Für Tirol: Patrick Pfurtscheller im Gespräch

„Für Tirol“-Gründer Patrick Pfurtscheller will in den Landtag um mit halbierter Gage Druck auf die anderen Parteien auszuüben. Er fordert eine „Entrümpelung“ der Aufsichtsräte in Landesgesellschaften und noch auf Stimmen aus dem Lager der Unentschlossenen.

Elf Listen treten an, fünf davon sind noch nicht im Landtag - im Protestwählerteich fischen also viele. Warum sollten die Leute, die mit den herrschenden Zuständen nicht zufrieden sind, ausgerechnet Sie wählen?

Weil wir die einzige Partei sind, die es offensichtlich ehrlich meint. Wir sind die einzigen, die dafür eintreten, dass die Politikergehälter halbiert werden und dass die exorbitant erhöhte Parteienförderung auf die Hälfte reduziert wird. Den Bürgerinnen und Bürgern wird Sparsamkeit verordnet und sich selber verordnen die feinen Herrschaften im Landtag höhere Gehälter und eine Verdoppelung der Parteienförderung. Wir werden die Hälfte unserer Gagen und der Parteienförderung an den Sozialfonds des Landes Tirol überweisen und damit fürchterlichen Druck auf die anderen Parteien ausüben.

Sie waren früher ÖVP-Mitglied, zuerst in der JVP, dann im Wirtschaftsbund. Warum kam es zum Bruch?

Die herrschenden Zustände innerhalb der Regierungsparteien - das betrifft nicht nur die ÖVP sondern auch die SPÖ und auch die FPÖ - sind im Laufe des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu Tage getreten und mit diesen Zuständen konnte ich mich nicht identifizieren. Ich habe mich sogar geschämt.

Warum haben Sie nicht bei einer anderen bürgerlichen Liste angedockt?

Wir haben Gespräche geführt, mit anderen oppositionellen Kräften und den neuen Gruppierungen, aber mit unserer Programmatik der Halbierung der Politikergehälter wollte offensichtlich niemand etwas zu tun haben. Die Herrschaften haben offensichtlich andere Motive.

Welche politischen Themen sollten Ihrer Meinung nach der Wahl sofort angegangen werden und wie?

In erster Linie die Reform des Landtags, das freie Mandat muss wieder ein solches sein. Das geht nur, wenn die Abgeordneten nicht am Gängelband der Parteibonzen hängen. Punkt zwei ist die Entpolitisierung der Landesgesellschaften. Es ist Zeit, dass man eine Kurskorrektur vornimmt. Das geht nur, wenn die Aufsichtsräte entrümpelt werden und nicht mehr die Vetternwirtschaft in diesem Land regiert, sondern die besten und klügsten Köpfe in die großen Gesellschaften des Landes kommen. Man hat bei der Lebenshilfe gesehen, dass es geht. Da sind jetzt Manager beschäftigt, die weitaus besser sind als ihre Vorgänger und ihren Job um die Hälfte machen.

Welches Ihrer Anliegen hätte gute Chancen auf Durchsetzung im Landtag, wo würden Sie die Unterstützung der Mehrheit bekommen?

Es wird fürchterlichen Druck ausüben, wenn wir mit der Hälfte auskommen werden. Da werden sich die Leute vor den nächsten Wahlen fragen, warum das bei „Für Tirol“ geht und bei anderen nicht. Das würde den Tirolerinnen und Tirolern in einer Legislaturperiode 30 Millionen Euro bringen.

Warum ist auf den „Für Tirol“-Plakaten Ihr Gesicht nicht zu sehen? Stattdessen eine rothaarige Frau - was steckt da für eine Überlegung dahinter?

Wir müssen in diesem Dschungel natürlich mit wenigen Plakaten herausstechen. Ich dachte, das Konterfei von Patrick Pfurtscheller - so hübsch bin ich ja dann doch wieder nicht - ist dafür nicht dienlich. Wir wollen uns mit allem von den etablierten Parteien abheben und auch von den neuen Kräften, die so tun also ob sie neu wären und in Wirklichkeit ja auch nur etabliert sind.

„Für Tirol“ nennt sich „Partei der Mitte“ - Sehen Sie keinen Widerspruch, wenn Sie sich mit Walter Gatt einen ehemaligen FPÖ-Politiker ins Boot holen?

Walter Gatt ist bekanntermaßen ein gemäßigter FPÖ-Politiker gewesen. Außerdem war er der Einzige, der in der Landtagssitzung, als die Herrschaften im Landtag die Erhöhung der Parteienförderung bestimmt haben, dagegen gestimmt hat. Deshalb war er auch der einzige Partner für uns.

Laut Umfragen schaffen Sie den Einzug in den Landtag nicht. Sind Sie trotzdem noch motiviert?

Wir sind in der aktuellen IMAD-Umfrage bei 3,8 Prozent, wir haben ja irrsinnig zugelegt. Wir werden diese Woche auf „Vier-Komma-Irgendetwas“ kommen - da bin ich mir sicher. Und ein Drittel der Tirolerinnen und Tiroler ist ja noch unentschlossen. Die wollen wir ansprechen.

Wie geht’s mit Ihnen weiter, wenn sich nicht in den Landtag kommen? War es das dann mit Ihrem politischen Engagement?

Nein, auf keinen Fall! Ich und unsere ganze Gruppierung, die ja schon auf über 200 Leute angewachsen ist, kämpfen auf alle Fälle weiter. Diese Dinge müssen umgesetzt werden. Das Land ist komplett überschuldet. Was die ÖVP/SPÖ-Regierung in den letzten fünf Jahren angerichtet hat, das hat keine Zukunft. Sie hat die Schulden mehr als verdoppelt! Wenn die Regierungsmitglieder sagen, dass Tirol gut dasteht, dann kann ich nur sagen: Das hat die Frau Burgstaller vor ein paar Monaten in Salzburg auch noch gesagt. Und in Tirol sind die Zustände nicht viel besser. Wir haben halt die Schulden in die Landesgesellschaften ausgelagert. „Für Tirol“ wird für einen Kassasturz in diesem Land sorgen.

Das Gespräch führte Natalie Wander, tirol.ORF.at

Wordrap

Was wollten Sie als Kind werden?

Bäcker

Wenn es einen Film über Sie gäbe, welchen Titel hätte er?

Einer mit allen.

Wen sehen Sie als Ihr Vorbild?

Mahatma Gandhi

Was können Sie am besten kochen?

Kaiserschmarren

Was ist Ihr Lieblingsplatz in Tirol?

Aldrans

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?

Ein Buch von Patrick Süßkind

Was sehen Sie als Ihre Stärke an?

Ich achte auf Nachhaltigkeit und bin kämpferisch.

Was ist Ihre größte Schwäche?

Ungeduld

Warum sind Sie in die Politik gegangen?

Weil es Menschen braucht, die nicht nur jammern, sondern selber anpacken.

Was tun sie am liebsten, wenn Sie nicht von Politik und/oder Beruf eingespannt sind?

Mit meiner Familie zusammen sein.

Was machen Sie in zehn Jahren?

Ich hoffe dasselbe wie heute.

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