Jakob Stainer - Ketzer und Genie

Der Absamer Geigenbauer Jakob Stainer wird oft in einem Atemzug mit Antonio Stradivari genannt. Georg Laich hat über die vielschichtige Persönlichkeit des Tiroler Geigenbauers ein Österreichild gestaltet. Zu sehen ist es am 15. Jänner 2017 auf ORF 2.

In Absam im Tiroler Inntal baute Stainer im 17. Jahrhundert meisterhafte Streichinstrumente, die bald einen internationalen Ruf hatten. Heute ist eine echte Stainer-Geige 250.000 Euro oder auch mehr wert.

Totalaufnahme einer Geige

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Das Instrument ist im Besitz von Stainers Heimatgemeinde Absam und im dortigen Gemeindemuseum ausgestellt. Sie erklingt dort auch immer wieder

Im 18. Jahrhundert spielen viele große Musiker wie der Violinist Giuseppe Tartini auf Stainers Instrumenten, die damals noch teurer gehandelt wurden als die Erzeugnisse Stradivaris. Auch in der heutigen Zeit gelten Stainer-Instrumente - nicht zuletzt dank Nikolaus Harnoncourt - als kostbare, gefragte Soloinstrumente für Kammer- und Barockmusik.

Detailaufnahme einer Geige

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Detailaufnahme der Stainer Geige in Absam

Sendungshinweis:

„Österreichbild"
Gestaltung: Georg Laich
Kamera: Mike Mayer
Schnitt: Bernhard Stern
Sendedatum Sonntag 15. Jänner 2017 18.25 ORF 2

Doch Jakob Stainer steht auch für einen massiven Konflikt mit der katholischen Kirche des 17. Jahrhunderts: Er besaß lutherische Schriften, wurde nach einem Inquisitionsverfahren exkommuniziert und erst nach einer Sühnezeremonie wieder in die Kirche aufgenommen.

Das Österreich-Bild aus dem Landesstudio Tirol zeigt den meisterhaften Geigenbauer und streitbaren Kirchenkritiker Jakob Stainer im Licht modernster Forschungsergebnisse. Dafür wurde an Originalschauplätzen in Absam, Brixen, Wien und in der bekannten Geigenbaumetropole Mittenwald in Bayern gedreht. Es entstanden zum Teil aufwendige Szenen zu Stainers Schicksal im Inquisitionsprozess.

Geigen werden gescannt

In dem Forschungsprojekt „violinforensic“ untersuchen Spezialisten des Kunsthistorischen Museums und der Universität Wien Stainer-Geigen und andere kostbare Meisterinstrumente. Die Geigen werden in einem Computertomographen gescannt.

Geige im Scanner

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Geige wird gescannt

Ergebnis ist ein exakter dreidimensionaler Blick durch die Geige, an dem Fachleute jedes Detail im Inneren des Instruments erkennen können. So werden markante Charakteristiken der Bauweise Stainers exakt identifiziert.

Screenshot gescannte Geige

violinforensic

Gescannte Geige

Im Jahr 2003 wurde der originale Prozessakt gegen Jakob Stainer aus dem 17. Jahrhundert entdeckt, was ein Sensationsfund war. Die Originaldokumente werfen ein neues Licht auf Stainer und seine Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche der Gegenreformation.

Männer vor Kirchentüre

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Das angeschlagene Urteil

Der Urteilsspruch ist im Original erhalten. Seinerzeit wurde er an den Kirchentüren von Absam und Hall angeschlagen.

Bücherverbrennung

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Stainers Bücher wurden verbrannt

Da sich Stainer nicht geschlagen gibt, werden seine beschlagnahmten Bücher öffentlich verbrannt. Stainer selbst wird exkommuniziert und verhaftet.

Mann hinter vergittertem Fenster

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Kurt Benkovic verkörpert den verhafteten Stainer. Von Stainer selbst gibt es weder ein Bild noch exakte Geburts- oder Sterbedaten

Die Violinistin Annegret Siedel besitzt eine Stainer-Geige von 1670. Für das Österreich-Bild musiziert die international tätige Barockinterpretin und gibt Einblicke in die Geschichte und die klanglichen Besonderheiten ihres kostbaren Instruments.

Annegret Siedel spielt Geige

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Die Violinistin Annegret Siedel spielt auf einer Stainer-Geige