Ausstellung: Die Spuren der Migranten in Hall

Anlässlich des 50. Jahrestages des Abschlusses des österreichisch-türkischen Anwerbeabkommens haben sich Schüler und Historiker auf Spurensuche nach dem „Fremden“ begeben. Das Ergebnis ist eine umfangreiche Ausstellung in Hall, die am Freitag eröffnet wurde.

2014 jährt sich zum 50. Mal der Abschluss des österreichisch-türkischen Anwerbeabkommens, 2016 folgt das Jubiläum des österreichisch-jugoslawischen: Arbeitskräfte wurden gerufen, und Menschen sind geblieben. Die Ausstellung „Hall in Bewegung. Spuren der Migration in Tirol“ wirft einen ungewohnten Blick auf die Geschichte Halls.

Migranten sind unsichtbar geblieben

Die tiefgreifenden und nachhaltigen Veränderungen unserer Gesellschaft durch die sogenannte „Gastarbeitermigration“ sind alltäglich erfahrbare und gelebte Realität. In der Geschichtsschreibung
sind sie allerdings noch nicht angekommen. Migration bzw. Migrantinnen und Migranten sind in der etablierten österreichischen Geschichtserzählung bisher unsichtbar und ohne Stimme.

Gießerei Haslinger in Hall im Juli 1978: Eine Frau entfernt Schlacken und Schmutz vom flüssigen Eisen.

Walter Jud/Stadtarchiv Hall i. T.: Bildarchiv 8/16-5

Migranten in der damaligen Haller Gießerei Haslinger

Schülerinnen und Schüler des Franziskanergymnasiums und der BHAK/BHAS Hall i.T. sowie der Neuen Mittelschule Rum haben sich daher im Rahmen eines vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung geförderten „Sparkling Science“-Projekts gemeinsam mit Wissenschaftlern des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, des Stadtarchivs und Stadtmuseums Hall i.T. und des Gemeindemuseums Absam auf Spurensuche begeben.

Das Phänomen der Arbeitsmigration stellt in Hall keinesfalls eine völlig neue Entwicklung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar, sondern kann auf eine lange Tradition zurückblicken. Durch die ortsansässigen großen Firmen wurde die Stadt seit den 1960er Jahren allerdings auch zu einem wichtigen Ziel für Migranten aus der Türkei und Jugoslawien.

Multiperspektivische Darstellung

Vier Wochen lang werden nun die Ergebnisse dieser Spurensuche in einer Ausstellung im öffentlichen Raum in der Salvatorgasse und in einem Veranstaltungs- und Vertiefungsraum in der Salvatorgasse 19 präsentiert. Die Geschichte der Migration nach Hall seit den 1960er Jahren und die Geschichten und Erfahrungen der Migranten sollen an einem Ort, der selbst Teil dieser Geschichte ist, sichtbar gemacht werden. Das Ziel ist eine facettenreiche und multiperspektivische Darstellung der regionalen Geschichte von Migration mit ihren transnationalen Verflechtungen und lokalen Folgen, verstanden als Teil einer größeren Geschichte Nachkriegsösterreichs als Migrationsgesellschaft.

Neben einer individuellen Besichtigung während der Öffnungszeiten gibt es die Möglichkeit, an geführten Rundgängen teilzunehmen. Für Schulklassen wird nach Anmeldung ein spezielles Vermittlungsprogramm angeboten. Sonderführungen sind auf Anfrage möglich. Auch an der „Langen Nacht der Museen“ nimmt die Ausstellung gemeinsam mit dem Stadtmuseum teil.

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