Rupprechter wird Landwirtschaftsminister

Seit Donnerstagabend ist bekannt, dass Karlheinz Töchterle auf Geheiß der Bundes-ÖVP seinen Sessel räumen muss. Tirol ist innerhalb der Bundesregierungsmitglieder dennoch vertreten. Der Unterländer Andrä Rupprechter - ein Agrarexperte der EU - wird Landwirtschaftsminister.

Der 52-jährige Rupprechter ist in Brandenberg geboren. Nach seiner Schulausbildung in Tirol und Salzburg studierte er Agrarökonomie an der Universität für Bodenkultur in Wien.

Karriere im Landwirtschaftsministerium und EU

Seine berufliche Laufbahn startete Rupprechter beim Österreichischen Bauernbund, bevor er 1989 ins Ministerbüro des damaligen Landwirtschaftsministers Franz Fischler eintrat. Dort war er verantwortlich für internationale und EU-Angelegenheiten. 1995 wurde er Abteilungsleiter im Landwirtschaftsministerium für EU-Koordination. 1998 bis 2000 war Rupprechter schließlich stellvertretender Sektionsleiter für Internationale und EU-Angelegenheiten im Landwirtschaftsministerium, anschließend Sektionsleiter.

Andrä Rupprechter

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Andrä Rupprechter

2007 wechselte er in den Europäischen Öffentlichen Dienst als Direktor für Ländliche Entwicklung im Generalsekretariat des Rates der EU. 2013 wurde er zum Direktor für Kommunikation und Transparenz im EU-Rat ernannt. Rupprechter ist verheiratet und Vater von vier Kindern.

Grafik mit nuer Ministerliste

APA

Der ÖVP-Bundesparteivorstand einigte sich auf den Tiroler als neuen Landwirtschaftsminister. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter gratulierte: „Ich freue mich, dass mit Andrä Rupprechter ein ausgewiesener Agrarexperte europäischen Formats und Tiroler Ursprungs dieses für unser Land wichtige Ressort übernimmt. Damit ist sichergestellt, dass die Tiroler Interessen in Wien und die österreichischen Interessen in Europa hervorragend vertreten sind.“

Platter pocht auf seinen Status in der Partei

Donnerstag herrschte noch miserable Stimmung bei der Tiroler Volkspartei. Es sah so aus, als ob man am Ende des Tages ohne Tiroler Minister in Wien auskommen müsste. Im Laufe des Tages verdichten sich Gerüchte, wonach Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle gehen muss. Wenig später bewahrheiteten sich diese Gerüchte. Landeshauptmann Günther Platter flog am Abend nach Wien und pochte beim Bundesparteivorstand auf seinen Status innerhalb der Volkspartei. Immerhin hatte man vor zehn Wochen das österreichweit beste Ergebnis für die Schwarzen bei der Nationalratswahl eingefahren.

Personaldiskussionen im Parteivorstand

Das Landwirtschaftsministerium musste besetzt werden. Beim Bund hatte man einen Kärntner dafür vorgesehen. Doch Günther Platter ließ in der Sitzung des Bundesparteivorstands einen neuen Namen fallen, den des Brandenbergers Andrä Rupprechter. Vizekanzler Michael Spindelegger zog sich mit Bauernbund-Obmann Jakob Auer und dem Tiroler Landeshauptmann aus der Runde zur Beratung zurück. Noch während der laufenden Sitzung wurde dann Andrä Rupprechter kontaktiert und gefragt, ob er Minister werden wolle.

Die SPÖ wird in einer Vorstandssitzung am Freitag ab 10.00 Uhr über den Regierungspakt abstimmen. Zuvor werden noch die Landesparteien über das Ergebnis informiert. Bundeskanzler Werner Faymann besuchte zu diesem Zweck am Donnerstagabend seine Vorarlberger und Tiroler Kollegen. Am Freitag wird dann die neue alte Regierungsspitze zuerst Bundespräsident Heinz Fischer und dann die Öffentlichkeit über das Koalitionsprogramm informieren.

Große Enttäuschung bei Töchterle

In der ZIB ließ Wissenschaftsminister Töchtlerle enttäuscht anklingen, dass er möglicherweise gehen muss: „Ich bin nicht nur meistens der beliebteste Politiker der ÖVP-Riege gewesen. Ich habe auch in Tirol zweimal sehr erfolgreich wahlgekämpft für die ÖVP. Ich habe Günther Platter erfolgreich unterstützt. Wir sind die einzige Landespartei, die ein Plus eingefahren hat mit mir als Spitzenkandidaten. Also ich habe keine Erklärung dafür.“

Gemischte Gefühle bei Platter

Landeshauptmann Günther Platter blickt mit gemischten Gefühlen auf das Ergebnis der gestrigen Verhandlungen. Die Entscheidung für Andrä Rupprechter als neuer Landwirtschaftsminister sei eine gute. Er gratuliert Rupprechter sehr herzlich. Rupprechter sei ein Agrarexperte europäischen Formats und eine Bereicherung für die neue Regierung, ist Platter überzeugt.

Er bedaure aber, dass Karlheinz Töchterle nicht mehr Teil des neues Regierungsteams sei, so Platter. „Karlheinz Töchterle war ein hervorragender und äußerst beliebter Minister. Umso enttäuschender ist es für mich, dass ein Fachmann wie Karlheinz Töchterle nun nicht mehr zum Zug kommt. Ich danke Karlheinz Töchterle im Namen des Landes, aber auch ganz persönlich für seinen Einsatz in der Wissenschaft und Forschung in Tirol und Österreich“, sagt Platter. Platter hatte mehrmals einen Verbleib Töchterles in der Bundesregierung gefordert.

Auch die Entscheidung das Wissenschafts- mit dem Wirtschaftsressort zusammenzuführen, kritisiert Platter.

Einigung am Donnerstag verkündet

Die Neuauflage der Koalition zwischen SPÖ und ÖVP stand Donnerstagmittag. Die beiden Parteichefs Faymann und Spindelegger verkündeten am Donnerstag in einem kurzen Pressestatement die Einigung. Über Inhalte wie auch Personalia blieben beide vage. Vor Personalentscheidungen müssten die Gremien befragt werden, sagte Spindelegger. Das Regierungsprogramm wurde vorerst noch unter Verschluss gehalten - mehr dazu in Die neuen Minister der ÖVP.