Knalleffekt: Platzgummer statt Gruber

Die Innsbrucker ÖVP hat wenige Wochen vor der Gemeinderatswahl ihre Wahlkampf-Strategie sprichwörtlich auf den Kopf gestellt. Anstatt Franz X. Gruber wird der ehemalige Vizebürgermeister Christoph Platzgummer als neue Nummer eins ins Rennen geschickt.

Bis Dienstagfrüh war Stadtparteiobmann Franz Gruber offizieller Bürgermeisterkandidat der ÖVP und als solcher lacht er bereits von zahlreichen Plakaten. Diese müssen jetzt wohl erneuert werden, denn seit Dienstagvormittag steht fest, dass Christoph Platzgummer, einst im politischen Lager der Partei „Für Innsbruck“ (FI), die VP-Liste als Bürgermeisterkandidat anführen wird. Gruber zieht sich freiwillig auf den zweiten Listenplatz zurück.

Diese Entscheidung sei, so Gruber, ohne Druck von außen ausschließlich innerhalb der Innsbrucker Volkspartei gefallen. Als Stadtparteiobmann sei es seine Pflicht, das beste Team in die Wahl zu schicken und deshalb habe er Christoph Platzgummer gebeten, für den Bürgermeistersessel zu kandidieren. Mit ihm hofft Gruber, dass die Volkspartei nicht nur die Bürgermeisterwahl gewinnt, sondern auch stimmenstärkste Partei im Gemeinderat wird.

Umfragewerte waren nicht berauschend

Grund für die unübliche Personalentscheidung - immerhin wollte Gruber noch vor wenigen Tagen selbst Bürgermeister werden - dürften wohl auch die aktuellen Umfragewerte gewesen sein. Dabei war die ÖVP zwar als Liste im Spitzenfeld, in der Bürgermeisterfrage lag Gruber aber deutlich hinter Christine Oppitz-Plörer (FI) zurück.

Kampfansage an „Für Innsbruck“

Fest steht, dass Christoph Platzgummer eine klare Kampfansage der ÖVP an die Liste „Für Innsbruck“ ist. "Ich habe in den letzten Wochen versucht mit der Liste „Für Innsbruck" einen gemeinsamen bürgerlichen Weg für die Landeshauptstadt zu finden. Dies ist leider gescheitert. Offensichtlich haben die Gelben (FI) den bürgerlichen Weg verlassen und liebäugeln mit einer rot-grünen Zusammenarbeit“, so Gruber. Mit dem Führungsduo Platzgummer-Gruber sei die ÖVP die einzige Alternative, die noch für echte bürgerliche Politik und Werte stehe.

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Für Platzgummer kam Angebot überraschend

Eine Rückkehr in die Politik war nicht Teil seiner Lebensplanung, so Platzgummer am Dienstagvormittag. Das Angebot Grubers, mit ihm für einen neuen politischen Stil und Wind in Innsbruck zu sorgen war aber auschlaggebend für seine Zusage: „Sich über politische Entscheidungen zu ärgern, dann aber nein zu sagen, wenn die politische Mitarbeit angeboten wird, das wäre nicht Platzgummer.“

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Dass es für ihn besonders reizvoll sei, gegen seine einstige Parteikollegin Christine Oppitz-Plörer anzutreten, verneinte Platzgummer. Sie sei eine Gegenkandidatin wie andere auch. Sollte Platzgummer die Bürgermeisterwahl verlieren, bleibe er als Gemeinderat politisch aktiv. Mitglied der Stadtregierung werde er aber nicht werden.

Der Wechsel für die Position des ÖVP-Bürgermeisterkandidaten hat bei den anderen politischen Parteien Kommentare provoziert - mehr dazu in Spöttische Reaktionen zu Platzgummer.

Nach Euro als Vizebürgermeister zurückgetreten

Christoph Platzgummer war bis 2009 Vizebürgermeister von Innsbruck an der Seite von Hilde Zach. Damals gehörte er noch der Liste „Für Innsbruck“ an. Nachdem es im Zuge der Fußball-EM Euro 08 in Innsbruck zu finanziellen Ungereimtheiten kam, trat Platzgummer im Frühjahr 2009 zurück.

Platzgummer begründete seinen Schritt damals damit, dass er für das Finanzloch nach der Euro politisch die Verantwortung übernehme. Mit seiner Entscheidung wolle er verhindern, dass seine Gruppierung beschädigt werde, sagte Platzgummer damals im Gespräch mit tirol.ORF.at.

Anfang Mai 2009 war bekannt geworden, dass die Organisation der Fanzonen bei der Euro 2008 ein Finanzloch hinterlassen hatte, das um 900.000 Euro größer war als ursprünglich angenommen.

Platter holte Platzgummer ins Landhaus

Im Jänner 2010 wurde Platzgummer Leiter des Zukunftsbüros, das direkt bei Landeshauptmann Günther Platter angesiedelt ist. Er leitet derzeit die Abteilung Landesentwicklung und Zukunftsstrategie innerhalb der Raumordnung.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at