Islamische Studenten in katholischer Religionsstunde

Islamische und römisch-katholische Religionslehrer machen in Tirol einen Teil ihrer Ausbildung gemeinsam. Zu dem neuartigen Projekt gehört auch, dass islamische Studenten einen Teil ihres Praktikums im katholischen Religionsunterricht machen.

Im Rahmen dieses Projekts kommen im Oktober Gruppen von jeweils drei Studenten zum katholischen oder islamischen Religionsunterricht. Jede Gruppe besteht zum Teil aus islamischen und zum Teil aus katholischen Studenten. Bei ihren Praktika beobachten die Studenten den Unterricht, gestalten aber auch Teile.

Was die Studenten dabei machen, wird ihnen nicht genau vorgegeben, sie sollen aber in Begegnung und Dialog treten. Der Professor für Islamische Religionspädagogik Zekirija Sejdini betont, dieses Projekt biete die Chance, voneinander zu lernen und sich auch selber besser kennenzulernen.

Drei Menschen im Garten vor Universität und Kirche

ORF/Hammer

Harald Klingler und Martina Kraml von der Theologischen Fakultät sowie Zekirija Sejdini (rechts) von der Islamischen Religionspädagogik

Kritik von manchen Eltern

Die Eltern der betroffenen Schüler wurden in einem Schreiben von dem Projekt informiert. Daraufhin gab es von den Eltern teilweise auch kritische Reaktionen. Ein Vater etwa drohte, von der Kirche auszutreten und sein Kind vom Religionsunterricht abzumelden. Solchen Bedenken wolle man sich stellen und versuchen, Aufklärungsarbeit zu leisten, sagt Harald Klingler, einer der Organisatoren des Projekts.

Martina Kraml von der katholisch theologischen Fakultät sagt, wenn Begegnung mit Fremdem stattfinde sei es normal, dass Menschen zunächst Angst oder Unsicherheit hätten. „Wenn man darüber spricht und auch das Potenzial erklärt, dann ist es erfahrungsgemäß so, dass die Leute das gut finden.“

Die Praktika laufen derzeit in acht Pflichtschulen: in Zirl, Götzens, Innsbruck, Rum, Wattens und Vomp. Martina Kraml sieht in dem Projekt auch die Erfüllung eines Auftrags von Seiten der Kirche, denn das Zweite Vatikanische Konzil habe den Auftrag gegeben, anderen Religionen zu begegnen. Es solle eine „Begegnung auf Augenhöhe“ sein, betont Kraml hinsichtlich des Projekts.

Projekt wird wissenschaftlich ausgewertet

Bisher hat es in Österreich zwar schon punktuelle Zusammenarbeit zwischen Islam und Katholischer Kirche in der Religonslehrerausbildung gegeben. In dieser systematischen Form ist die Zusammenarbeit aber neu. Das Projekt wird einer wissenschaftlichen Bewertung unterzogen - nach einem Jahr soll Bilanz gezogen werden.

Hermann Hammer; tirol.ORF.at

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