Altbischof R. Stecher ist tot

Tirols Altbischof Reinhold Stecher ist am Dienstagabend gegen 18.00 Uhr in der Innsbrucker Klinik verstorben. Das gab die Diözese Innsbruck bekannt. In der Nacht von Montag auf Dienstag war der Altbischof nach einem Herzinfarkt in die Klinik gebracht worden.

Reinhold Stecher

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Reinhold Stecher wurde am 22. Dezember 1921 in Innsbruck geboren. 1939 trat er in das Priesterseminar in St. Michael bei Matrei am Brenner ein. Unter der Anklage der Mitbeteiligung an der Organisation einer unerlaubten Wallfahrt wurde Stecher 1941 von der Gestapo verhaftet. Fast drei Monate verbrachte er in Haft. Nach seiner Entlassung wurde er zum Militärdienst einberufen. Nach kurzer Internierung in Norwegen kehrte er 1945 nach Tirol zurück.

Professor für Religionspädagogik

1947 wurde er in Schwaz zum Priester geweiht, promovierte 1951 und unterrichtete in den Jahren bis 1968 an verschiedenen Innsbrucker Schulen. Anschließend lehrte er als Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Tirol.

Nach 25 Jahren als Religionsprofessor in der Lehrerausbildung wurde er am 25. Januar 1981 von seinem Vorgänger Paulus Rusch im Dom zu St. Jakob zum Bischof geweiht.

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Moralische Autorität

In seiner Amtszeit entwickelte sich Stecher rasch zur moralischen Autorität. Er schaffte den Kult um die Ritualmordlegende von Rinn ab und fand oft mahnende Worte zu Problemen in Kirche und Gesellschaft. Mit 3.000 Tiroler Pilgern reiste er zur Seligsprechung der beiden Märtyrer-Priester Jakob Gapp und Otto Neururer nach Rom.

Nach 25-jähriger Amtszeit nannte Stecher dem Vatikan drei Nachfolgekandidaten aus der Ortskirche. Der Vorschlag wurde nicht gehört. Der Bischof, der Autoritäten zeitlebens kritisch gegenüberstand, weihte 1997 seinen Nachfolger Alois Kothgasser.

Bischof Reinhold Stecher weiht Alois Kothgasser zum Bischof

S.N.S.-NOSKO W./HPK

Stecher weiht Kothgasser zum Bischof.

Nach der Weihe seines Nachfolgers Alois Kothgasser erklärte Stecher, dass er künftig keine bischöflichen Auftritte mehr haben, sondern als Priester aushelfen wolle.

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Für Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt

Auch in seiner Pension scheute sich Stecher nicht, zu aktuellen Fragen Stellung zu beziehen. So plädierte er in seiner Amtszeit und auch in jüngster Zeit noch für die Zulassung verheirateter Männer zum Priesteramt - mehr dazu in Alt-Bischof für Verheiratete als Priester. Auch Rom kritisierte er, etwa als er 1997 kurz vor seiner Amtsübergabe einen Brief verfasste, in dem er monierte, dass Rom das Image der Barmherzigkeit verloren und sich das der repräsentativen und harten Herrschaft zugelegt habe.

Bild Stecher 2

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Begeisterter Bergsteiger und Maler

Stecher war begeisterter Bergsteiger, in viele seiner Predigten flossen Gleichnisse aus der Welt des Bergsteigens ein. Mit seinen Aquarellen gelang es Stecher, beachtliche Geldsummen für arme und benachteiligte Menschen locker zu machen - mehr dazu Stecher-Bilder erzielen Rekorderlös.

Er finanzierte mit seinen Bildern Sozialprojekte in der Heimat oder Wasserleitungen in von Dürre bedrohten Regionen. In Albanien weihte er eine Wasserleitung ein, die ein Dorf mit 1.500 Menschen versorgt.

Bei einer Feier zu seinem 90. Geburtstag Ende 2011 sagte er, er komme sich vor wie ein Reisender in einem Zug beim Auslaufen aus dem Bahnhof. „Links und rechts werden die Geleise weniger. Der Zug rollt über die letzten Weichen. Und die Räder unter meinem Wagon singen eine einzige Melodie: Danke, Danke, Danke, Danke!“

Sendungshinweis:
Ein sehr persönliches Portrait von Reinhold Stecher.

Mittwoch, 30. Jänner 2013
um 20.15 Uhr, ORF III und
Donnerstag, 31. Jänner 2013
um 11.55 Uhr, ORF 2

Zum Nachhören
Altbischof Reinhold Stecher im Gespräch mit Peter Jungmann anlässlich seines letzten Buchs „Spätlese“.

Podcast & Nachhören

Kirche dankbar für Stechers Wirken

Dienstagabend gab Bischof Manfred Scheuer im Namen der Diözese Innsbruck den Tod des Altbischofs bekannt. „Die Diözese Innsbruck trauert um Alt-Bischof Reinhold Stecher, der am Dienstagabend, 29. Jänner 2013 kurz vor 18 Uhr - begleitet im Gebet - in der Innsbrucker Klinik im 92. Lebensjahr verstorben ist“, hieß es in der Mitteilung.

Die Diözese Innsbruck sei in großer Trauer und zugleich Dankbarkeit für sein Wirken. Bischof Scheuer sagte: „Ich bitte die Menschen im Land um ihr Gebet, dass Gott Bischof Reinhold den Himmel schenke.“

Das Land trauert um Reinhold Stecher

Altbischof Reinhold Stecher zählte bis zuletzt zu den bedeutensten Persönlichkeiten in Tirol und innerhalb der katholischen Kirche. Die Anteilnahme an seinem Tod ist sehr groß und geht über die Landesgrenzen hinaus. Die Trauerfeierlichkeiten sind noch in Planung - mehr dazu in Das Land trauert um Reinhold Stecher.

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