Die Oper „Katja Kabanowa“ von Leoš Janáček oder das Tanztheater „Terra Baixa“ sind nur einige der Produktionen, die derzeit am Tiroler Landestheater fix und fertig geprobt in der Pipeline warten. Nun hofft man auf die Möglichkeit, sie auch aufzuführen. Interne „Premieren ohne Publikum“ sind schon über die Bühne gegangen.
Proben für die Schublade
In den Innsbrucker Kammerspielen arbeitet man gerade an den Endproben für das Schauspiel „Königin der Berge“. Obwohl es in dem Stück um das ernste Thema der Sterbehilfe geht, verspricht die Theaterfassung des gefeierten Romans von Daniel Wisser gute Unterhaltung. Die Hauptfigur, Herr Turin, leidet unter der unheilbaren Krankheit Multiple Sklerose. Er säuft und äußert sich sexistisch, und dennoch lieben ihn die Krankenschwestern.
Die Uraufführung ist schon mehrmals verschoben worden. Diese Unsicherheit trübt die Stimmung im Ensemble. Stefan Riedl übernimmt die Hauptrolle: „Es ist toll, dass wir überhaupt spielen können. Als fix angestellte Schauspieler genießen wir dieses Privileg. Doch manchmal beschleicht mich das Gefühl, für die Schublade zu proben.“
Test als logistischer Kraftakt
Die derzeit diskutierten Eintrittstests als Ticket für einen Theater- oder Kinobesuch betrachtet Intendant Johannes Reitmeier als logistische Herausforderung. „Jeder, der eine Vorstellung besucht, muss dann eine Bescheinigung haben, dass er in den letzten Monaten eine Corona-Infektion durchgemacht hat, oder einen Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Das muss beim Einlass kontrolliert werden. Für uns ist das ein logistischer Kraftakt.“
Die fehlende Planungssicherheit sei das Schlimmste für den Theaterbetrieb, sagt Reitmeier. "Im Theater treffen nicht am Abend ein paar Menschen zusammen und dann geht der Vorhang auf. Wir brauchen einen Vorlauf, um die vorproduzierten Stücke auf die Bühne zu bringen. Wenn wir diesen Vorlauf nicht haben, wird es schwierig, kurzfristig zu öffnen, gibt Reitmeier zu Bedenken. „Das Wichtigste für uns ist allerdings, dass das Publikum bei der Stange bleibt. Dem haben wir in letzter Zeit viel Geduld abverlangt. Wenn die Menschen wieder kommen, wollen wir vorbereitet sein.“
Wer plant, verliert
In der Off-Bühne Theater Präsent macht man Corona zum Thema und bringt in dem gemeinsam entwickelten Stück „No Drama, Erinnerungen an eine Zukunft“ die eigenen Befindlichkeiten auf die Bühne. Auch diese Premiere verlief Ende Dezember ohne Publikum.
Dass die Gastronomie angeblich vom „Rein-Testen“ ausgenommen werden soll, stößt bei der Theaterleiterin Elke Hartmann auf Unverständnis. „Was uns grämt, ist der Unterschied, der zwischen Gastro und Kultur gemacht wird. Für mich ist es nicht nachvollziehbar. Das kann nur an dem Druck liegen, den die Gastro macht und die Kultur nicht. Wir erleben das alle als sehr ungerecht!“
Positiv sei in diesem Fall der kleine Theaterraum im Keller, in dem normalerweise höchstens 50 Personen Platz haben. Wenn die Regelung letztendlich so kommen sollte, würde Hartmann nur 20 Personen einlassen. „Zu uns kann man dann auch ohne Test kommen“, freut sich die engagierte Theatermacherin.
Die Menschen vermissen uns
Große Skrupel gegenüber der geplanten Eintrittstests hat Tanja Helm vom Innsbrucker Leo-Kino. „Ich finde diese Tendenz problematisch, weil man uns aufbrummt, andere Menschen zu kontrollieren“, so Helm. Das sei für sie ein sehr heikles Thema.
Auch wenn es insgesamt finanziell lohnender wäre, mit den Unterstützungsgeldern das Programmkino geschlossen zu halten, will Helm sobald als möglich wieder aufsperren. „Wir wollen arbeiten. Wir wollen Filme zeigen. Die Menschen vermissen uns“, bringt es die Leiterin des Innsbrucker Programmkinos auf den Punkt.
In Zukunft mit Skischuhen ins Museum?
Er wolle keine Branchen gegeneinander ausspielen, doch dass die Museen nach Weihnachten schließen mussten und die Skilifte aufsperren durften, das sei ihm schon übel aufgestoßen, sagt Peter Assmann. Der Direktor der Tiroler Landesmuseen bedauert, dass die hochkarätig bestückte Ausstellung über den Tiroler Superstar Franz von Defregger im Ferdinandeum nur wenige Tage zu sehen war. Dann kam der dritte Lockdown, der – für ihn völlig überraschend – auch die Museen betroffen hat.
Die teuren Leihgaben aus den USA oder das wertvolle Original von Vincent Van Gogh aus Amsterdam kann derzeit niemand genießen. Die Leihverträge laufen aus. Die Versicherungssumme der Ausstellung beträgt immerhin mehr als 40 Millionen Euro.
Die Frustrationstoleranz sinkt
„Wir haben im Museum alle Möglichkeiten, Einzelbesuche zuzulassen, Abstände einzuhalten und Menschen in dieser Krise aus dem Eingesperrtsein zu befreien. Das sehe ich jetzt als unsere Aufgabe“, so Assmann.
„Es kann doch nicht so schwer sein, eine Regelsystematik zu entwerfen, die für alle machbar ist. Tun wir uns doch beim Reintesten in der Kultur zusammen und versuchen wir, rasch zu Impfungen zu kommen. Ich verstehe es nicht mehr, dieser Lockdown ist zum Knockdown geworden“, so Assmann.
Die Besucherzahlen sind im Vergleich zum letzten Jahr um 60 Prozent gesunken. Positiv sei die Tendenz, dass wesentlich mehr Einheimische die Sammlungen in den fünf Häusern besucht haben. Man rechnet mit Mindereinnahmen von 615.000 Euro. Die Pläne für den Museumsneubau seien dennoch auf Schiene. Ende März tagt die Jury für den Architektenwettbewerb. Der Baubeginn ist für Sommer 2022 geplant.
Kleine Galerien wie das Innsbrucker Art Depot versuchen, mit Kunst im Freien das Interesse zu wecken. Die Stahlskulptur der deutschen Künstlerin Mia Florentine Weiss war schon an mehreren Plätzen in Deutschland zu sehen, etwa vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Die Skulptur stellt ein sogenanntes Ambigramm dar, die Botschaft ist doppeldeutig. Von der einen Seite liest sich die Schnörkelschrift als „Love“ und von der anderen als „Hate“. Wenn der Christbaum vor dem Goldenen Dachl wegkommt, soll die Stahlskulptur in der Innsbrucker Altstadt platziert werden.