Strahlenunfall: Kriminalamt ermittelt

Der Strahlenzwischenfall an der Alten Chemie in Innsbruck beschäftigt seit Donnerstag auch das Landeskriminalamt. Am Mittwoch war ein Zusammenhang zu einem Vorfall in Seibersdorf bekannt geworden.

Ein Behälter mit dem radioaktiven Isotop Americium 241 dürfte in Innsbruck an der „Alten Chemie“ gelagert gewesen sein und dort für erhöhte Strahlung gesorgt haben. Die erhöhte Strahlung wurde aber erst später entdeckt, nämlich rund zwei Wochen nach einem Vorfall in Seibersdorf vom 3. Mai 2013. Am Donnerstag hat jetzt laut APA das Landeskriminalamt in Innsbruck Ermittlungen aufgenommen.

Staatsanwaltschaft schließt Straftat nicht aus

Hansjörg Mayr, Sprecher der Innsbrucker Staatsanwaltschaft, bestätigte die Ermittlungen. Unter anderem bestehe der Verdacht auf fahrlässige Gefährdung durch Kernenergie oder ionisierende Strahlen, so Mayr. Ermittelt werde gegen Unbekannt.

Wegen falscher Beschriftung Gefahr verkannt

Der Behälter dürfte falsch etikettiert und Ende April an die Nuclear Engineering Seibersdorf geliefert worden sein, berichtet der „Kurier“ (Donnerstagausgabe) unter Berufung auf Roman Beyerknecht, Geschäftsführer des Unternehmens in Niederösterreich. Dort dürfte wegen des falschen Etiketts die Substanz fälschlicherweise als harmlos eingeschätzt worden sein, was letztlich zu dem Unfall geführt haben dürfte, wie Beyerknecht auch gegenüber ORF Niederösterreich bestätigte – mehr dazu in Seibersdorf: Radioaktiver Zwischenfall. Die beiden Arbeiter, die beim Öffnen des falsch beschrifteten Behälters durch Strahlen verletzt wurden, sind mittlerweile wieder im Dienst.

In Innsbruck zunächst keine Reaktion

Als Folge des Zwischenfalls erging laut Beyerknecht am 2. Mai eine Meldung an die Strahlenschutzbehörde im Umweltministerium und weiter an das Magistrat Innsbruck. Aber erst zwei Wochen danach, am vergangenen Freitag, wurde das betroffene Chemiegebäude der Universität Innsbuck gesperrt und starteten Untersuchungen. So wurde zunächst die erhöhte Strahlung an der Alten Chemie festgestellt, wieder ein paar Tage später auch die Kontamination zweier Mitarbeiter - mehr dazu in Unimitarbeiter waren Strahlung ausgesetzt.

Noch nie dagewesener Zwischenfall

Von Seiten der Universität Innsbruck gab es am Donnerstag vorerst kein Interview zu den Vorfällen. Ein Sprecher der Uni verwies gegenüber Radio Tirol auf die Ermittlungen der Behörden. Ein ähnlicher Vorfall mit einem offenbar falschen Etikett, bei dem gleich vier Menschen verstrahlt wurden, ist der Strahlenschutzbehörde im Umweltministerium nach eigenen Angaben noch nie untergekommen.

Laut „Kurier“ muss die Halle in Seibersdorf, in der sich der Behälter befand, abgerissen und neu errichtet werden. 500.000 Euro soll das Unternehmen kosten.