Gemeinde erlaubt Siedlung auf instabilem Hang

In Navis (Bezirk Innsbruck-Land) ist der Untergrund einer ganzen Siedlung in Bewegung. Betroffen sind 86 Häuser. Der Untergrund der Kerschbaumsiedlung ist instabil und muss befestigt werden. Anwohner klagten nun die Gemeinde als Grundstücksverkäuferin.

1983 widmete die Gemeinde Navis die Fläche, wo jetzt die Kerschbaumsiedlung steht, in Bauland um und verkaufte die Gründe an Häuslbauer. Dass sich der Untergrund unterhalb der Siedlung bewegt, war der Gemeinde Navis schon damals bekannt. Denn schon damals war im Flächenwidmungsplan vermerkt, dass die Siedlung oberhalb eines Rutschgebietes liegt.

Geologisches Detailgutachten vor Widmung fehlt

Ein geologisches Detailgutachten hätte klären müssen, ob die Entfernung zu diesen ausgewiesenen Rutschhängen ausreichend gewesen wäre, sodass die Siedlung bzw. die Widmumgsfläche genehmigt hätte werde können oder nicht, klärt Josef Plank von der Wildbach und Lawinenverbauung auf. Doch so ein Gutachten gab es nie. Trotzdem genehmigte auch das Land damals die Umwidmung.

Kerschbaumsiedlung in Navis

ORF

Kerschbaumsiedlung in Navis

Man habe es mit einem sehr tiefgründigen und zugleich sehr langsamen Rutschungsprozess zu tun. Es sei nur ein Teilbereich des Hangs betroffen, aber genau darauf würde sich die Siedlung befinden. Diese Bewegung müsse nun gestoppt werden, so dass die Gebäude nicht weiter beschädigt würden, so Plank.

Betroffen von der aktuellen Situation sind unter anderem auch die Familien Brunner und Möschl. Sie fühlen sich seit längerer Zeit nicht mehr wohl und klagten nun die Gemeinde, die die Umwidmung betrieb und das Land Tirol.

„Beim Grundankauf in die Irre geleitet worden“

Man sei damals beim Grundankauf in die Irre geleitet worden, beklagen einige der Anrainer. Ein Privatgutachten kam zu folgendem Schluss: "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass eine konkrete Gefahr für Leib und Leben droht.“

Der Naviser Bürgermeister Hubert Pixner wohnt selbst in der Kerschbaumsiedlung. Er könne gut schlafen, nach Angaben von Experten bestehe keine direkte Gefahr, so der Bürgermeister.

Sanierungskosten in Millionenhöhe

Derzeit werden die Bewegungen des Hangs mittels Laser genau gemessen, anschließend soll umfangreich entwässert werden. Die Erstmaßnahmen kosten rund 1 Mio. Euro. Man könne es derzeit aber nur grob abschätzen, wie viel die Sanierungsmaßnahmen kosten werden, so Plank. Er rechne jedoch mit mehreren Millionen Euro an Kosten. Derzeit sei jedoch keine seriöse Aussage darüber zu treffen.