Kritik an ÖBB-Gütertransport wächst

Nachdem der Tiroler Holzkonzern Egger in der Vorwoche Preissteigerungen beim Gütertransport der ÖBB beklagt hat, äußert nun auch der Zillertaler Holzriese Binder Kritik an der Rail Cargo. Immer öfter müsse man wieder auf den Lkw umsteigen.

Die Verlagerung des Gütervekehrs von der Straße auf die Schiene ist eine seit Jahren oft wiederholte politische Forderung. Die Praxis der Wirtschaftsbetriebe sieht anders aus.

Tatsächlich würde es für Unternehmen immer schwerer, den Transport über die Schiene zu finanzieren, beklagte letzte Woche Thomas Leissing vom Holzkonzern Egger - mehr dazu in Mehr Umsatz und höheres Ergebnis für Egger Holz.

Geringere Wettbewerbsfähigkeit

Auch wenn die Umsätze von Egger Holz im letzten Jahr deutlich stiegen, sieht Leissing das Unternehmen durch die Preiserhöhung der Rail Cargo in seiner Wettbewerbsfähigkeit eingeschränkt.

Mit Baumstämmen beladener Waggon

ORF

In manchen Holzbetrieben wird auf den Lkw umgeladen.

Andere Unternehmen teilen Vorbehalt

Der Kritik schloss sich jetzt auch Martin Sigl, Logistik-Chef von Binderholz an. Obwohl man den Bahntransport eigentlich unterstütze, mache es die Preisentwicklung in Österreich unmöglich, das Rundholz im gleichen Ausmaß per Bahn zu transportieren.

„Wir setzen alles daran, dass wir den Bahnanteil eher steigern“, bekräftigte Sigl und verwies auf die Anschaffung von teuren Verlademöglichkeiten. Aber die Frachtwaggons der ÖBB rollen immer seltener auf das Binderholz-Gelände. Auch Sigl sieht das Unternehmen durch die Preiserhöhung in Östereich stark benachteiligt.

Die beiden Holzunternehmen sind nur zwei Beispiele von vielen. Von der Preissteigerung der Bahn betroffen sind auch Tirols Baustoffhersteller - z.B. die Zementindustrie.

ÖBB weisen Kritik zurück

Eine Preiserhöhung um 30 Prozent hatte auch ÖBB-Chef Christian Kern im ORF-Interview bestätigt, die Kritik jedoch von sich gewiesen. „Die Bahn muss genauso wirtschaftlich arbeiten“, rechtfertigte er die Verteuerungen im Güterverkehr - mehr dazu ÖBB weisen Kritik von Egger zurück.

Platter: Können nur an ÖBB appellieren

LH Günter Platter habe das Thema beim Treffen mit ÖBB-Chef Christian Kern thematisiert. Mehr als ein Appellieren an Kern die Preise zu senken, könne man aber nicht, heißt es aus dem Büro Platters.
Auch Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) zeigt sich über die Entwicklung wenig erfreut. Man habe in Wien bereits den Unmut über die Preispolitik der ÖBB geäußert. Ein Rezept habe auch sie nicht parat. Zoller-Frischauf ortet allerdings Einsparungspotential bei den ÖBB. Würde man das nutzen, könnte man die Preise für den Bahntransport senken.