Trauer um Gerlinde Haid

Die bekannte Volksmusikforscherin Gerlinde Haid ist am Donnerstag 69-jährig gestorben. Mit Gerlinde Haid verliert die Volksmusikforschung in Österreich eine ihrer bedeutendsten Persönlichkeiten.

Gerlinde Haid, bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 2011 Professorin am Lehrstuhl für Geschichte und Theorie der Volksmusik an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und dort auch Leiterin des Instituts für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie, hat auch in Tirol und Salzburg wesentliche Impulse gesetzt. Das schreibt der Musikwissenschaftler Thomas Nußbaumer vom Mozarteum in Innsbruck in seinem Nachruf.

Gerlinde Haid in einem Tonstudio

Waltner

Volksmusik war Inhalt ihres Lebens

Als erste Assistentin des damaligen Instituts für Musikalische Volkskunde der heutigen Universität Mozarteum Salzburg (1989-1994) war Haid maßgeblich am Aufbau der Volksmusikforschung am Mozarteum-Standort in Innsbruck beteiligt. Von 1992-2006 leitete sie zudem den von ihr mitbegründeten Innsbrucker Kultur- und Forschungsverein “Institut für Volkskultur und Kulturentwicklung”. Gerlinde Haids hauptsächliches Forschungsgebiet war die Volksmusik im Alpenraum. Gerlinde Haid führte in allen Bundesländern Österreichs und auch in Südtirol und im Trentino, ausgerüstet mit einem Tonaufnahmegerät und oft mit der Filmkamera, ethnomusikologische Feldforschungen durch. Groß sind auch ihre Sammlungen von Ton- und Filmaufnahmen authentischer Volksmusik. Etliche ihrer umfangreichen Buchpublikationen und Abhandlungen sind Standardwerke der Volksmusikforschung in Österreich.

Trägerin des Ehrenkreuzes der Republik

Im Jahr 2003 wurde Gerlinde Haid vom Bundespräsidenten der Republik Österreich mit dem „Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse“ ausgezeichnet, im Jahr 2010 mit dem vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung der Republik Österreich eingerichteten „Walter-Deutsch-Preis“ in Anerkennung ihrer überragenden Leistungen auf dem Gebiet der Volksmusikforschung. Gerlinde Haid war mit dem Tiroler Volkskundler und Mundartdichter Hans Haid verheiratet.

Musikwissenschaftler Thomas Nußbaumer schreibt in seinem Nachruf: „Abgesehen von ihren bewundernswerten Qualitäten als Forscherin, Wissenschaftlerin und Universitätslehrerin war Gerlinde Haid auch in menschlicher Hinsicht beispielhaft. Gerlinde Haid war ein Vorbild an Toleranz, Verständnis, Gerechtigkeit, Geradlinigkeit, Zivilcourage, Kollegialität und Mitmenschlichkeit.“