Streit um Bewertung von Almflächen

Der Streit um die Förderung von Fütterungsflächen auf Almen lässt viele Tiroler Bauern an ein Aufhören denken. Was die Agrarmarkt Austria (AMA) auf Luftbildern bewertet und wie die Bauern die Wirklichkeit sehen, klafft oft weit auseinander.

Im Sommer grasen auf der Hintinger Alm in der Kelchsau in der Nähe von Hopfgarten rund 35 Kühe auf knapp 50 Hektar Fläche. Der Besitzer der Hintinger Alm, Josef Schroll, verliert durch die Entscheidung der AMA - mehr dazu in EU friert Almförderungen ein - 4.000 bis 5.000 Euro pro Jahr an Förderung und müsste bis zu 15.000 Euro rückwirkend zurückzahlen. Ähnlich wie Josef Schroll geht es 1.200 Almbauern in ganz Tirol.

Bodenbeschaffenheit wird verschieden bewertet

So wie Josef Schroll, Besitzer der Hintinger Alm, werden viele Almbauern pauschal als Trickser dargestellt, die sich Förderungen erschleichen. Bei der Bemessung von förderungswürdigen Fütterungsflächen auf den Almen gibt es Unterschiede zwischen dem, was die Bauern schätzen und dem, was die AMA feststellt – mehr dazu in Kritik an Alm-Vermessungen der AMA.

Der Ärger entsteht, weil die AMA nur aufgrund eines Luftbildes entscheidet. Details über die Bodenbeschaffenheit sind auf einem solchen Luftbild kaum auszumachen. Anhand eines mehrere Jahre alten Luftbildes könne man nicht eine objektive Flächenfeststellung machen, bemängelt Almbauer Schroll. Denn oft seien auf den Aufnahmen Schatten zu sehen und man könne nicht sagen, ob sich auf der Aufnahme unter dem Schatten Weidegras oder Gebüsch befinde.

Almfläche der Hintinger Alm

ORF

Auf dieser Luftbildaufnahme sind schattige Flächen zu erkennen.

Landwirtschaftskammer lässt Experten prüfen

Schützenhilfe bekommen die Bauern von der Landwirtschaftskammer. Die bewertet die Flächen mit eigenen Experten und hilft bei Berufungen gegen die AMA-Entscheidungen. Dazu will man politisch Druck machen, bisher allerdings ist das nur zum Teil gelungen. Mit dem bisher Erreichten sei man noch nicht zufrieden, so Josef Hechenberger der Präsident der Landwirtschaftskammer. Es gehe darum, dass nicht der Bauer als das schwächste Glied in der Kette übrig bleibe und zahlen müsse. Man dürfe den Bauern nicht allein im Regen stehen lassen.

Bauern wollen Almen nicht mehr bewirtschaften

Sollte es nicht bald eine Lösung geben, werde die Zahl der bewirtschafteten Almen in Tirol drastisch zurückgehen, warnt Hechenberger. Gepflegte Hochgebirgslandschaften wären dann nur noch romantische Vergangenheit. Denn aus reinem Idealismus werden immer weniger Bauern bereit sein, die Arbeit auf sich zu nehmen.

Für den Tourismus wäre eine almlose Berglandschaft allerdings ein schweres Defizit, sagt Josef Margreiter, Chef der Tirol Werbung - mehr dazu in Rasche Almlösung für Tourismus wichtig.