen erfreut zeigen, zeigt man sich in vielen Gemeinden entlang der Isel enttäuscht.

Im Gegenzug für die Nominierung soll es für die Osttiroler Region ein regionalwirtschaftliches Rahmenprogramm geben. Das Rahmenprogramm ist mit zehn Millionen Euro auf zehn Jahre dotiert. Die Verordnung zur Ausweisung der Isel wird man jetzt in Begutachtung schicken.

Jetzt wird ein achtwöchiges Begutachtungsverfahren für das Naturschutzgebiet Osttiroler Gletscherflüsse Isel, Schwarzach und Kalserbach mit folgender Gebietsabgrenzung eingeleitet: Die Isel von der Grenze des Nationalparks Hohe Tauern im Umbaltal bis zur Gemeindegrenze Oberlienz/Lienz, die Schwarzach von der Grenze des Nationalparks Hohe Tauern bis auf Höhe des Ortsteiles Ranach sowie der Kalserbach von der Grenze des Nationalparks Hohe Tauern bis auf Höhe von Unterlesach.

Gemeinden fühlen sich überfahren

Neben den durchaus positiven Reaktionen aus den Reihen des Naturschutzes in Osttirol wird aus den betroffenen Gemeinden größtenteils Enttäuschung signalisiert. Weniger enttäuscht zeigt man sich über die Ausweisung der Isel als Natura-2000-Gebiet als über die Vorgehensweise. In vielen Gemeindestuben entlang der Isel heißt es, man sei überfahren worden.

Die Gemeinde Virgen hatte schon am 27. Februar in einer Gemeinderatssitzung Widerstand gegen die geplante Totalausweisung angekündigt. Unter anderem will man eine Volksbefragung und den Weg nach Brüssel nicht scheuen. Genauso kündigte Andreas Köll als Obmann des Planungsverbandes den Weg nach Wien an. Das sei Willkür und werde weder in Wien noch in Brüssel einer Überprüfung standhalten. „Für mich ist das einfach nur eine absolut dilettantische Vorgangsweise.“

Ebenso enttäuscht über die Vorgehensweise zeigt sich die Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik (SPÖ). Anstatt dass man versuche, Ängste zu nehmen und Entwicklungsszenarien aufzuzeigen, fahre man von oben drüber und sage „friss oder stirb, das ist so, Ende. Und wenn ihr brav seid, kriegt ihr zehn Millionen“. Diese Art von Politik könne sie nicht nachvollziehen, so Blanik.

Freude bei Umweltschutz-Organisationen

Bei Umweltschutzorganisationen zeigt man sich erfreut über die Ausweisung der Isel als Natura-2000-Gebiet. Kritik gibt es hingegen an der Nicht-Ausweisung einiger Zuflüsse.

Franz Maier, ehrenamtlicher Präsident des Umweltdachverbandes, sagt in einer Aussendung, jetzt sei die Basis dafür geschaffen, dass dieser letzte große frei fließende und ökologisch funktionsfähige Gletscherfluss der Ost-Alpen in seiner Dynamik bewahrt werde und einer der wenigen verbliebenen, repräsentativen Lebensräume der Deutschen Tamariske für zukünftige Generationen erhalten bleibe. Das letzte Wort bezüglich der Ausweisung der Zubringerbäche Tauernbach, Schwarzach und Kalserbach sei allerdings noch nicht gesprochen, diesbezüglich müsse noch nachjustiert werden.

Kritik vom WWF

Beim WWF zeigt man sich einerseits über die Ausweisung erfreut, kritisiert aber, dass die Zubringer Schwarzach und Kalserbach nicht ausgewiesen worden seien. Leider habe man hier nur kleine Abschnitte in den Oberläufen der Bäche ausgewiesen. Das habe fachlich keine Grundlage sondern sei ein Zugeständnis an die Energiewirtschaft, denn an beiden Bächen seien Kraftwerke geplant, sagt Gebhard Tschavoll vom WWF. Obwohl im Erstvorschlag der Abteilung Umweltschutz im zukünftigen Schutzgebiet enthalten, sei der gesamte Tauernbach nicht ausgewiesen worden. Am Tauernbach gebe es aber ein mit dem Schutz des Lebensraumes offenbar unvereinbares Projekt der TIWAG.

Vier weiter Schutzgebiete geplant

Neben der Isel und ihren Zubringern sollen laut dem Land Tirol weitere vier Naturschutzgebiete eingerichtet werden: Das Naturschutzgebiet Sinesbrunn in Tarrenz mit dem Vorkommen der Libellenart Bileks Azurjungfer, das Naturschutzgebiet Tiefer Wald in Nauders mit dem Vorkommen des Braungrünen Streifenfarns, das Naturschutzgebiet Vesiltal sowie das Naturschutzgebiet Fimbatal, beide in Ischgl, als Lebensraum „alpiner Pionierformationen“.

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