Vor 50 Jahren: Flugzeug zerschellt am Glungezer

Das schwerste Flugzeugunglück der österreichischen Luftfahrt jährt sich zum 50. Mal. 75 Passagiere und acht Besatzungsleute starben, als Ende Februar 1964 eine britische Maschine am Gipfel des Glungezers zerschellte. Auf der Karte war die Höhe des Glungezers nicht angegeben.

Der 29. Februar 1964 war ein schwarzer Tag in der Luftfahrt-Geschichte Österreichs. Die viermotorige „Britannia 312“ der British Eagle International Airlines mit der Flugnummer 802/6 war nach dem Bericht der damaligen Flugunfallkommission um 13.04 Uhr Innsbrucker Ortszeit vom Flughafen London-Heathrow gestartet. An ihrem Flugziel Innsbruck sollte die „Britannia“ (Baujahr 1958) jedoch nie ankommen.

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Chronologie eines Absturzes

Gegen 15.00 Uhr hatte sich die Maschine bei ihrem Landeanflug befunden. Der 40-jährige britische Pilot - er galt als sehr erfahren - nahm Kontakt mit dem Flughafen Innsbruck auf. Zu diesem Zeitpunkt herrschten schlechte Sichtverhältnisse und er gab an, dass er nicht durch die Wolken stoßen könne und deshalb vorerst im Raum Patscherkofel fliegen werde. Wenige Minuten später riss der Funkkontakt ab. Die Piloten reagierten nicht mehr auf die Anfragen der Flugsicherung.

Flugzeug an der Absturzstelle

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Das Flugzeug wurde am Tag nach seinem Verschwinden durch das Radar von US Air Force-Maschinen geortet.

Kurz vor 16.00 Uhr begann die Suchaktion nach der vermissten Maschine. Sie gestaltete sich äußerst schwierig. Keiner wusste, wo sich das Flugzeug zuletzt genau befunden hatte. Zunächst ging man davon aus, dass die „Britannia 312“ nach Abbruch des Funkkontaktes in einer anderen Gegend außerhalb der Schlechtwetterzone unterwegs war. Erst gegen Abend verdichteten sich die Hinweise, dass die Maschine abgestürzt sein könnte.

Wrack und Leichen unter Schnee begraben

Wie die späteren Untersuchungen ergeben hatten, prallte die „Britannia“ um 15.14 Uhr in 2.601 Metern Höhe gegen den Glungezer und zerschellte. Zu dem Zeitpunkt gab es in dem Bereich dichte Wolken und starkes Schneetreiben. Das Unglück löste eine gewaltige Lawine aus. Sie riss einen Großteil der Flugzeugtrümmer und der Leichen 400 Meter in die Tiefe und begrub sie unter sich.

Erschöpfte Bergungskräfte im Schnee

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14 Tage lang schaufelten die Bergungsleute bis zur totalen Erschöpfung.

Wochenlange strapaziöse Bergung

Nachdem am darauf folgenden Tag noch immer schlechtes Wetter geherrscht hatte und keine Suchflüge von Innsbruck aus möglich waren, machten sich zwei mit Radar ausgestattete Aufklärungsflugzeuge der US Air Force von Schottland aus auf die Suche. Gegen 11.30 Uhr wurde das Wrack der Unglücksmaschine geortet. Die Schneedecke war mit Kerosin überdeckt. Nur vereinzelt waren Leichen und Maschinentrümmer zu sehen. Eine Bergungsaktion wurde umgehend eingeleitet. Die Retter mussten feststellen, dass keiner die Katastrophe überlebt hatte.

Damenschuh liegt im Schnee

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Es dauerte mehrere Wochen, bis alle Leichen geborgen und identifiziert werden konnten, neben den britischen Urlaubern und Besatzungsmitgliedern war auch eine Innsbruckerin, die 20-jährige Rotraut Lackner.

Falsche Karte ließ Piloten keine Chance

Ein technisches Gebrechen wurde als Unfallursache ausgeschlossen. Der Pilot hatte offenbar versucht, unter die Wolken zu gelangen, um am 15 Kilometer entfernten Flughafen in Innsbruck landen zu können. Moderne Anflugverfahren gab es damals nicht, zur Orientierung diente ihm das Funkfeuer über dem Patscherkofel und seine Karte. Doch auf dieser war die Höhe des Glungezers, der um 400 Meter höher ist als der Patscherkofel, nicht angegeben. So prallte der Pilot knapp unter dem Gipfel gegen die steile Ostflanke des Glungezers. 80 Meter höher und er hätte den Berg überflogen und wieder den Patscherkofel im Blickfeld gehabt.

Unglück löste Modernisierung am Flughafen aus

Am Innsbrucker Flughafen wurde nicht zuletzt auf Grund des Unglücks nach Angaben der Austro Control ab 1976 ein so genanntes Instrumenten-Anflugverfahren bzw. Wolkendurchstoß-Verfahren eingesetzt. Es ermöglicht einen sicheren Anflug durch eine Wolkendecke. Zahlreiche weitere technische Verbesserungen und Neuerungen - etwa bei den Pistenbefeuerungen oder eine Radarüberwachung - folgten. Erst 15 Jahre nach der Flugzeug-Katastrophe wurde der Flughafen wieder regulär von größeren Linien-Maschinen angeflogen.

Sendungshinweis

„Tirol heute“, 28.2.14

Interview mit einem Mitglied der Bergungstruppe

Für seinen Tirol heute Bericht hat Georg Laich mit einem Alpingendarmen gesprochen, der 1964 am Einsatz beteiligt war. Horst Schneider erinnert sich an den Einsatz, als die britische Maschine an der Glungezer Ostflanke zerschellte.

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