Euregio soll mehr Bedeutung bekommen

Die drei Landeshauptleute Günther Platter, Arno Kompatscher und Ugo Rossi haben am Montagabend im ORF Studio 3 über die Bedeutung der Europaregion Tirol diskutiert. Nach dem Wunsch der Politiker soll diese mehr an Bedeutung gewinnen.

Vor zahlreichen Zuhörern aus allen Teilen Tirols präsentierten am Abend die drei Landeshauptleute aus Tirol, Südtirol und dem Trentino ihre Vorhaben und Visionen zur Zukunft der Europaregion Tirol. Dabei traten die Landeschefs im Vorfeld des Dreierlandtags erstmals gemeinsam im ORF im Studio 3 auf.

“Regionen so wichtig wie ein Bissen Brot“

Wie wichtig die Euregio sei, sprachen alle drei Landeshauptleute mehrfach während der Diskussion an. Man könne die Trennung Tirols durch die gemeinsame Region schrittweise überwinden, dabei müsse man die Bevölkerung jedoch durch Taten überzeugen, gab Südtirols LH Arno Kompatscher zu Bedenken. Dafür müssten die Regionen von den Zentralstaaten jedoch die Möglichkeit bekommen, sich selbst weiterzuentwickeln. Europa brauche Regionen so dringend wie einen Bissen Brot, so LH Günther Platter.

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Auch Ugo Rossi betonte die Bedeutung der gemeinsamen Region für das Trentino. Die Bevölkerung sehe die innovative Chance sich durch die Euregio vor allem auf kultureller Ebene in Europa einzubringen.

Akzeptanz in Bevölkerung soll gesteigert werden

Dass die Akzeptanz der Euregio nicht so groß wie erwünscht sei, liege unter anderem wohl an der unterschiedlichen Geschichte der drei Landesteile, erklärte Platter die geringe Bekanntheit und Akzeptanz der Euregio in der Tiroler Bevölkerung. Auch sei der Begriff „Euregio“ holprig. Hier sehe er durchaus Verbesserungsspielraum gegeben, gab Platter offen zu.

Diskussion im Studio 3

ORF

vlnr: LH Arno Kompatscher, CR Siegfried Giuliani, LH Günther Platter, Sybille Brunner, LH Ugo Rossi

Wie Arno Kompatscher betonte, müsse man das Potenzial sehen, was noch möglich sei. Die Euregio-Projekte müssen für die Bevölkerung spürbarer werden. Sobald die die Menschen die Vorteile am eigenen Leib verspüren würden wachse die Euregio besser zusammen. Er merke jedoch, dass das Interesse gerade bei jungen Leuten ständig wachse. Es sei daher derzeit ein sehr guter Zeitpunkt, die Euregio bei den Menschen bekannter zu machen. Die Sehnsucht junger Menschen nach Heimat sei derzeit sehr groß, so Kompatscher. Die Leute würden sich ihrer Wurzeln besinnen und etwa auch wieder vermehrt Tracht tragen.

Auch das Trentino erwarte sich viel von der Euregio. Man spüre die Notwendigkeit, Unterschiede aufzuholen und Chancen gerade in der sprachlichen und kulturellen Hinsicht zu nutzen. Es sei immer leichter zu trennen als eine Einheit oder Verbundenheit aufzubauen. Für das Umdenken brauche man Geduld, die eingeschlagene Richtung stimme jedoch, so Ugo Rossi.

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Nachzuhören im Podcast

Die zweistündige Diskussion können Sie im Podcast von ORF Radio Tirol nachhören.

Diskussion im ORF Studio 3
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Gemeinsamer Auftritt als Chance

Kompatscher sprach sich bei der sehr sachlich geführten Diskussion für eine künftig gemeinsame Strategie bei der Vermarktung etwa von landwirtschaftlichen Produkten aus. Es solle zwar auch dann noch eigene Marken geben, man wolle jedoch durch gemeinsame Herkunft und Qualität punkten. Man müsse daher versuchen, die Begehrlichkeit bei den Menschen wecken. Ähnliches gelte auch für den Tourismus und für das Freizeitangebot. Man könne international durch die gemeinsame Herkunft punkten. Hier sei das Potenzial bisher nicht ausgeschöpft.

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Engere Zusammenarbeit bei Ausbildung

Viel wurde auch darüber gesprochen, wie die Euregio bei der Ausbildung junger Leute helfen könne. Um die Jugendarbeitslosigkeit zu senken, müsse die Ausbildung der Jugend verbessert werden. Zwar liege Tirol mit einer Jugendarbeitslosigkeit von sechs Prozent besser als Südtirol mit zwölf Prozent bzw. dem Trentino mit 23 Prozent, dennoch müsse auch hier weiter investiert werden, um diesen Wert noch weiter zu senken, so LH Platter.

Die Euregio solle daher zum einen den Know-how-Austausch zwischen Fachberufsschulen - z.B. zwischen Rotholz und Laimburg – stärken. Auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Universitäten werde künftig finanziell unterstützt. Eine Mio Euro sei jährlich für die Forschung vorgesehen, zusätzlich sollen auch 100.000 Euro in einen Mobilitätsfonds fließen, damit Studenten Vorlesungen in den anderen Landesteilen besuchen können, sagten die Landeshauptleute bei der Diskussion. Mehrfach wurde betont, wie wichtig die Mehrsprachigkeit sei, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.

Region mit großer wirtschaftlicher Bedeutung

Die Europaregion mit Tirol, Südtirol und dem Trentino vereint etwa 1,7 Millionen Einwohner und hat seit 2011 im Rahmen der EU eigenen Rechtsstatus sowie ein gemeinsames Büro in Bozen.