Kneissl gehört wieder Al Jaber

Mittwochnachmittag haben die Gläubiger dem Sanierungsplan für den in Konkurs befindlichen Skiproduzenten Kneissl angenommen. Alter und zugleich neuer Eigentümer ist Scheich Mohamed Al Jaber. Er überwies bereits knapp 2 Mio. Euro an den Masseverwalter.

Rund zwei Millionen Euro kostet es Kneissl, den Gläubigern 20 Prozent der Schulden zu zahlen. Damit kann Al Jaber weiterarbeiten wie zuvor - nur mit dem Unterschied, dass das Unternehmen jetzt schuldenfrei ist. Die Auszahlung der 20-Prozent-Quote erfolgt in den nächsten Tagen durch den Masseverwalter. Geschäftsführer Andreas Gebauer bedankte sich bei den Gläubigern und erklärte, dass die Skiproduktion in Kufstein wieder reaktiviert werde.

Al Jaber vor Kneissl-Schriftzug

APA/HELMUT FOHRINGER

Scheich Al Jaber

Übliche Vorgangsweise

Dass Scheich Jaber alter und nun auch neuer Eigentümer von Kneissl ist, ist gängige Praxis in der Wirtschaft. Rund 50 Unternehmen entschulden sich pro Jahr in Tirol auf diese Weise. Voraussetzung sind echte wirtschaftliche Schwierigkeiten. Das hat man auch bei Kneissl genau geprüft, sagt Walter Hintringer vom Kreditschutzverband.

„Wenn ein Unternehmen ins Insolvenzverfahren kommt, wird geschaut, warum es zur Insolvenz kam und nur jene, die wirklich überwiegend seriös auch in der Vergangenheit gearbeitet haben und nur reingeschlittert sind – vielleicht auch wegen kaufmännischer Mängel oder Forderungsausfällen - nur die bekommen die Möglichkeit, sich zu entschulden“. Besonders achte man dabei auf die Interessen der Gläubiger, erläutert Hintringer.

Unterschied: Sanierungsplan ohne Geld

Was allerdings im Fall Kneissl anders ist: Normalerweise werde gleich nach Insolvenzeröffnung ein Sanierungsplan vorgelegt und - das ist das Wesentliche - auch dessen Finanzierung sichergestellt. Das war bei Kneissl nicht so. Das nötige Geld kam nicht. Daraufhin wurde mit anderen Kaufinteressenten verhandelt.

Bald wurde auch einer gefunden, in Person eines jungen deutschen Snowboardherstellers. Allerdings schaffte auch dieser es monatelang nicht, das nötige Geld aufzutreiben. In der Zwischenzeit wurde Al Jaber offenbar wieder flüssig und hat erneut einen Sanierungsplan eingereicht und diesmal auch gleich das nötige Geld an den Masseverwalter überwiesen. Dass Al Jaber trotz der Vorgeschichte zum Zug komme, habe Gründe, führt Hintringer aus.

Sanierung für Gläubiger besser als Verwertung

„Unser Bestreben ist es, für die Gläubiger das Bestmögliche im Konkursverfahren zu erreichen.“ Das Bestmögliche seien die Sanierungspläne – im Falle einer Verwertung käme es zu einer Quote maximal im einstelligen Prozentbereich, so Hintringer.

Was das für Kneissl bedeutet, ist noch unklar. Die Produktion steht derzeit still, soll aber laut Geschäftsführer Andreas Gebauer wieder aktiviert werden. Was Scheich Al Jaber mit der Marke Kneissl tatsächlich vor hat, wird sich erst in ein paar Wochen herausstellen.

Die Vorgeschichte:

Ein Jahr ist es her seit Kneissl Konkurs angemeldet hat, weil Scheich Mohamed Al Jaber das zum Weiterarbeiten nötige Geld nicht nachgeschossen hatte. Seither versuchte Masseverwalter Stefan Geiler Kneissl zu verkaufen. Ein junger deutscher Unternehmer bekam den Zuschlag, überwies aber bis heute das nötige Geld nicht - mehr dazu in Neuerliche Sanierungsanträge bei Kneissl, Bericht: 1,98 Mio. Euro für Kneissl von Al Jaber und Weiter Verwirrung um Kneissl.