Reheis unbeeindruckt von Rücktrittsschreiben

In der Tiroler SPÖ stehen die Zeichen auf Sturm: Funktionäre aus den Bezirken Kitzbühel, Kufstein und Schwaz kritisierten in einer Aussendung die Parteispitze scharf. Unklar war, wer hinter dem Schreiben steckt. Parteichef Gerhard Reheis zeigte sich unbeeindruckt.

Sonntagabend hat die Bezirksgeschäftsführung Schwaz/Kufstein/Kitzbühel das brisante Schreiben per E-Mail ausgeschickt. Darin fordern Funktionäre einen „grundlegenden Wechsel“, damit der „Wiederbelebung der SPÖ Tirol“ nichts mehr im Wege stehe.

„Wir sind schockiert und enttäuscht über das Verhalten der Tiroler Parteispitze und distanzieren uns gänzlich“, hieß es. Die Kritik entzündete sich vor allem daran, dass Teile der Landtagsfraktion „zwar das ungeliebte Ehrenamt des Parteivorsitzes zur Verfügung stellen wollen, jedoch gleichzeitig auf ihre Mandate, insbesondere die hoch dotierte Funktion des Klubobmannes, bis zum Jahr 2018 beharren“. Das sei nach Ansicht von „wahren“ Sozialdemokraten „unwürdig“, hieß es.

Urheberschaft der Aussendung fraglich

Namentlich ließ sich allerdings keiner der Funktionäre in dem Schreiben nennen. Auf Nachfrage von ORF Tirol bei diversen Funktionären, will keiner von dem Schreiben gewusst haben. Der Geschäftsführer der Bezirksstelle war bislang nicht erreichbar.

Die der APA am Sonntag übermittelte Aussendung der Bezirksfunktionäre bezeichnete Klubobmann Gerhard Reheis als „anonymes Schreiben“, das „in den Papierkorb“ gehöre. Auf die Frage, ob man angesichts der Tatsache, dass das Schreiben vom Geschäftsführer der Bezirke Kufstein und Kitzbühel, Michael Schiestl, ausgesandt wurde, wirklich von einem anonymen Schreiben sprechen könne, erklärte Reheis, er wisse nur von einem solchen. Aber man werde mit dem Geschäftsführer jedenfalls „Besprechungen zu führen“ haben.

Reheis hat im Klub um eine Stimme mehr

Der Landtagsklub der Tiroler SPÖ bleibt in der zentralsten Personalfrage ein gespaltener: In einer zweieinhalbstündigen Klubsitzung am Montagnachmittag im Innsbrucker Landhaus konnten sich die klubinternen Unterstützer und Kritiker von Klubobmann Gerhard Reheis nicht auf eine gemeinsame Position zu dessen politischer Zukunft einigen.

Er bleibe bis zum Jahr 2018 gewählter Klubobmann, es gebe schließlich keine Mehrheit gegen ihn, sagte Reheis der APA nach der Sitzung. „Der Kopf ist da“, erklärte er lächelnd auf die Frage nach dem Verlauf der Unterredung. Der 59-Jährige räumte ein, dass die LAbg. Thomas Pupp und Elisabeth Blanik in der Sitzung mit ihrer Meinung, wonach er als Klubobmann weichen solle, „nicht hinterm Berg“ gehalten hätten. Reheis verwies auf den derzeitigen „3 zu 2“-Stand für seine Person. Für den Klubchef würden nämlich neben seiner selbst auch die LAbg. Gabriele Schiessling und Georg Dornauer votieren. Eine Abstimmung habe aber nicht stattgefunden, erklärte der Klubobmann. Insgesamt habe es sich um ein „sehr gutes, offenes Gespräch gehandelt“. Negative Auswirkungen auf die parlamentarische Arbeit im Klub sah Reheis nicht: „Wir sind Profis, wir arbeiten professionell“.

Pupp erklärte nach der Sitzung der APA, dass es wichtig gewesen wäre, im Zuge der Erneuerung der Gesamtpartei auch diese „zentrale Position“ neu zu besetzen. Auf die Frage, ob damit nunmehr die Fronten bis 2018 endgültig geklärt seien, meinte Pupp: „Mehrheiten und Minderheiten ändern sich“.

Anonyme Kritiker sprechen von Unkultur

Dies ist aber offenbar den Funktionären des Tiroler Unterlandes ein Dorn im Auge: „Eine derartige Unkultur, in der die Verfolgung von Eigeninteressen gegenüber den politischen Herausforderungen und der notwendigen personellen Erneuerung dominieren, ist nicht unser Stil!“, hieß es. Reheis, die LAbg. Gabriele Schiessling, Abg. Gisela Wurm und Bundesrat Hans-Peter Pock sollen „endlich die Zeichen der Zeit erkennen“ und „sofort den entscheidenden letzten Schritt“ setzen.

Auch die Abgeordneten Thomas Pupp und Elisabeth Blanik forderten den Rückzug von Reheis als Klubobmann.

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