Gschwentner geht, Reheis übernimmt

Hannes Gschwentner hat Montagabend wegen „mangelnder Unterstützung“, wie er sagt, seine Funktion als SPÖ-Landesparteivorsitzender zurückgelegt. Aus der Landesregierung will er spätestens bis Herbst ausscheiden. Landesrat Gerhard Reheis wird interimistisch die SPÖ Tirol leiten.

LR und LH-Stv- Gschwentner und LR Reheis

APA/Robert Parigger

Hannes Gschwentner übergibt den Parteivorsitz interimistisch an Soziallandesrat Gerhard Reheis.

„Ich habe beschlossen, den Weg für neue Gesichter freizumachen“, erklärte Gschwentner bei einer Pressekonferenz Dienstagmittag. Er habe dem interimistisch geschäftsführenden Parteivorsitzenden, Soziallandesrat Gerhard Reheis, angeboten, sein Regierungsamt mit sofortiger Wirkung zurückzulegen. Dieser habe jedoch gebeten, ihm noch Zeit zu geben, um ein zweites SPÖ-Regierungsmitglied zu finden. Reheis fügte hinzu, dass er für das Amt des SPÖ-Parteiobmanns zur Verfügung stehe und als Spitzenkandidat für die anstehende Landtagswahl 2013 antreten wolle.

„Mangelnde Unterstützung“

Gschwentner sagte über die Hintergründe zu seinem Rücktritt, dass die hundertprozentige Unterstützung in der Partei zunehmend geschwunden sei. Sie sei nicht mehr in ausreichendem Maß vorhanden gewesen. „Ich denke, dass für einen Spitzenkandidaten der Partei, für einen Parteivorsitzenden auch in einem Land wie Tirol, wo die SPÖ einen sehr schwierigen Stand hat, diese hundertprozentige Unterstützung und Geschlossenheit wichtig ist. Und wenn diese nicht gegeben ist, wird es sehr schwierig letztendlich einen erfolgreichen Wahlkampf zu führen.“

Gerhard Reheis

wurde am 1955 in Roppen (Bezirk Imst) geboren. Nach der Graphischen Berufsschule in Innsbruck arbeitete er in einer Druckerei. Von 1992 bis 1998 war Reheis im Imster Gemeinderat, im Anschluss fungierte er als Stadtrat und dann bis 2008 als Bürgermeister. Von 1999 bis 2008 saß Reheis für die SPÖ im Nationalrat. Nach der Landtagswahl 2008 wurde Reheis zum Landesrat für Soziales und Integration in Tirol bestellt.

Der interimistische Parteichef Reheis will sich bei der Landtagswahl 2013 mit „ganzer Kraft“ einbringen, „dass wir bei diesem Wahlgang einen Erfolg mit einem starken Plus erzielen können. Dafür brauche ich ein gutes Team, ein innovatives Team, das die Sozialdemokratie tragen kann“, sagte Gerhard Reheis.

Überraschender Rückzug

Vier Stunden lang hat der Parteivorstand der Tiroler Sozialdemokraten Montagabend über die Zukunft der Partei beraten. Geendet hat die Sitzung mit einer Überraschung. Der langjährige Parteichef Hannes Gschwentner hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Mit 26 von 27 Stimmen wurde interimsmäßig bis zum Parteitag im Herbst Gerhard Reheis zu seinem Nachfolger gewählt. Für Reheis kam die Entscheidung Gschwentners überraschend, wie er im ORF Radio Tirol-Interview mit Robert Unterweger betont. Gschwentner selbst war Montagabend wortkarg.

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Blick in den Sitzungssaal der SPÖ Tirol

ORF

Der SPÖ-Parteivorstand im Sitzungssaal

Über zehn Jahre an der Parteispitze

Am 4. Mai 2002 war Gschwentner zum Parteichef gewählt worden. Er trat damals die Nachfolge von Herbert Prock an. Der 54-Jährige galt stets als überzeugter Befürworter einer Regierungsbeteiligung seiner Partei, was ihm wiederholt den Vorwurf der „Ministrantentätigkeit“ für die ÖVP eintrug. Der Ex-Polizist kommt aus der Kommunalpolitik und saß 1999 erstmals im Landtag.

Immer wieder Gegenwind innerhalb der Partei

Gschwentners nunmehr vollzogener Rücktritt als SPÖ-Vorsitzender kam trotz des über all die Jahre anhaltenden innerparteilichen Gegenwinds doch überraschend. Zu den Kritikern von Gschwentners Regierungspolitik zählen vor allem Jusos und Gewerkschafter. Mit den SP-Gewerkschaftern gab es etwa um die Listenerstellung für die Landtagswahl 2008 einen heftigen Konflikt. Der damalige ÖGB-Chef Franz Reiter warf nach der Rückreihung auf einen aussichtslosen Platz das Handtuch. Nach der Wahl mit massiven Verlusten für die Sozialdemokratie, sie stürzte von 25,85 Prozent auf 15,46 ab, stellte Gschwentner im Landesparteivorstand die Vertrauensfrage und blieb schließlich Parteivorsitzender. Doch auch bei der heurigen Innsbrucker Gemeinderatswahl setzte es eine empfindliche Niederlage. Die SPÖ verlor 5,1 Prozentpunkte und kam nur mehr auf 14,5 Prozent.

Vom Kommunal- zum Landespolitiker

Der 54-Jährige Gschwentner startete seine politische Karriere im Unterinntaler Kundl, wo er schließlich auch Bürgermeister war. 1986 war er in den Gemeinderat eingezogen. Geboren wurde Gschwentner, der in der Landesregierung unter anderem für Umweltschutz und Wohnbauförderung zuständig ist, am 29. Juli 1957 in Kundl. Der frühere Sicherheitswachebeamte war mehrere Jahre Amtsleiter in der Marktgemeinde Rum bei Innsbruck. Nach der Volksschule und dem Besuch der Realgymnasien in Kufstein und Wörgl maturierte er 1976 in Wörgl. Er hat zwei Söhne und lebt in einer Partnerschaft.

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