Aktive Gestaltung der alpinen Landschaft

Knapp 90 Prozent der Befragten einer in Nord- und Südtirol durchgeführten Studie sprechen sich für eine monetäre Unterstützung der Berglandwirtschaft aus. Die Verstädterung bewerteten die Befragten als eher negativ.

Lediglich elf Prozent der Teilnehmer der Untersuchung würden eine finanzielle Förderung ablehnen, erklärten die Verantwortlichen der Studie am Donnerstag. Befragt wurden 1.800 Nord- und Südtiroler sowie 4.300 Touristen.

Vorzug traditionell bewirtschafteter Flächen

Ländlicher Raum im Wandel

Das EU-Interegg-Projekt KuLaWi beschäftigt sich mit der Entwicklung alpiner Landschaften. Insbesondere durch die Bewirtschaftung werden Landschaften geprägt: Gunstlagen werden zunehmend intensiviert, Randlagen werden aufgelassen.

Eine der leitenden Fragen der Studie sei gewesen, wie es zum Landschaftswandel habe kommen können und welchen Landschafttyp die Gesellschaft überhaupt wolle.

Die Auswertung der Umfragen, Interviews und Analysen würden einen klaren Trend zeigen, erläuterte Ulrike Tappeiner vom Institut für Ökologie an der Uni Innsbruck: Traditionell bewirtschaftete und bewaldete Flächen würden sehr positiv beurteilt, Landschaften hingegen, die durch eine intensive Landwirtschaft geprägt seien, würden weniger gefallen.

Touristen kritischer gegenüber Zersiedelung

Deutliche Unterschiede hätten sich zwischen den Bewertungen von Einheimischen und Touristen gezeigt: Touristen stünden der Siedlungsausbreitung kritischer gegenüber als Einheimische. Umgekehrt habe den Einheimischen die Bewaldung meist weniger gut gefallen als den Touristen. Auffallend sei zudem gewesen, dass italienischen Touristen offene Grünflächen besser gefallen hätten als den übrigen Befragten.

Kulturlandschaft seit 1500

Die typische Kulturlandschaft in Tirol und Südtirol entstand bereits im 15. Jahrhundert. Landschaftskulturelle Unterschiede ergaben sich dabei durch verschiedene Rechtstraditionen zwischen Ost und West und durch die veränderte Rechtslage nach dem Anschluss von Südtirol an Italien.

Speckgürtel um Innsbruck und Bozen

Der Siedlungsraum habe sich massiv ausgedehnt, so Ulrike Tappeiner: „Wir haben eine starke Urbanisierung, insbesondere in den Talbereichen. Es wächst alles zusammen, wie der ‚Speckgürtel um Innsbruck‘ zeigt. Wir kennen das Gleiche auch in Südtirol. Von Bozen, Leifers geht es hinunter bis nach Auer.“

Bauern erfüllen Auflagen

Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger sieht das Ergebnis als Bestätigung der bäuerlichen Arbeit: „Wenn in Tirol 98 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen, also fast das gesamte Grünland, ohne chemischen Pflanzenschutz und ohne Handelsdünger bewirtschaftet werden, dann sind das Signale, dass die Bauern die Auflagen erfüllen.“ Damit werde auch die Basis für eine nachhaltige Landwirtschaft gelegt, so Hechnberger.

Im kommenden Jahr werden die Forscher die Menschen vor Ort in den Projektgebieten über die konkreten Ergebnisse informieren. Für die Schulen soll es einen Lernkoffer zur Reise durch die alpine Landschaft und ihre Entwicklung geben.

Grenzübergreifende Zusammenarbeit

Das INTERREG Programm fördert grenzübergreifende Maßnahmen der Zusammenarbeit wie Infrastrukturvorhaben, die Zusammenarbeit öffentlicher Versorgungsunternehmen, gemeinsame Aktionen von Unternehmen oder Kooperationen im Bereich des Umweltschutzes, der Bildung, der Raumplanung oder Kultur.

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