TILAK reagiert und verbietet Propofol

Das Narkosemittel Propofol könnte Schuld am Tod einer dreijährigen Patientin an der Kinderklinik in Innsbruck sein. Seitens der TILAK hat man die Verwendung von Propofol zur Sedierung an der Kinder-Intensivstation jetzt untersagt. Zu spät, reagiert der Elternverien empört.

Im Rahmen der laufenden Untersuchungen habe sich der Verdacht erhärtet, dass eine sehr seltene Nebenwirkung des Narkotikums zum Tod des Kindes geführt hat, erklärte die Klinik Innsbruck. Die Nebenwirkung, die bei dem Mädchen zum Tod geführt haben könnte, trete in einem von 10.000 Fällen auf und werde Rhabdomyolyse genannt. Dabei handelt es sich um die Auflösung der quer gestreiften Muskelfasern, zu denen die Skelettmuskulatur, die Herzmuskulatur und das Zwerchfell gehören.

Mädchen bekam zu lange Propofol

Das dreijährige Mädchen wurde für die Untersuchung der Atemwege, nachdem vermutet wurde, dass es Superkleber verschluckt hatte, in künstlichen Tiefschlaf versetzt. Das Narkosemittel war Propofol. Genau dafür ist das Mittel auch vorgesehen, für kurzfristige Narkosen. Nach dem Eingriff wurde das Kind auf die Intensivstation gebracht. Es blieb in künstlichem Tiefschlaf. Und genau dafür ist Propofol nicht vorgesehen. Sedierungen, die länger als 60 Minuten dauern, sollten mit Propofol nur in Ausnahmefällen gemacht werden. Das Mädchen lag aber mindestens 36 Stunden im künstlichen Tiefschlaf, erklärt die ärztliche Direktorin der TILAK, Alexandra Kofler. Ob das Propofol ursächlich mit dem Tod des Mädchens in Zusammenhang steht, kann Kofler aber noch nicht sagen.

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Kein Propofol bei künstlichem Tiefschlaf

Die Ärztliche Direktion der Innsbrucker Klinik hat am Donnerstag entschieden, zum Schutz der jungen Patienten und Patientinnen die Verwendung von Propofol für den künstlichen Tiefschlaf auf der Kinder-Intensivstation für Patienten unter 18 Jahren gänzlich zu untersagen.

Für Operationen weiter in Verwendung

Weiterhin in Gebrauch bleibe das Mittel für Narkosezwecke. Im Rahmen von Operationen werde es auch künftig in Gebrauch sein, weil es eines der wenigen Mittel sei, die für Kinder zugelassen sind, teilte ein Sprecher der APA mit.

Elternverein: Maßnahme kommt zu spät

Gabriele Fischer vom Elternverein kritisiert, das ihrer Meinung nach zu späte Vorgehen der TILAK: „Die Maßnahme der Klinik ist eine reine Makulatur und kommt viel zu spät. Das Gutachten im Fall Nadina hat klar beschrieben, dass dieses Mittel gefährlich ist. Die TILAK hätte im März schon was tun können. Das heißt, dass die Verantwortlichen jetzt aus dem Tiefschlaf erwacht sind, zeigt nur die Handlungsunfähigkeit der TILAK“, so Gabriele Fischer.

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Schon im Fall Nadina war Propofol im Spiel gewesen. Die heute Vierjährige aus Kufstein ist seit einer Leistenbruchoperation an der Klinik schwerstbehindert.

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Multiorganversagen auf Kinderstation

Das Mädchen war am 15. Oktober in das Bezirkskrankenhaus Schwaz eingeliefert worden, weil es beim Spielen Klebstoff verschluckt haben soll. Von dort war das Kind aber umgehend an die Innsbrucker Klinik überwiesen worden. Die Narkose für eine Untersuchung sei, laut ärztlicher Leitung, „ohne Probleme“ verlaufen. Zu der Verschlechterung, die mit einem Multiorganversagen des Kindes endete, sei es erst Tage später gekommen.