Eignen sich Sturmbäume als Christbäume?

In Italien werden aus Solidarität mit den Waldbesitzern Christbäume aus den Unwettergebieten im Norden verkauft. In Südtirol hält man wenig von dieser Nutzung des Schadholzes, aus ästhetischen und Sicherheitsgründen.

In Mailand und Rom werden heuer nicht überall formschöne Weihnachtsbäume verkauft. Wer will, kann auch den Wipfel eines der Bäume erwerben, die bei den Stürmen Ende Oktober entwurzelt oder abgeknickt wurden. Der italienische Bauernverband Coldiretti hat diese Aktion ins Leben gerufen. Es sei eine Solidaritätsaktion, der Erlös komme den betroffenen Waldbesitzern in Norditalien zugute.

Holzmaschine im Wald zwischen einigen lädierten Bäumen

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Ästhetische und wirtschaftliche Bedenken

70 Prozent der Christbäume in Italien sind aus Kunststoff, da kann ein echter Baumwipfel möglicherweise leicht gefallen. In Südtirol sorgen Baumwipfel, die als Christbäume verwendet werden sollen, für leichtes Schmunzeln bis hin zu skeptischen Blicken. So ist der Südtiroler Bauernbund gegen die Idee, weil es im Land zahlreiche Christbaumbauern gebe, denen durch diese Aktion ein Geschäftsverlust drohe. Außerdem entsprächen die Baumwipfel schlicht nicht den Vorstellungen, die sich Südtiroler von ihrem Christbaum machen würden.

Dass sich jemand einen lädierten Baumwipfel in die Stube stellt, kann sich auch Holzarbeiter Christian Valtingoier kaum vorstellen. Er ist am Karerpass gerade mit Aufräumarbeiten nach den Sturmschäden beschäftigt. „Die meisten Bäume wird der Wind wohl so zerschlagen und zerzaust haben, dass sie nicht mehr als Christbaum geeignet sind“, vermutet Valtingoier. Allenfalls einige wenige junge Bäume könnten sich eignen.

Waldarbeiter in Arbeitsmontur schaut Baumwipfel an

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Waldarbeiter Valtingoier würde sich so einen Baum nicht in die Stube stellen

Gefahr durch herabstürzende Bäume

Die Südtiroler Forstbehörde warnt sogar vor Gefahren: die umgestürzten Bäume stünden unter Spannung, sie könnten nicht ohne professionelle Sicherungsmaßnahmen einzeln aus dem Wald geholt werden. Wurzeln könnten zurückschlagen, Baumstämme abrutschen, so der Südtiroler Landesforstdirektor Mario Broll.

Bäume großflächig am Boden durch Windwurf

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Großflächig könnten Bäume abstürzen, wenn einzelne Bäume nicht fachgerecht entfernt werden

Sich seinen Christbaum einfach selbst aus dem verschneiten Wald holen, ist aus Sicherheitsgründen also keine Option - ganz unabhängig von den ästhetischen Ansprüchen, die man vielleicht an seinen Baum hat.