Alpbach: Jugendprotest zum Abschluss

Mitunter sind Abschlussveranstaltungen der jeweiligen Gespräche des Forums Alpbach langatmig. Am Mittwochvormittag war das aber anders. Wegen der lautstarken Proteste jugendlicher Besucher verließ Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) das Podium.

Das heurige Forum Alpbach steht unter dem Generalthema „Erwartungen - die Zukunft der Jugend“. Insofern überraschte es wohl ein wenig, dass beim Abschluss der Perspektivengespräche neben Leitl noch die Minister Rudolf Hundstorfer (SPÖ), Nikolaus Berlakovich und Reinhold Mitterlehner (beide ÖVP) das Podium bildeten.

Jugendliche protestieren in Alpbach

APA/Barbara Gindl

Eine Jugendliche tauschte mit WK-Präsident Leitl den Sitzplatz

Die Initiative IG Wien beantwortete das lakonisch mit einem Flugblatt „Forever young“. Darauf steht. Durchschnittsalter der Bevölkerung 41,8 Jahre, jenes des Podiums 57,4 Jahre. Bevölkerung unter 30: 33,3 Prozent, am Podium 0 Prozent. Geschlechter-Verhältnis in Österreich 51,3 Prozent Frauen zu 48,8 Prozent Männern, am Podium 0:100.

Leitl reagierte auf Proteste

Wegen der lautstarken Proteste stieg Leitl ins Auditorium und überließ seinen Sessel einer jugendlichen Aktivistin. Lästig wurden die Aktivisten den Diskutanten von Beginn an, als sie bei jeder Erwähnung des Wortes „Jugend“ ein Schild hochhielten - „Bullshit-Bingo Alpbach-Style“ wurde das Spielchen genannt. Dass die Minister ohne Sakko auftraten, wurde von einer Vertreterin der IG als Anbiederung gegeißelt. Mitterlehner schwitzte daraufhin lieber und legte das Sakko wieder an.

Letztlich wurde aber weniger heiß gegessen als gekocht. Die Gemüter kühlten sich ab, Leitl sprach auch aus dem Auditorium nicht gerade wenig, ein männlicher Aktivist durfte auch noch auf die Bühne, um auf die Anliegen der Jugend aufmerksam zu machen, und am Schluss waren sich alle einig, dass der Verlauf der insgesamt zweieinhalbstündigen Debatte doch ganz okay gewesen sei.

Jugendliche protestieren in Alpbach

APA/Barbara Gindl

Jugendliche halten Schilder hoch

Dass zum Abschluss der „Perspektiven“ nur reifere österreichische Spitzenpolitiker auf dem Podium saßen, hat übrigens auch mit einer kleinen Absagewelle zu tun. Drei unter 40-jährige Ministerinnen aus Schweden und Dänemark waren der Einladung nach Alpbach ebenso wenig gefolgt wie die Vizefraktionschefin der Grünen im Europäischen Parlament.

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