Landesgeld für CD aus dem Nazi-Bereich

Ein vom Land mit viel Geld gefördertes privates Institut hat eine CD mit Werken des Antisemiten Josef Eduard Ploner herausgegeben. Im CD-Booklet ist aber von den Nazi-Verstrickungen des Tiroler Komponisten fast nichts zu finden.

Josef Eduard Ploner war der Haus- und Hofkomponist von Gauleiter Franz Hofer und ein Antisemit, behaupten Musikwissenschaftler. Der Musikwissenschaftler Kurt Drexel von der Universität Innsbruck sagt, Ploner sei auf jeden Fall ein Judenhasser gewesen, der eindeutig eine völkische Positionen vertreten habe.

Herausgeber: Ein Mitschwimmer

Der Herausgeber der CD, Manfred Schneider sagt, Ploner sei mit der Zeit mitgeschwommen, sei ein unglaublicher Dickkopf gewesen aber auch ein Pionier, dem immer etwas eingefallen sei. In der NS-Zeit sei er eigentlich nicht richtig ernst genommen worden.

Kurt Drexel

ORF

Kurt Drexel

Zusammenhänge nicht dargestellt

Dennoch konnte Ploner offenbar im NS-Reich einige große Werke herausbringen, so die dem Gauleiter Hofer gewidmete Kantate „das Land im Gebirge“. Kurt Drexel sagt, Texte wie „blonde Weiber, groß und schlank stehen an steingefassten Herden“ sei die typische Lyrik der Zeit gewesen, die in eine wirkliche Nazi-Kantate eingearbeitet worden sei. Auch diese Zusammenhänge würden nicht dargestellt, so Drexel.

Herausgeber Manfred Schneider sagt, der Text sei von Josef Georg Oberkofler gemacht worden, der das Gefühl und die Atmosphäre dieser Zeit in der Dichtung verarbeitet habe. Diese Einstellung habe auch nach dem Krieg noch lange fort gewirkt.

Einschlägiges Liederbuch von Ploner

Schlimmer noch, sagen Kritiker, sei das Liederbuch, das Ploner zusammen mit Gauleiter Hofer herausgegeben hat. Laut Drexel habe Ploner hier eine Mischung geboten von Parteiliedern, Kriegsgesängen, Tirolerliedern und antijüdischen Gesängen. Dabei sei ein Hymnus, in dem Gott aufgefordert werde, die Juden zu vernichten. All diese Fakten würden im Beitext der CD verschwiegen. Vor einem Jahr wurde bereits heftig darüber diskutiert, doch geschehen sei nichts. Drexel fürchtet um den Ruf Tirols.

Manfred Schneider

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Manfred Schneider

Herausgeber Manfred Schneider hat den Beitext etwas überarbeitet, sieht aber sonst keinen weiteren Änderungsbedarf. Ein Booklet sei ein kleines Beiheft für eine CD, es sei eine kleine Auflage von 300 Stück. „Was soll ich da noch erweitern? Wenn ich da einen Diskurs anfange, was soll ich darin darstellen? Wenn ich die Möglichkeit eine weltweiten Forums im Internet anbiete, dann werde ich doch nicht mit so einer kleinen Geschichte ein Booklet verändern wollen.“

Im überarbeiteten Teil des Booklets heißt es nun unter anderem: „Im Dritten Reich nahm er (Anm.: Ploner) in der Kulturpolitik in Tirol eine wesentliche Rolle ein, die vor allem im produktiven Zusammenwirken mit dem Gauleiter Franz Hofer kulminierte. Als wirklich trauriges und mit dem Grundcharakter Ploners nur schwer zu vereinbarendes Produkt dieser gemeinsamen Arbeit erweist sich das Liederbuch ‚Hellau! Liederbuch für Front und Heimat des Gaues Tirol-Vorarlberg‘...Darin sind eine Reihe menschenverachtender und so absolut unvertretbarer Lieder enthalten. ... Gilbert Ploner, der noch lebende Sohn des Komponisten, teilt dazu mit, dass sein Vater diese Lieder auf Druck des Gauleiters in die Sammlung aufnehmen musste.“

Landesrätin: Kein Änderungsbedarf

Kurt Drexel sagt, das ganze Projekt mit den Konzerten und CDs sei mit mehreren 100.000 Euros gefördert. Da müsse man erwarten, dass das wissenschaftlich verantwortungsvoll gemacht werde, das sei hier nicht der Fall. Das Ganze sei deshalb ein Fall für Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP). Doch Palfrader sieht keinen Handlungsbedarf. Das Booklet sei überarbeitet worden, zudem würde Herausgeber Schneider die NS-Zeit darin nicht verherrlichen.