Volkskultur zur Nazizeit unter der Lupe

Nach der Kontroverse rund um eine CD mit Werken des Tiroler Komponisten Joseph Eduard Ploner will das Land in einem Forschungsprojekt die Rolle der Volkskultur in Tirol während des Nationalsozialismus beleuchten.

Kritiker hatten die unzureichende Aufarbeitung der Nazi-Verstrickungen Ploners beanstandet. So hatte der Musikwissenschaftler Kurt Drexel von der Universität Innsbruck die CD-Edition durch das private, aber vom Land geförderte Institut für Tiroler Musikforschung scharf kritisiert - mehr dazu in Landesgeld für CD aus dem Nazi-Bereich. In Folge des Streits will Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) ein Forschungsprojekt mit international anerkannten Wissenschaftlern initiieren.

Palfrader: Versachlichung der Debatte

Die Debatte, die hier geführt worden sei, sei sicher auch von Emotionalität und persönlicher Animosität beeinflusst gewesen. Man wolle eine Versachlichung und eine wissenschaftlich fundierte Aufarbeitung der Involvierung der Volkskultur in das System des Nationalsozialismus, weil das bislang gefehlt habe, so Palfrader.

Was die CD-Edition zum umstrittenen Komponisten Joseph Eduard Ploner durch das Institut für Musikforschung anbelangt, wies Palfrader den Institutsleiter Manfred Schneider an, persönliche Wertungen dazu zu unterlassen, vor allem weil sie den Eindruck einer Verharmlosung von NS-Gedankengut erwecken könnten. Sollten hier wissenschaftliche Standards künftig verletzt werden, müsse die Landesförderung für das Institut überdacht werden, so die Landesrätin.